Die Szene sprach Bände: Wenige Minuten nach dem Abpfiff der Partie gegen den SV Wacker Burghausen stapfte der Trainer des TSV Aubstadt, Julian Grell, in Richtung Kabine. Hätte jemand nicht gewusst, wie zuvor das Spiel der Fußball-Regionalliga Bayern ausgegangen war, an Grell wäre das Resultat abzulesen gewesen: Den Kopf leicht gesenkt, die Mundwinkel nach unten gezogen und die Hände tief in den Taschen vergraben. Grells Aubstadt hatte 0:1 (0:1) verloren.
Irgendwann, das war klar, hatte es ja so kommen müssen. Nach neun Siegen und einem Unentschieden in den zuvor zehn Heimspielen dieser Saison hat der TSV Aubstadt erstmals in der NGN-Arena verloren. Der Unterschied in einem reinen Kampfspiel? Die Gäste verwandelten durch Andrija Bosnjak ihren Foulelfmeter, Aubstadt den seinen nicht: Martin Thomann knallte den Ball an die Latte (81.).
Er sei, bekannte Julian Grell, "richtig enttäuscht". Nicht einmal die 0:5-Packung in Augsburg habe sich so schlecht angefühlt wie dieses 0:1 gegen einen SV Wacker, der auswärts zuvor erst eine Partie gewonnen hatte. "Irgendwas", habe seine Mannschaft gespielt, kritisierte Grell, an den ausgegebenen Plan habe sie sich jedenfalls nicht gehalten. Herausgekommen sei ein "zähes Spiel, das Burghausen verdient gewonnen hat". Trainerkollege Robert Berg sprach seinerseits von einem glücklichen Sieg seiner Mannschaft.
Innenverteidiger Christian Köttler feiert sein Startelfdebüt in dieser Saison
Christian Köttler feierte bei Aubstadt sein Startelf-Debüt in der Liga, der Innenverteidiger hatte den Großteil der bisherigen Partien verletzt verpasst und war nur auf vier Kurzeinsätze gekommen. Er ersetzte in der Dreierkette Lukas Mrozek, der beim 3:0-Erfolg in der Vorwoche beim FC Eintracht Bamberg noch zweimal getroffen hatte. Außerdem nahm Grell drei weitere Wechsel an der Anfangsformation vor: Marcel Volkmuth, Marco Nickel und Maximilian Stahl kamen rein, Jens Trunk, Christopher Bieber (beide Bank) sowie Leon Heinze (krank, nicht im Kader) blieben außen vor.
Kalt und windig war es in Aubstadt und auf dem tiefen Rasen rutschig. Kurzum: Die Bedingungen waren schwierig und das Spiel dementsprechend. Raffinesse war nicht gefragt, Kampfgeist schon. So reihte sich im Zentrum Zweikampf an Zweikampf, aufregende Situationen in den Strafräumen gab es dagegen gerade zwei im ersten Durchgang.
Nach einer Viertelstunde geriet der TSV Aubstadt in Rückstand, als im Strafraum Adrian Kireski und Andrija Bosnjak aneinandergeraten waren und Schiedsrichter Christopher Knauer einen vermeintlichen Schubser des TSV-Verteidigers sanktionierte. Den Strafstoß verwandelte Bosnjak abgeklärt. Aubstadts einzige Torgelegenheit hatte kurz vor der Pause Kireski, dessen Kopfball aber zu harmlos war (44.).
Freunde des britischen Fußballs vergangener Tage hätten ihre Freude an der zweiten Halbzeit gehabt. Auf dem tief zerfurchten Platz, der kaum mehr Kurzpassspiel zuließ, setzte Aubstadt beinahe durchgängig auf "Kick-and-Rush"-Fußball. Das Problem: Die langen Bälle fanden kaum einmal einen Abnehmer, Burghausens Fünferkette gestattete den angreifenden Aubstädtern kaum Aktionen.
Ein Kopfball von Michael Dellinger (58.), einer von Steffen Behr (72.), mehr Abschlüsse hatte Aubstadt nicht zu verzeichnen. Der TSV hatte seinerseits Glück, dass der prächtig reagierende Vladyslav Vertiei gegen Bosnjak das 0:2 verhinderte (77.).
Martin Thomann schießt einen Strafstoß für den TSV Aubstadt an die Latte
Und dann war sie doch da, die große Chance auf den Ausgleich. Als Wacker-Schlussmann Markus Schöller in Behr hineinrutschte, zeigte Schiedsrichter Knauer zum zweiten Mal auf den Punkt. Martin Thomann lief zum Strafstoß an – und traf die Latte (81.).
"Eine Mannschaft, die sechs Stunden im Bus gesessen war, muss man anders attackieren. Das haben wir heute nicht geschafft", sagte Julian Grell und fasste die Begegnung in acht Worten korrekt zusammen: "Das war heute einfach zu wenig von uns."
Mehr als das verlorene Spiel trieb Aubstadts Trainer freilich um, dass der Kontakt nach ganz oben nun wohl endgültig abgerissen ist – und das vor den vor der Winterpause noch anstehenden Top-Spielen bei Türkgücü München an diesem Mittwoch und gegen Tabellenführer Würzburger Kickers, der am Freitagabend bei Bayern München II 1:1 gespielt hatte, in zwei Wochen. "Wir hatten die Möglichkeit, näher heranzukommen. Es ärgert mich, dass wir das nicht geschafft haben."