Vier Niederlagen, jahresübergreifend, hintereinander - 0:1 bei Türkgücü München, 0:1 gegen die DJK Vilzing, 0:1 bei Viktoria Aschaffenburg, 1:2 beim FC 05 Schweinfurt - zweimal entstanden durch ein Gegentor in der letzten Minute, haben den TSV Aubstadt vom sechsten auf den 13. Tabellenplatz in der Fußball-Regionalliga Bayern zurückgeworfen.
Man spürt förmlich den Atem der dahinter platzierten Teams im Nacken, die um den Klassenerhalt kämpfen und zuletzt erfolgreicher waren als die Aubstädter. Ein Blick zurück verdeutlicht, wie ungewohnt die Situation für den TSV Aubstadt ist. Der letzte Abstieg datiert aus dem Jahr 2004 - es ging aus der Landesliga in die Bezirksoberliga. Im Jahr 2008 stieg der TSV mit Trainer Dieter Müller zum dritten Mal in die Landesliga auf und hat seither nie einen Abstieg erlebt.
Gefährlich wurde es nur 2009/10, als der TSV in die Saisonverlängerung musste: Das Entscheidungsspiel gegen den FC Blau-Weiß Leinach sowie das Relegationsspiel gegen TuS Frammersbach wurde jeweils 2:1 gewonnen. Seither ist Abstiegskampf ein Fremdwort in Aubstadt.
Seit 2010 ist Abstiegskampf ein Fremdwort beim TSV Aubstadt
In der Bayernliga Nord (ab 2012) und der Regionalliga (ab 2019) war der TSV Aubstadt immer im vorderen Mittelfeld, wenn nicht gar in der Spitze mit dabei. Dieses Umdenken müssen die Spieler von Trainer Victor Kleinhenz erst einmal verinnerlichen. Zuletzt flogen ihnen die Negativ-Erlebnisse nur so um die Ohren, häuften sich trotz partiell guter Leistungen die späten, unglücklich zustande gekommenen Gegentore, Platzverweise, Verletzungen, während in der vergangenen Saison zum Beispiel eine quantitativ und qualitativ stark besetzte Bank manches Spiel am Ende noch aus dem Feuer riss.
Der TSV Buchbach war als Gegner anvisiert, gegen den die Wende mit einem Erfolgserlebnis eingeleitet werden solle. Das Hinspiel bei den heimstarken Oberbayern wurde 4:2 gewonnen. Da schien der Flow wie in der vergangenen, besten Saison der TSV-Geschichte wieder möglich. Doch zur selben Zeit, als der TSV Aubstadt beim FC 05 Schweinfurt 1:2 verlor, gewann der TSV Buchbach 3:0 zum Debüt des neuen Trainers Uwe Wolf gegen die SpVgg Greuther Fürth II. Am Dienstagabend holte Buchbach dann einen Punkt (0:0) beim Tabellenschlusslicht SV Heimstetten. Da waren es nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Buchbach und einen Relegationsplatz.
Natürlich hat sich die Stimmung unter den Spielern unter diesem neuen, bisher unbekannten Druck verändert. Kapitän Ben Müller wurde hinterher in Schweinfurt richtig wütend, gestand mit etwas Abstand: "Am Samstag und Sonntag war ich noch richtig angefressen. Es ist unfassbar frustrierend, dass wir immer wieder die gleichen Fehler machen und so leichte Gegentore kassieren. Die Niederlage war absolut unnötig."
Und Trainer Victor Kleinhenz räumt ein: "Natürlich sind wir unzufrieden mit der aktuellen Situation. Für viele von uns, natürlich auch für mich, ist es zweifelsfrei die größte Herausforderung der Laufbahn." Er sei mehr denn je gefordert und sich dieser Verantwortung bewusst. "Auch die Jungs wissen, um was es geht. Wir sind mit Spitzen- und Profi-Mannschaften wie Aschaffenburg oder Schweinfurt in vielen Bereichen und Phasen auf Augenhöhe. Es fehlen uns in den entscheidenden Situationen die Cleverness und gedankliche Frische." Er sei sich aber sicher, "wenn wir unter der Woche weiter so arbeiten, wird auch das notwendige Spielglück wieder kommen. Klar ist auch, wir brauchen Erfolgserlebnisse und Ergebnisse, je schneller, desto besser."
Leon Heinze kehrt in den Kader zurück, dafür fehlt der gesperrte Christian Köttler
Natürlich können Zuschauerinnen und Zuschauer keine Tore schießen. Wie wichtig sie aber für eine Mannschaft sind, beweisen jene des TSV Buchbach in den Heimspielen, in denen sie wie ein zwölfter Mann hinter der Mannschaft stehen. Was die akustische Anfeuerung betrifft, spielt sich das in Aubstadt seit Jahr und Tag eher dezent und zurückhaltend ab. Man konnte immer Tore und Spielkultur genießen, es wurde eher räsoniert als applaudiert. Vielleicht kommt diesmal etwas mehr Support von außen – wenn die Mannschaft den Funken entzündet und der überspringt.
Kleinhenz weiß von den Gästen aus Buchbach, dass sie "in den letzten zwei Spielen vier Punkte geholt und ganz wenig Torchancen bei zweimal zu null zugelassen haben. Dazu waren sie extrem stark bei Umschalt- und Standard-Situationen. Darauf haben wir uns gezielt vorbereitet und wollen selber viel Durchschlagskraft nach vorne entwickeln." Wie es personell aussehe? "Rotsperre für Rotsperre. Leon Heinze kommt zurück, dafür ist Christian Köttler gesperrt." Köttler wird auch das Heimspiel gegen Tabellenführer SpVgg Unterhaching am Mittwoch, 29. März, verpassen, er wurde für zwei Spiele gesperrt.
Liegt wohl neben der guten Vereins- und Trainerarbeit auch daran, dass die finanziellen Mittel beim vereinsverbundenen Sponsor für diese Liga nahezu unendlich sind und daher zu jeder Zeit gute Spieler verpflichtet werden konnten. Da kamen einige andere Vereine schon eher an ihre Grenzen.