Am 27. November 2021 spielte der FC 05 Schweinfurt letztmals um Punkte in der Fußball-Regionalliga Bayern: 2:2 gegen Burghausen. Danach fielen alle angesetzten Partien der Nullfünfer aus, unter anderem die beim 1. FC Nürnberg II. Die wird jetzt wird nachgeholt, ungewohnt am Sonntag (14 Uhr, Valznerweiher, Zuschauer nach 2G-Regel), weil am Samstagabend die Erste des Club unweit im Stadion gegen Regensburg kickt. Für den FC 05 ist es der erste Schritt auf dem extrem schmalen Grat der Hoffnung, doch noch irgendwie die enteilten Bayreuther und Bayern abzufangen.
Im Hinspiel hatten sich die Schweinfurter mit einem wenig erbaulichen 1:1 von der Nürnberger U 21 getrennt, in einer noch weniger erbaulichen Phase Anfang August, als es aus drei Partien gerade zwei Punkte zu holen gab. Die fehlende Frische nach der verpatzten Drittliga-Relegation und einer kaum vorhandenen Sommerpause wurde als Erklärung gefunden. Das ist Geschichte: Drei Monate Winterpause sollten der Mannschaft von Tobias Strobl ausreichend Regeneration verschafft haben.
Die Vorbereitung
Keine Verletzten. Alleine deswegen bilanziert Strobl: "Die Vorbereitung ist gelaufen, wie wir uns das erwünscht haben." Die hohe Zahl an Corona-Fällen ändere daran wenig: "Besser jetzt als in der Runde." Es gab drei Zu-Null-Siege gegen Alzenau (8:0), Seligenporten (3:0) und den FV 04 Würzburg (4:0) sowie ein etwas zu hoch ausgefallenes 1:4 gegen Offenbach – sowie die Erkenntnis, dass die intensive Arbeit am oftmals leichtsinnigen Defensivverhalten gefruchtet habe. Beinahe noch wichtiger: "Die Lockerheit ist zurück, bei Spielern und Verantwortlichen."
Der Kader
Kein Neuzugang, aber Abgänge von Daniel Adlung (Fürth) und Lamar Yarbrough (Großaspach). Der Kader ist schmaler geworden. Um die Adlung-Lücke im Mittelfeld zu füllen, ist immer wieder ein Name genannt worden: Marco Zietsch. Der Nürnberger hatte die FCN-Jugend durchlaufen, ehe er im Sommer 2021 zum FC 05 gewechselt ist. Der 21-Jährige tat sich schwer, seine Rolle zu finden in einer mit dem Trio Fery/Böhnlein/Adlung prominent besetzten Schaltzentrale. "Wir haben eine enorme Qualität im Kader und da zähle ich mich dazu", sagt Zietsch, der Adlung gar nicht erst 1:1 zu ersetzen versucht: "Ich bin gerne in Ballbesitz, aber kein Dribbler. Ich sehe meine Stärken in der Ballannahme, im Passen und in tiefen Läufen." Intern gibt es zudem zwei "Quasi-Zugänge": Die Offensivspieler Martin Thomann und Florian Pieper sind nach langen Verletzungspausen wieder fit.
Die Form
"Die Stimmung in der Mannschaft ist super", spielt Zietsch auf die Psyche an, Strobl spricht von "läuferischem Top-Niveau". Eingefahrene Routinen seien aufgebrochen worden, die Spieler wirkten in den Tests variabler und spritziger. Die Generalprobe gegen Bayernligist Würzburg hatte gezeigt, dass die Mannschaft – anders als in zahlreichen Punktspielen des alten Jahres – zum Ende hin noch einmal das Tempo anziehen kann.
Die Aussicht
Das sommerliche Selbstbewusstsein des Titelverteidigers ist der demütigen Chancen-Kalkulation eines Außenseiters im Titelrennen gewichen. "Wir müssen ein konkretes Ziel ausrufen", sagt Zietsch mit Blick auf die ausstehenden 16 Punktspiele – und die 13 Punkte Rückstand auf Bayreuth, das allerdings eine Partie mehr absolviert hat. "Wir müssen von Woche zu Woche immer die maximale Ausbeute im Visier haben, uns so weiter entwickeln, dass wir unsere Spiele zwangsläufig gewinnen." Strobl konzentriert das Denken der Mannschaft auf einen Satz: "Es spricht im Team keiner über Bayreuth oder Bayern." In welche Richtung die Reise gehen wird, sollte bereits in sechs Wochen klar sein: In denen stehen neun (!) Punktspiele an plus das Pokal-Derby am 8. März gegen die Würzburger Kickers.
Der Gegner
Die Nürnberger Reserve ist als 14. des Tableaus einen für eine U 21 ungewöhnlichen Weg gegangen und hat neben dem Wolfsburger Talent Bryang Kayo (19; zuletzt an Drittligist Viktoria Berlin ausgeliehen) auch einen gestandenen Drittliga-Spieler für die Abwehr verpflichtet: Fabian Menig (27) hatte 151 Einsätze in Liga drei, für den VfR Aalen, Preußen Münster und zuletzt den Halleschen FC. Für Zietsch bleiben die Nürnberger Jungspunde trotzdem ein Team, das sich primär "durch hohe Ballsicherheit auszeichnet", aber in seiner "mangelnden Erfahrung zu knacken ist". Strobl fordert eine "breite Brust", will dem FCN zeitig den Schneid abkaufen, warnt nur vor Leichtsinn: "Leichte Abwehrfehler fliegen uns gegen eine so spielstarke Mannschaft sofort um die Ohren."
Das Personal
Fehlen werden den Schweinfurter lediglich Vitus Scheithauer, der nach halbjähriger Verletzungspause "noch Zeit braucht" (Strobl), und Amar Suljic wegen seiner Gelb-Rot-Sperre aus dem Burghausen-Spiel. Adam Jabiri hat nach überstandener Corona-Infektion wieder trainiert, ein finaler medizinischer Check muss noch klären, ob der 37-jährige Torjäger auflaufen kann.