Wenn im Vorfeld der Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern jemand gesagt hätte, dass der FC 05 Schweinfurt und der TSV Aubstadt nach zwei Drittel der zu absolvierenden Spiele nur einen Punkt in der Tabelle auseinander liegen würden, hätten das die Aubstädter Verantwortlichen mit Sicherheit unterschrieben. Dass die beiden unterfränkischen Mannschaften allerdings tief im Abstiegskampf stecken würden, hätten wohl nur die wenigsten erwartet. Noch ein Stück tiefer in der Krise steckt seit Samstagnachmittag der TSV Aubstadt, der zwei Wochen nach der Last-Minute-Niederlage in Aschaffenburg auch im Schweinfurter Sachs-Stadion in letzter Minute das entscheidende Gegentor zum 1:2-(1:0)-Endstand kassierte.
Der TSV Aubstadt rutscht in der Tabelle der Regionalliga Bayern immer weiter ab
"Es ist natürlich bitter, wenn du zum zweiten Mal in Folge in letzter Minute ein Gegentor kassierst und dadurch ein Spiel verlierst", sagte ein geknickter Victor Kleinhenz, während er interessiert auf die Anzeigetafel des Sachs-Stadions schaute. Dort war wenige Minuten nach Spielende die aktuelle Tabelle zu sehen, in der die Aubstädter mittlerweile auf den 13. Platz abgerutscht sind - zwei Plätze und drei Punkte vor dem ersten Relegationsplatz. Den belegt aktuell der TSV Buchbach, der am kommenden Samstag in der NGN-Arena in Aubstadt zu Gast sein wird.
Bis dahin muss Kleinhenz seine Spieler nun also erneut aufrichten und auf einen knallharten Abstiegskampf einschwören, der womöglich bis zum letzten Spieltag andauern wird. Eine Situation, in der der TSV Aubstadt in den vergangenen zehn Jahren nie war. Ob die Grabfelder mit dem negativen Druck, etwas zu verlieren zu haben, umgehen können, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Mit Ausnahme des Nachholspiels gegen Tabellenführer SpVgg Unterhaching geht es zunächst nämlich nur gegen direkte Konkurrenten aus der unteren Tabellenhälfte.
Der TSV Aubstadt überzeugt in der ersten Halbzeit und verpasst das 2:0
Was Kleinhenz nach der dritten Niederlage in Folge im Jahr 2023 Mut macht, ist das Auftreten seiner Mannschaft in den ersten 45 Minuten am Samstag in Schweinfurt. Da war von Verunsicherung und Nervosität nach den jüngsten Negativerlebnissen überhaupt nichts zu spüren. "Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und hätten vielleicht sogar höher als nur 1:0 führen können", fand Kleinhenz.
Besonders auffällig war in dieser Phase Winter-Rückkehrer Philipp Harlaß, der neben Timo Pitter und Nils Piwernetz einer von drei neuen Spielern in der Startelf des TSV war. Der eher als Techniker bekannte Mittelfeldspieler setzte auch zu der ein oder anderen Grätsche an und beteiligte sich am frühen Gegenpressing der Gäste. "Das hat richtig gut funktioniert und so haben wir auch das 1:0 erzwungen", lobte Kleinhenz. Harlaß und Marco Nickel liefen in der 22. Minute die Schweinfurter Verteidiger früh an und provozierten so einen zu kurz geratenen Rückpass. Harlaß stibitzte sich den Ball, umkurvte FC-Keeper Bennet Schmidt und schob zum 1:0 ein.
Zu diesem Zeitpunkt ging die Führung der Gäste völlig in Ordnung, denn von den Schweinfurtern war offensiv bis dato überhaupt nichts zu sehen gewesen. Vielmehr hatten Harlaß, der nach einem starken Dribbling an Schmidt scheiterte und Joshua Endres (Nachschuss über das Tor) das 2:0 auf dem Fuß (27.). "In den ersten 45 Minuten waren wir dominant, spielstark und ballsicher", war Kleinhenz zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft.
Mit der Einwechslung von Adam Jabiri kippt das Spiel zugunsten des FC 05 Schweinfurt
Doch bereits in den Minuten vor der Pause und spätestens mit der Hereinnahme von FC-05-Torjäger Adam Jabiri direkt nach dem Seitenwechsel kippte die Partie zugunsten der Gastgeber. "Mit der Einwechslung von Jabiri war es dann ein ganz anderes Spiel. Schweinfurt hat viele lange Bälle gespielt und uns vor einige Probleme gestellt", analysierte Kleinhenz. Doch lag es nur an der Einwechslung des 38-Jährigen? "Nein, wir waren dann auch nicht mehr mutig genug", fand Kleinhenz. "Wenn du 1:0 führst, hast du plötzlich etwas zu verlieren und neigst dann meist dazu, die etwas defensivere Variante zu wählen."
Das kritisierte auch der wieder genesene Nils Piwernetz, der bis zu seiner Auswechslung in der 64. Minute eine gute Leistung auf der Linksverteidigerposition abgeliefert hatte. "Wir haben uns zu sehr auf die Schweinfurter Spielweise eingelassen und unsere Stärke, das Fußballerische, ein Stück weit vergessen." Die Folge war, dass die Schweinfurter von Minute zu Minute den Druck erhöhten, erst noch zwei gute Chancen ungenutzt ließen und dann durch einen abgefälschten Schuss von Tim Kraus zum verdienten Ausgleich kamen (64.).
Rudelbildung und zweimal Rot in der Schlussphase
Spätestens jetzt was es Abstiegskampf pur mit vielen Foulspielen und einigen Ungenauigkeiten auf beiden Seiten. Unrühmlicher Höhepunkt war die 77. Minute, als Tim Kraus den Aubstädter Kapitän Ben Müller im Mittelfeld mit offener Sohle böse traf und dafür völlig zurecht die Rote Karte sah. Aus einer Aubstädter Überzahl wurde allerdings nichts, denn Christian Köttler ließ sich bei der anschließenden Rudelbildung zu einer Tätlichkeit hinreißen und musste ebenfalls vorzeitig vom Platz.
Als die Emotionen wieder etwas abgekühlt waren, folgte der Schlussakt in einem spannenden, aber keinesfalls hochklassigen Derby vor fast 1500 Zuschauerinnen und Zuschauern. Erst kam der eingewechselte Max Schebak aus acht Metern frei zum Abschluss, verpasste den Siegtreffer der Gäste aber um wenige Zentimeter (85.). Der fiel stattdessen fünf Minuten später auf der anderen Seite. Einen langen Ball verlängerte Jabiri mit dem Kopf in den Lauf von Benjamin Hadzic, der allein vor dem Tor die Nerven behielt und für versteinerte Mienen im Aubstädter Lager sorgte.