Seit Montagnachmittag befindet sich der FC 05 Schweinfurt in der Vorbereitung auf die restliche Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern. Am Sonntag, 20. Februar (14 Uhr), steht beim 1. FC Nürnberg II das erste von noch 16 ausstehenden Punktsielen an. Die Mannschaft von Trainer Tobias Strobl liegt mit 13 Punkten Rückstand auf die SpVgg Bayreuth (ein Spiel mehr) sowie neun auf den FC Bayern München II (zwei Spiele mehr) auf Rang drei – und hat nur noch geringe Chancen auf das ursprünglich formulierte Saisonziel: Meisterschaft und Aufstieg.
Sportleiter Robert Hettich trägt dennoch glaubhaft eine unerschütterliche Hoffnung nach außen, die Schweinfurter könnten es noch packen. "Ich sehe nach der Winterpause mehr Frische und Physis in der Mannschaft, jetzt sind wir die Jäger, können Druck auf Konkurrenten aufbauen", sagt der 46-jährige Münchner, der vor seinem Einstieg in Schweinfurt im Januar 2021 beim TSV 1860 München, bei Wacker Burghausen und Türkgücü München tätig war und seit 2017 beim Bezahlsender Sky als Spielanalyst in der Champions League und Bundesliga unter Vertrag steht. "Wir müssen den Anspruch haben, jedes Spiel zu gewinnen. Wenn uns das gelingt, ist die Frage erlaubt: Was ist noch möglich?"
Mit dieser Hoffnung scheint auch Hettichs Bleiben beim FC 05 eng verbunden; bei Amtsantritt hatte er mit Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf vereinbart: "In diesen eineinhalb Jahren wollen wir aufsteigen." Dass Hettich noch ein Jahr Regionalliga anhängt, schließt er nicht kategorisch aus, wahrscheinlich ist es nicht. So zieht er vor dem Endspurt eine Zwischenbilanz – auch seiner Arbeit.
Gründe für das unbefriedigende Abschneiden
Dass es für den FC 05 im Sommer 2021 nicht auf Anhieb rund laufen würde, war abzusehen. Nach den Play offs und der Relegation gegen den TSV Havelse gab es kaum Zeit, sich körperlich und mental vom Scheitern zu erholen. Die Schweinfurter spielten zwar stark gegen ihre direkten Mitkonkurrenten FC Bayern München II (3:6) und SpVgg Bayreuth (3:0), kamen aber auswärts auf einen mäßigen Schnitt von 1,4 Punkten und leisteten sich sieben Unentschieden. Bei denen sie sechsmal eine Führung verspielt hatten. "Das muss man als ambitionierte Mannschaft cleverer nach Hause bringen", sagt Hettich, der glaubt, dass die Mannschaft knappe Spiele künftig in Siege ummünzen kann: "Wenn sie die Zahl der einfachen Gegentore deutlich reduziert. Darauf liegt der Schwerpunkt der Vorbereitung: Dann gewinnen wir halt nur 1:0 oder 2:0."
Zu wenig neue Impulse in einem kleinen Kader
Neun Abgänge, sechs Zugänge, der Kader war zu Saisonbeginn mit 23 Akteuren für einen Meisterschaftsfavoriten schmal besetzt. Hettich holte U-23-Spieler mit gehobenem Regionalliga-Niveau, um gleichzeitig die vorgeschriebene Quote und den Wunsch nach Qualitätssteigerung zu erfüllen. Tim Kraus, Jannik Schuster und Marco Zietsch schafften den Sprung zum Stammspieler nur bedingt. Meris Skenderovic schon, doch: "Für ihn ist der FC 05 Sprungbrett", so Hettich über den 23-jährigen Stürmer, der in Hoffenheim einen dreijährigen Profivertrag hatte, bisher auf 13 Tore und acht Vorlagen kommt – und dessen Vertrag sich nur für die Dritte Liga verlängert. Drittligist TSV 1860 München hat Interesse bekundet, Münchner Medien berichten von einer Ablösesumme, die der FC 05 fordere. Hettich aber sagt: "Wir wollen ihn nicht abgeben, damit ist zum jetzigen Zeitpunkt alles gesagt." Ebenfalls von zeitlich begrenzter Perspektive ist das beeindruckende Wirken von Oldie Adam Jabiri (20 Tore in 21 Einsätzen), dessen Vertrag vergangene Woche verlängert wurde: "Unglaublich, was der investiert. Ein Vorbild." Jabiri ist 37.
