Das war knapp: Der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern, der bis dato alle Auswärtsspiele dieser Saison gewonnen hatte, hat am 20. Spieltag die erste Niederlage gerade noch abgewendet. In der Nachspielzeit gelang den Würzburger Kickers beim FC Bayern München II noch das 1:1.
Bevor die Partie im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalder Straße startete, lieferte der Blick in den ziemlich leer gebliebenen Gäste-Block eine Randgeschichte zu diesem Treffen zweier Teams, die beide als Meisterschaftsfavoriten in die Saison gestartet waren. Die so genannten Ultras unter den Würzburger Anhängern hatten sich entschlossen, die Fahrt in die Landeshauptstadt nicht anzutreten. Sie protestierten damit dagegen, dass Karten nur per Internet unter Angabe der persönlichen Daten zu erwerben waren. So fiel die Unterstützung für die Kickers deutlich leiser aus als gewohnt.
Am Ende freilich wurde auch diese Partie auf dem Rasenviereck entschieden. Und da schienen die Kickers die deutlich besseren Karten zu haben als die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters. Zuletzt hatte der FC Bayern II gegen den FC Augsburg II und Türkgücü München zwei Niederlagen kassiert und nach zuvor sieben Siegen in Serie zwei Dämpfer erhalten. Sage und schreibe 24 Punkte trennten beide Teams in der Tabelle vor der Partie. Auch wenn die Münchner noch drei Nachholspiele zu absolvieren haben, ein wohl nicht mehr aufzuholender Rückstand auf die Kickers.
Trotzdem hatte Kickers-Trainer Marco Wildersinn sein Team vor der Partie gewarnt und auf die letzte Saison verwiesen. "Da hatten die Bayern auch gerade keine gute Phase und wollten gegen uns umso mehr den Sieg." 0:1 verloren die Kickers im Oktober 2022 und mussten damals Platz eins in der Tabelle räumen. Es war ein Wendepunkt in der vergangenen Spielzeit. Denn zurück auf den Gipfel sollten es die Würzburger bis zum Saisonende nicht mehr schaffen.
Und diesmal? Zumindest dürften sich die Mahner in den Reihen der Rothosen bestätigt fühlen. Ein Selbstläufer wird die Meisterschaft für den Aufstiegsanwärter trotz der überragenden Vorrunde nicht. Die Münchner zeigten den Kickers in der ersten Hälfte, dass Nachlässigkeiten auch in Liga vier rasch bestraft werden können.
Die Kickers waren im Vergleich zum 6:2 gegen den FC Augsburg II mit unveränderter Startelf in die Partie gegangen. Die Münchner versuchten den Spitzenreiter mit einer Kontertaktik und schnellen Gegenstößen zu piesacken. Das Konzept ging auf. Bereits nach fünf Minuten zwang Younes Aitemar Kickers-Keeper Vincent Friedsam zu einer Glanzparade. In der 24. Minute war dann David Jonathans auf der rechten Kickers-Abwehrseite durchgekommen, passte in den Rückraum auf den aufgerückten Luca Denk, der die Bayern mit einem schönen Schuss 1:0 in Führung brachte.
So gingen die Kickers erst zum dritten Mal in dieser Saison mit einem Rückstand in die Pause. Beim FV Illertissen (3:2) und gegen die SpVgg Greuther Fürth (2:1) konnten das Wildersinn-Team die Partien noch drehen. Und wenn es nach den Chancen geht, waren die Würzburger auch in München das deutlich überlegene Team. Noch vor dem Bayern-Führungstreffer hatte FCB-Keeper Lukas Schneller einen Kopfball von Dominik Meisel mit einem Reflex gerade noch abwehren können (17.), in der 22. Minute brachten Ivan Franjic und Benjika Caciel den Ball bei einer Doppelchance nicht im Kasten unter. Meisel, dessen Versuch Schneller mit dem Fuß abwehrte (41.) und Ex-Bayern-Spieler Maximilian Zaiser mit einer wuchtigen Direktabnahme knapp neben das Tor verpassten noch vor der Pause den Ausgleich.
Nach dem Seitenwechsel berannte der Spitzenreiter zunächst den Kasten der Gastgeber, die sich in dieser Phase teils mit elf Spielern im eigenen Strafraum einigelten. Doch die Rothosen betrieben weiterhin Chancenwucher: Dardan Karimani und Saliou Sané (52.), Marius Wegmann per Kopf und wieder Karimani (62.) konnten auch beste Chancen nicht nutzen. Mit zunehmender Spielzeit wirkten die Bemühungen der Kickers immer einfallsloser und unstrukturierter.
In der Schlussphase packten die Würzburger dann die Brechstange aus. Doch auch die vielen in den Strafraum getretenen Bälle brachten erst einmal keinen Erfolg. Als dann kaum noch einer mit den Kickers rechnete, rettete eine Standardsituation die Rothosen vor der ersten Niederlage: Marius Wegmann köpfte nach einer Franjic-Ecke zum 1:1 ein (90.+1).
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
FC Bayern München II - FC Würzburger Kickers 1:1 (1:0)
München: Schneller - Scholze, Denk, Breitkreuz, Dettoni - Aitamer (66. Demircan), Fukui, Dell'Erba, Copado - Jonathans (88. Fopassi Kaoum), Sen (66. Richter).
Würzburg: Friedsam - Montcheu (79. Haas), Wegmann, Hägele, Kurzweg - Franjic, Zaiser (79. Sausen), Meisel (79. Kraus) - Caciel (63. Junge-Abiol), Sané, Karimani (63. Moll).
Schiedsrichter: Huber (Wurmannsquick).
Zuschauende: 926
Tore: 1:0 Luca Denk (24.), 1:1 Marius Wegmann (90.+1)
Wenn das Tor von Maisel gezählt hätte geht das Spiel anders aus.
Aber die Jungs lassen sich nicht unterkriegen das ist Stark!