Kopfschütteln. Viel mehr konnte man nicht übrig haben für diesen abermals missratenen Auswärtsauftritt des FC 05 Schweinfurt. Das 2:2 (0:1) beim SV Heimstetten dokumentierte einmal mehr, dass die Nullfünfer "eine gute Mannschaft, aber keine Spitzenmannschaft" haben, wie Trainer Tobias Strobl es formulierte. Es dokumentierte aber auch in der Vergleichbarkeit des Zustandekommens, dass sich die Mannschaft seit dem 2:2 am 10. September 2021 in Pipinsried kein Stückchen weiter entwickelt hat. Mit dem anvisierten guten Gefühl fürs Pokal-Derby am Dienstagabend (19 Uhr) gegen die Würzburger Kickers wurde es aus gleich mehreren Gründen nichts.
Allen voran ob der fehlenden Cleverness. Da war die (für den Pokal freilich irrelevante) Rote Karte gegen Innenverteidiger Nico Rinderknecht. Der wehrte einen Riglewski-Lupfer auf der Linie mit der Hand ab; "unerklärlich" für Strobl, "da fress ich doch das Gegentor und weiter geht es". Zumal anschließend der Heimstettener den Elfmeter zum 1:1 verwandelte. Da war aber auch der späte Ausgleich in der zweiten Minute der Nachspielzeit, nachdem die Schweinfurter selbst erst kurz vor Ende das zweite Mal in Führung gegangen waren.
Vier sieglose Auswärtsspiele in Folge
"Das ärgert mich sehr", so Strobl, der nun das Pokalspiel lieber "völlig isoliert von der Punkterunde" sehen will. "Ein Spagat, der nicht einfach wird für die Spieler." Die es sich aber selbst zuzuschreiben hätten, dass die Situation jetzt "extrem eklig" sei. "Die Erkenntnis für mich ist heute, dass wir zu wenige Leute auf dem Platz haben, die das Heft in die Hand nehmen, wenn der Gegenwind stärker wird." Das zählbare Resultat der mittlerweile eklatanten Auswärtsschwäche: vier sieglose Partien in Folge in der Fremde – der jüngste Patzer zudem bei einer Mannschaft, die zuletzt neun Mal in Folge verloren hat.
Schon zu Beginn taten sich die Schweinfurter schwer gegen die giftig anfangenden und vom Ex-05er Mohamad Awata aus dem Mittelfeld angetriebenen Heimstettener. Die durchaus in Führung gehen hätten können, hätte Carl Weser nicht nur den Pfosten getroffen (14.). Effektiver die Gäste: Malik McLemore lupfte von links herrlich in die Mitte, SVH-Torwart Maximilian Riedmüller langte vorbei und Meris Skenderovic haute den freien Ball humorlos unter die Latte – das 0:1 war eine Koproduktion der vor der Pause auffälligsten Schweinfurter (27.).
In Überzahl verliert der FC 05 den Faden
Erstaunlich nach der Pause: Just als die stärker werdenden Nullfünfer nach der Gelb-Roten für Awata (55.) in Überzahl waren, verloren sie wieder den Faden. Heimstetten fuchste sich zurück ins Spiel. Dann die ominöse Szene: Lukas Riglewski schlenzte über 05-Keeper Luis Zwick, Rinderknecht klärte sinnfrei mit der Hand auf der Linie, Rot, Elfmeter Riglewski, 1:1 (68.).
Der FC 05 reagierte zornig, hatte auch Chanen durch Adam Jabiri und Amar Cekic, musste aber bis in die 86. Minute warten, ehe sich Jabiri rechts durchsetzte, Riedmüller seinen Schuss nur ablenken konnte und McLemore zum 2:1 abstauben durfte. Da schien die geplante Rückrunden-Rechnung, Spiele auch mal ohne Glanz knapp zu gewinnen, aufzugehen. Bis Jasper Maljojoki den Ball an der Strafraumgrenze mit zwei Volley-Kontakten annehmen und per Außenrist ins Tor schlenzen durfte – in dem Zwick erstaunlich lethargisch wirkte (90.+2).
4500 Zuschauer für das Viertelfinale erwartet
Und schon war's vorbei mit Platz drei (Illertissen ist vorbeigezogen) und dem "guten Gefühl". Auch, oder gerade, weil es gegen Wehen Wiesbaden mehr oder weniger anders herum lief für den abstiegsbedrohten Drittligisten FC Würzburger Kickers. Der gewann durch einen erst im zweiten Nachschuss verwerteten Handelfmeter in der Nachspielzeit mit 1:0 und hat damit nicht nur seine Chancen auf den Klassenerhalt gestärkt, sondern mit Blick auf Dienstag das mentale Momentum auf seiner Seite. Die Rothosen sind nun plötzlich wieder Favorit für das Pokal-Viertelfinale, zu dem die Schweinfurter 4500 Zuschauerinnen und Zuschauer im Sachs-Stadion erwarten.