Er saß auf der Auswechselbank, den Kopf gesenkt, die Hände tief in den Taschen der Winterjacke vergraben. Eine, zwei, letztlich vielleicht fünf Minuten lang. Ein Bild mit Symbolcharakter? Diese Niederlage, dieses 0:1 (0:0) in der Fußball-Regionalliga Bayern bei Viktoria Aschaffenburg, hatte Victor Kleinhenz, den Trainer des TSV Aubstadt, angefasst.
Es war eine Niederlage, die absolut nicht hätte sein müssen. Ein torloses Remis wäre ein gutes und gerechtes Ergebnis gewesen in diesem unterfränkischen Derby, in dem Aubstadt nur eine richtig große Chance hatte, Aschaffenburg – bis in die Nachspielzeit hinein – keine.
Auf Vorarbeit von Marcel Volkmuth und Joshua Endres war Christopher Bieber alleine auf Aschaffenburgs Torwart Max Grün zugelaufen und war am Ex-Bundesliga-Spieler gescheitert (85.). "Im Gegenzug bekommt Leon Heinze Gelb-Rot und dann fliegt in der Nachspielzeit der Ball in den Strafraum und schlägt ein", fasste Kleinhenz die entscheidenden Minuten der Partie und die Szenen, die ihm so zu schaffen machten, zusammen. "Ja, es war ein typisches 0:0-Spiel", sagte sein Aschaffenburger Kollege Jochen Seitz, "aber es ist ja oft so, dass solche Partien mit einer Standardsituation entschieden werden".
Ein nicht gegebener Handelfmeter wühlt den TSV Aubstadt auf
Enttäuscht waren die Aubstädter über den Ausgang der Partie, ärgerlich über eine Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Wittmann. Der ein Handspiel von Aschaffenburgs Benjamin Baier zwar gesehen, das Vergehen aber außerhalb des Strafraums gelegt hatte. Die Meinungen über die Szene gingen auseinander.
Schon den Pfiff konnte Baier nicht verstehen, der zudem beteuerte, nicht im Sechzehner gestanden zu haben. Die Aubstädter Bank hatte den Viktoria-Spieler dagegen "einen Meter drin" verortet und ebenso vehement wie erfolglos protestiert. Schon wenige Minuten zuvor hatte Kleinhenz und der TSV-Tross bei einer Flanke von Leonard Langhans ein Handspiel eines Viktoria-Verteidigers wahrgenommen.
"Wir waren schon aufgewühlt", seufzte Kleinhenz, "aber wir müssen die Entscheidung so akzeptieren". Allerdings: Vor der zum Gegentreffer führenden Ecke hatte TSV-Kapitän Ben Müller erst seinen Gegenspieler und dann den Ball erwischt - kurzes Glück für Aubstadt.
Kleinhenz hatte im Vergleich zum 0:1 gegen die DJK Vilzing fünf Wechsel an der Startformation vorgenommen: Neu dabei waren die beiden Innenverteidiger Tim Hüttl - er hat jüngst seinen Vertrag bis 2024 verlängert - und Christian Köttler, Jens Trunk, Andre Rumpel sowie Sturmspitze Marco Nickel. Christopher Bieber und Max Schebak saßen auf der Bank, Philipp Harlaß (Rückenprobleme) und Steffen Behr (Gelb-Rot) auf der Tribüne.
Der kranke Timo Pitter hatte die Fahrt nach Aschaffenburg nicht mitgemacht. Die alles andere als geplant verlaufen war. Wegen einer Panne mussten die Aubstädter - auf der Autobahn bei Schweinfurt - in einen Ersatzbus umsteigen. Die Partie wurde deshalb 20 Minuten später angepfiffen. Ende September hatte schon einmal ein Auswärtsspiel des TSV Aubstadt mit Verzögerung begonnen, damals war der Bus auf der Fahrt zum Spiel bei Wacker Burghausen von einem langen Stau ausgebremst worden.
Taktisch spiegelte Kleinhenz das Aschaffenburger 4-1-4-1: Kapitän Ben Müller war im Mittelfeld hinter Marcel Volkmuth und Jens Trunk postiert. Die drei Defensivdenker stabilisierten das zuletzt wackelige Aubstädter Zentrum, das System ließ gleichzeitig in erster Linie Jens Trunk genug Spielraum für offensive Ideen.
Keine zündenden Ideen in der ersten Halbzeit
So richtig zünden wollte freilich keine - auf beiden Seiten. So war es in der ersten Halbzeit eine maue Angelegenheit, mit lediglich einer Handvoll kaum erwähnenswerter Fernschüsse. Den gefährlichsten setzte noch der Aubstädter Joshua Endres nach einer halben Stunde ab: die erste Torchance des TSV nach 120 Minuten Regionalligafußball im Jahr 2023.
Nach dem Wechsel ging es im selben Stil weiter, wenngleich viele Zweikämpfe, Foulspiele und strittige Situationen zunehmend Hektik aufkommen ließen. Schön war es nicht, aber darauf kommt es im Ergebnissport Fußball auch nicht an. "Einen Vorwurf kann ich der Mannschaft nach diesem Spiel nicht machen", sagte Victor Kleinhenz und sprach von einem couragierten Auftritt seiner Mannschaft. Die Enttäuschung minderte das kaum.