zurück
Fußball: BFV-Pokal, Viertelfinale
Chancenverhältnis 40:60? Wie der FC 05 dennoch die Kickers schlagen will
Mehr noch als die Würzburger brauchen die Schweinfurter einen Pokalsieg, um ihre Saison zu kaschieren. Über Emotionen, Einstellungen, Strategien und das Abwehrverhalten.
Feierte mit dem FC 05 Schweinfurt schon einmal einen Sieg gegen einen Drittligisten: Torhüter Luis Zwick (Mitte) nach seinem gehaltenen Elfmeter gegen Ingolstadt im Achtelfinale. Mit ihm feiert Adam Jabiri (rechts), der ebenfalls noch mit dabei ist.
Foto: Heiko Becker | Feierte mit dem FC 05 Schweinfurt schon einmal einen Sieg gegen einen Drittligisten: Torhüter Luis Zwick (Mitte) nach seinem gehaltenen Elfmeter gegen Ingolstadt im Achtelfinale.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 09:10 Uhr

Derby-Zeit: Wenn der FC 05 Schweinfurt und der FC Würzburger Kickers aufeinandergetroffen sind, waren das selten "normale" Fußballspiele. Die Konstellation für das BFV-Pokal-Viertelfinale am Dienstagabend (19 Uhr, Sachs-Stadion) ist eine neue: Sowohl der abstiegsbedrohte Drittligist aus der Domstadt als auch der in der Regionalliga Bayern abgestürzte Gastgeber blicken auf eine ziemlich verkorkste Saison – und könnten, konträr zu ihren Saisonzielen, nächste Saison erneut Derbygegner sein. In der Viertklassigkeit. Beim letzten Aufeinandertreffen am 12. September 2018 hatte Außenseiter FC 05, begleitet von Bengalo-Exzessen beider Fan-Lager, sportlich mit 3:1 gewonnen, anschließend aber am Grünen Tisch wegen zu weniger gemeldeter U-23-Spieler verloren. Eine Derby-Vorschau in Stichworten:

Die Emotionen

Für den Schweinfurter Torhüter Luis Zwick ist das Unterfranken-Derby Neuland. Beim letzten Aufeinandertreffen 2018 war der 27-Jährige noch nicht beim FC 05. Doch er verspricht: "Die ganze Mannschaft ist extrem heiß auf dieses Spiel." Als Kapitän nimmt er die Rolle an, voranzugehen. "Wir sind es den Fans schuldig, alles in die Waagschale zu werfen." Er selbst gewann mit 2017 Dundee United den schottischen Liga-Cup und 2019 mit dem FC 05 im Landespokal-Achtelfinale gegen Drittligist Ingolstadt. Auch für seinen Trainer Tobias Strobl ist es das erste "Kickers-Spiel". "Aber Jeder im Team weiß, was dieses Spiel unseren Fans bedeutet – weil wir uns zu 100 Prozent mit dem FC 05 identifizieren." Da es bisweilen abseits des Platzes heiß hergegangen ist, mahnt der 34-Jährige zu Besonnenheit: "In der jetzigen Lebensphase, in der wir uns alle befinden, bei dem, was um uns herum passiert, sollten wir uns vor Augen führen, dass Fußball die schönste Nebensache der Welt ist. Ich hoffe, dass beide Fan-Gruppen für ein Fußball-Fest sorgen."

Die Favoritenrolle

Den Blickwinkel lediglich auf das vergangene Wochenende legend, ordnet Strobl das mentale Momentum eindeutig den Kickers zu, die in der vierten Minute der Nachspielzeit noch 1:0 gegen Wehen Wiesbaden gewonnen haben, während die Schweinfurter sich in der Nachspielzeit noch den Ausgleich gefangen haben. "Aber wir spielen zu Hause, sind dort eine Macht. Und wir müssen uns bewusst machen, dass es ein komplett anderer Wettbewerb ist", spielt er auf die überragende aktuelle Liga-Heimbilanz von 32 Punkten aus 13 Spielen an sowie die starke jüngere Pokal-Historie mit drei DFB-Pokal-Erstrunden-Qualifikationen seit 2018. "Wir dürfen uns nicht kleine machen als wir es sind. Aber die Kickers sind Favorit und sind in der Bringschuld gegenüber ihren Fans, weil sie das letzte Mal hier sportlich verloren haben." Strobl beziffert das Chancenverhältnis mit 60:40 pro Würzburg.

