
Bundesliga, spanische Liga, Champions League – im Laufe der Jahre ist Johannes Geis viel herumgekommen. Der Junge aus Oberstreu galt als eine der großen Mittelfeldhoffnungen Deutschlands. Zwischenzeitlich wurde sein Marktwert auf 15 Millionen Euro geschätzt. Seit 2019 steht er beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg unter Vertrag. Im Interview erzählt der 29-Jährige von seinen Verbindungen in die Rhön, was er nach der Profikarriere vorhat und wie es war, gegen Messi und Ronaldo zu spielen.
Johannes Geis: Schiedsrichter Benjamin Brand aus Gerolzhofen. Ich wusste nicht, dass er zum ersten Mal in der Bundesliga gepfiffen hat, als ich 2015 auf Schalke gespielt habe. Es freut mich für ihn, dass er eine sehr gute Entwicklung genommen und auch schon einige Topspiele geleitet hat.
Geis: Im Alter von vier Jahren habe ich in Oberstreu mit dem Fußball begonnen. Weiter ging es in Mittelstreu und Großbardorf. Mit 15 Jahren kam der Wechsel zu Greuther Fürth, wo ich Juniorennationalspieler geworden bin. Als ich 17 war, habe ich den ersten Profivertrag unterschrieben. Meine weiteren Stationen waren Mainz, Schalke, Sevilla und Köln, bevor ich nach Nürnberg gekommen bin.
Geis: Das war eine sehr schöne Zeit, in der für meine weitere Karriere alles gepasst hat. In Oberstreu war mein Papa mein Trainer. Das hat mir geholfen, aber er hat mich auch gefordert. Ich habe von der sehr guten Jugendarbeit in Großbardorf profitiert. Wir hatten in Österreich Turniere und haben uns mit den besten Mannschaften gemessen. Daran denke ich gerne zurück.
Geis: Ich bin sehr gerne in der Heimat. Meine Familie lebt dort, genauso meine zwei besten Kumpels. Die Rhön ist ein guter Rückzugsort für mich. Hier gibt es schöne, ruhige Plätze, um abzuschalten. Ich freue mich jedes Mal, nach Hause zu kommen. Da meine Frau aus Lauf an der Pegnitz kommt, wollen wir nach meiner Karriere aber in der Nähe von Nürnberg bleiben.
Geis: Die besten Jahre kommen erst noch. Mit dem Alter wird man ja auch abgezockter. Ich fühle mich gut. Zum Glück bin ich in all den Jahren von schweren Verletzungen verschont geblieben. Durch meine Erfahrung kann ich den jungen Mitspielern etwas mitgeben.
Geis: Ich fühle mich beim Club pudelwohl, zumal meine Familie und die meiner Frau nicht weit weg sind. Das Ausland ist immer reizvoll, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mir vorstellen, länger beim Club zu bleiben.
Geis: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn es irgendwann nicht mehr für den Leistungssport reicht und die Muskeln halten, werde ich irgendwo aufschlagen und mir einen schönen Verein aussuchen, um dem Fußball verbunden zu bleiben.
Geis: Ich kann mir vorstellen, vielleicht ins Trainergeschäft einzusteigen. Aber konkret weiß ich es noch nicht. Das wird sich nach der aktiven Zeit ergeben. Vorher werde ich mir aber erst mal eine Auszeit nehmen, um Abstand zu bekommen. Als Fußballer steht man ständig unter Strom.
Geis: Die A-Nationalmannschaft wäre ein großes Ziel gewesen. Aber man muss auch immer dankbar sein und sich glücklich schätzen für das, was man erreicht hat. Nur ein kleiner Prozentsatz derer, die vom Profifußball träumen, schafft es in den bezahlten Fußball.
Geis: Mein erstes Champions-League-Spiel mit Sevilla gegen Liverpool. Wir lagen zur Pause 0:3 hinten und haben noch 3:3 gespielt. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Geis: Messi war mein härtester Gegenspieler. Das Talent hat ihm der Fußballgott gegeben. Ronaldo hat sich vieles hart erarbeitet und verfügt über eine außergewöhnliche Ausstrahlung. Ich erinnere mich an die Szene vor unserem Spiel in Madrid, nachdem er zwei Tage zuvor als Weltfußballer des Jahres seinen fünften Ballon d’Or bekommen hat. Alle Trophäen standen aufgereiht vor uns. So nah werde ich nie mehr an einen goldenen Ball kommen.
Geis: Die Region kann stolz sein, dass sich bei den Würzburger Kickers, Schweinfurt 05 und Aubstadt so viel tut. Junge Spieler haben die Möglichkeit, auf hohem Niveau zu trainieren, was ein Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt sein kann. Vor allem Aubstadt macht das in der Regionalliga richtig gut, dafür dass es ein kleinerer Ort ist.
Geis: Die Schmerzen sind auszuhalten. Im jugendlichen Leichtsinn habe ich mir das ein oder andere Tattoo zugelegt. Wenn in ein paar Jahren die Familienplanung abgeschlossen ist, lasse ich mir vielleicht etwas zu meinen Kindern stechen. Ich bin aber nicht der Typ, der den kompletten Arm tätowiert haben muss.
Geis: Markus Weinzierl kennt mich aus der gemeinsamen Zeit bei Schalke. Das ist ein Vorteil. Er weiß, wie er mich anpacken muss. Damit kitzelt er noch ein paar Prozent heraus.
Frage: Meinen Jugendtrainer beim TSV Großbardorf, Hansjürgen Ragati, dem ich viel zu verdanken habe. Er war ein großer Förderer und hat mir viel mitgegeben.
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