Welche kurzfristige Ergänzungen auf der Wunschliste stehen
Der Ex-Fürther Malik McLemore kam spät für die linke Seite, kann für die Restrunde mit seinem enormen Tempo Impulse geben. Routinier Daniel Adlung verließ Anfang Januar den Verein Richtung Fürth. Die Kaderstärke bleibt vorerst bei 23. Ein Ritt auf der Rasierklinge angesichts tiefer Plätze und anhaltender Pandemie. Gleichwohl Mittelfeld-Akteure wie Amar Cekic, Kristian Böhnlein oder Schuster flexibel einsetzbar sind, will Hettich drohendem "Wohlfühlcharakter" vorbeugen und den Kader in der Ende Januar endenden Transferperiode aufstocken: "Es wäre gut, Reizpunkte zu setzen." Adlung (sechs Tore, acht Vorlagen) zu ersetzen sei schwer. Zietsch, "der seine Rolle noch nicht gefunden hat", oder der lange verletzte Martin Thomann ("wie ein Neuzugang") kommen für Hettich als Ersatz in Frage. Er sucht zuvorderst "einen stabilen Abwehrspieler". Auf den Außenverteidiger-Positionen ist der FC 05 dünn besetzt. David Grözinger (links) und Thomas Haas (rechts) spielten zuletzt unter ihren Möglichkeiten, ihre Verträge laufen aus.
Welcher Spieler-Typ so wichtig wie unrealistisch ist
Der Mannschaft fehlt in engen Momenten spätestens seit Adlungs Weggang ein mit allen Wassern gewaschener, zentraler Führungsspieler. Einer, der den Unterschied macht, "ein cleverer Spieler, der defensiv Zweikämpfe gewinnt, ehe gefährliche Situationen entstehen". Einen, wie ihn Hettich bei seinem Ex-Verein Türkgücü hatte mit Mario Erb, aber auch mit Benedikt Kirsch und Marco Holz – die nach ihrem Aus in München lieber in Bayreuth und Innsbruck unterschrieben haben, statt beim FC 05. "Wenn du die Wahl hast zwischen Schweinfurt und München oder Innsbruck...", nennt Hettich strukturelle Gründe, warum er diese nicht nach Schweinfurt locken konnte. Und finanzielle: "Dieser Typus ist der zweitteuerste nach einem Torjäger" – bei Kirsch dürfte das eine Rolle gespielt haben. Dass der FC 05 aus dem günstigeren, beispielsweise osteuropäischen Ausland verpflichte, sei für Hettich kein Thema: "Du kannst weltweit Spieler holen, aber die passen nicht unbedingt nach Schweinfurt."
Wohin führt der Weg des FC 05 bei einem Nicht-Aufstieg?
Hettich plant unabhängig von seinem Bleiben am Kader für die nächste Saison, für die zwei Drittel der aktuellen Besetzung noch einen gültigen Vertrag besitzt. Offen ist indes die sportliche Ausrichtung des Vereins ab Sommer: Wolf hatte im Herbst über einen Dreijahresplan gesprochen, ausgerichtet auf das Jahr 2025, wenn der Bayern-Meister das nächste Mal direkt aufsteigt und die Relegation als Variable wegfällt. Die Saison 22/23 könne einer Konsolidierung gelten. Das Resultat des Geschäftsjahrs hängt auch davon ab, ob noch einmal Zuschauer zugelassen sein werden, welches strukturelle Defizit Wolf ausgleichen muss und welches Budget der Hauptsponsor zur Verfügung stellen kann. Auszuschließen sei es nicht, so Hettich, dass der FC 05 dann zunächst keine potenzielle Meistermannschaft mehr habe.