Der Gegner

Insbesondere Co-Trainer Jan Gernlein hat zuletzt viele Kickers-Spiele angeschaut und ausgewertet. Sein "Chef" Strobl ordnet die Erkenntnisse ein: Unter dem neuen Trainer Ralf Santelli habe sich einiges geändert, der zuvor suspendierte Stürmer Marvin Pourié wieder integriert worden, "der ein fester Ankerpunkt im Kickers-Spiel ist". Vom Magdeburg-Auftritt abgesehen sei wieder mehr Stabilität im Spiel. Insider-Tipps hat Strobl am Sonntag beim abendlichen Plausch am Rand des Trainer-Lehrgangs in Köln von Nils Döring bekommen, dem ebenfalls die Pro-Lizenz anstrebenden Co-Trainer beim samstäglichen Kickers-Gegner SV Wehen Wiesbaden. Aktuell plagt die Kickers, deren Fokus womöglich mehr auf dem wieder greifbaren Klassenerhalt liegt, eine lange Verletztenliste.

Die Einstellung

Zwick merkt an, dass beim 2:2 in Heimstetten "die Mentalität gefehlt hat, das Gegentor unbedingt vermeiden zu wollen". Das müsse im Pokal-Derby zwingend abgestellt werden. "Da kommt viel Qualität auf uns zu, da müssen wir von der ersten Sekunde an hellwach sein." Ein Ball, den sein Trainer ("wir hatten in Heimstetten am Ende nur Spieler auf dem Platz, die geil auf das eigene zweite Tor waren") gerne aufgreift: "Da kommt eine hohe Wucht auf uns zu. Da müssen wir eklig verteidigen." Strobl ist sich bewusst, "dass wir in der Bringschuld sind, weil wir nicht die Erwartungen der Fans erfüllt haben". Dennoch animiert er sie flehend zu maximaler Unterstützung. "Ich hoffe, dass wir das am Dienstagabend ausblenden können. Dass in den Phasen, in denen wir tiefer reingedrückt werden, in denen wir leiden müssen, die Kulisse da ist."

Die Strategie

Dass es auf eine Vierer-, statt Dreierkette hinauslaufen könnte, schließt Strobl nicht aus. Was auch vom Einsatz von Ex-Kickers-Akteur Lukas Billick abhängt – er ist der routinierteste Schweinfurter Innenverteidiger, aber noch leicht angeschlagen. Strobl: "Er wäre ein Anker, der uns extrem gut täte." Sein potenzieller Nebenmann Nico Rinderknecht, mit 14 Drittliga-Einsätzen (Preußen Münster) und einem Bundesliga-Spiel (Eintracht Frankfurt) ebenfalls erfahren, wird wohl spielen können. Lediglich für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Sportgerichtsurteil zu seiner Roten Karte aus Heimstetten am Samstag nicht bis Dienstagnachmittag vorläge, wäre er gesperrt. Auch davon würde abhängen, ob der FC 05 3-5-2 oder 4-4-2 spielt.

Das Personal

Im Angriff hat der Trainer die berühmte Qual der Wahl. Meris Skenderovic, in der Liga nun schon bei 16 Treffern angelangt, sollte gesetzt sein. Der 37-jährige Adam Jabiri, mit 21 Toren bislang erfolgreichster Schweinfurter Stürmer, wird selbst mitentscheiden, ob er von Beginn an aufläuft. "Er hat die 45 Minuten am Samstag aber sehr gut verkraftet." Und selbstredend ist seine Motivation gegen den Ex-Klub, mit dem er 2015 in die Dritte Liga aufgestiegen ist, ehe er 2016 nach Schweinfurter gewechselt ist, eine besondere. "Das sind die Vereine meines Herzens", hatte er einmal gesagt. Optionen sind Florian Pieper und Amar Suljic. Nicht zur Verfügung stehen lediglich die angeschlagenen Vitus Scheithauer und Jannik Schuster.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Michi Bauer
1. Fußballclub Schweinfurt 1905
Adam Jabiri
Einstellungen
Eintracht Frankfurt
Emotion und Gefühl
FC 05 Schweinfurt
FC Würzburger Kickers
Fans
Fußballspiele
Trainer und Trainerinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top