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Fußball: 3. Liga
Trainer Santelli ist bei den Würzburger Kickers der Anheizer
Der 1:0-Sieg bei Wehen Wiesbaden erzeugt beim Drittligisten ein kaum noch gekanntes Hochgefühl und setzt die Konkurrenz im Tabellenkeller unter Druck.
Ein Fingerzeig: Ralf Santelli dirigiert nach dem 1:0 in Wiesbaden den Jubel der Anhänger.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Ein Fingerzeig: Ralf Santelli dirigiert nach dem 1:0 in Wiesbaden den Jubel der Anhänger.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 16.02.2024 19:24 Uhr

Die siegreichen Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers standen nach dem 1:0-Sieg beim SV Wehen Wiesbaden schon aufgereiht, Arm in Arm, vor dem Auswärtsfanblock, als Trainer Ralf Santelli sie beim Jubeln schlichtweg überholte. Der Chefcoach, der neben zwei Heimspielniederlagen nun bereits zwei Dreier in der Fremde in seinem Arbeitsnachweis nach der Amtsübernahme stehen hat, schritt an seinen Schützlingen vorbei, direkt vor den Zaun, hinter dem die glückseligen Anhänger den kaum noch für möglich gehaltenen Last-Minute-Sieg feierten. Santelli selbst gab den Anheizer für den Schlussakkord an diesem Nachmittag, der bei den Kickers für einen kaum noch gekannten Gefühlsausbruch gesorgt hatte.

Es war ein Sieg, der Emotionen weckte bei den Würzburger Spielern, die David Kopacz' Siegtreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit in einer großen Jubeltraube zelebrierten, und bei den Anhängern, die so lange ohne fußballerische Glücksmomente auskommen mussten. Genau an diese Gefühle appelliert Santelli schon seit Amtsantritt, wenn er betont emotional am Spielfeldrand auftritt, mit dem Publikum interagiert, den Fans applaudiert, mit rudernden Armbewegungen Unterstützung einfordert. Am Samstagnachmittag in Wiesbaden wirkte es so, als könnte dieses Vorhaben aufgehen, als könnte im Saisonendspurt jene Gemeinschaft entstehen, die man bei den Kickers in den letzten beiden Jahren nicht mehr erlebt hat.

Es war aber auch einfach die Magie des Augenblicks, die den Blick auf die Realität ein bisschen verfärbte. Tatsächlich war dieser Überraschungsdreier in der hessischen Landeshauptstadt nämlich bitter nötig gewesen, um überhaupt noch im Rennen um den Klassenerhalt zu bleiben. Ein 0:0 wäre ein vielleicht schon entscheidender Rückschlag gewesen. Kopacz' Volley-Volltreffer zum Sieg fühlte sich speziell Sekundenbruchteile nach dem von Marvin Pourié vergebenen Handelfmeter an wie eine kleine Wiederauferstehung. Die Kickers leben noch! Und die Erleichterung darüber setzte viele Gefühle frei.

"Ein Sieg, der uns gut tut", sei das gewesen, sagte Santelli später betont nüchtern und sprach lieber über die Fortschritte, die sein Team in Sachen "Positionstreue" gemacht habe. Das Tabellenbild schaut aus Kickers-Sicht derzeit zumindest wieder etwas freundlicher aus. Doch es ist auch trügerisch: Sollte der Tabellen-16. Viktoria Berlin sein Montagsspiel gegen den TSV Havelse und das Nachholspiel gegen Zwickau gewinnen. Und sollte Türkgücü München, wie Berichte aus der bayerischen Landeshauptstadt vermuten lassen, Ende März seinen Spielbetrieb einstellen. Aus drei Zählern Rückstand auf das rettende Ufer könnten ratzfatz elf Punkte werden, ohne dass die Kickers etwas dazu könnten. Doch die seit Oktober 2021 sieglosen Berliner spüren nun den Atem der Kickers im Nacken.

Jubeltraube: Die Kickers-Akteure feiern den fünften Saisonsieg.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Jubeltraube: Die Kickers-Akteure feiern den fünften Saisonsieg.
 
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