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Fußball: Regionalliga Bayern
Aubstadts Martin Thomann vor dem Derby gegen Schweinfurt: "Wir sind Favorit – und auch nicht schlechter als die Kickers"
Der 29-Jährige trifft mit dem TSV auf seinen Ex-Klub FC 05. Im Interview spricht er über Qualität und Geld, über einen möglichen Aufstieg und seine heimliche Liebe.
Martin Thomann hat mit dem Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt große Ziele. 'Ich will mit Aubstadt aufsteigen', sagt der Dittelbrunner vor dem Derby gegen den FC 05 Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Martin Thomann hat mit dem Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt große Ziele. "Ich will mit Aubstadt aufsteigen", sagt der Dittelbrunner vor dem Derby gegen den FC 05 Schweinfurt.
Daniel Rathgeber
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Derby-Woche in der Fußball-Regionalliga Bayern: Am Dienstag das auf den Rängen traditionell emotionsgeladene Duell zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem FC Würzburger Kickers (0:2), am Samstag (14 Uhr, NGN-Arena) das nachbarschaftliche zwischen dem viertplatzierten TSV Aubstadt und den auf Rang fünf liegenden Nullfünfern. Einer, der beide Derbys und vor allem beide Mannschaften des jetzt anstehenden bestens kennt, ist der Dittelbrunner Martin Thomann. Der 29-jährige Offensivspieler, der in der vergangenen Saison ein Jahr beim damaligen Drittligisten SpVgg Bayreuth unter Vertrag stand, trug jeweils sechs Jahre das Trikot des FC 05 Schweinfurt und des TSV Aubstadt – für letzteren spielt er wieder seit Saisonbeginn. Im Interview mit dieser Redaktion erklärt er die Aubstadter zum Favoriten – und hat noch viel mit ihnen vor.  

Ganz ehrlich: Wie viele Minuten nach dem Aubstadter Spiel in Illertissen haben Sie geschaut, wie der FC 05 gegen die Kickers gespielt hat?

Martin Thomann: Wäre gelogen, wenn ich nicht geguckt hätte. Gleich in der Kabine. Ich schaue aber immer gleich, wie die anderen Spiele gelaufen sind. Aber das Derby hat besonders interessiert, wenn man selbst das Grün ein bisschen im Herzen trägt.

Am Samstag jetzt aber Aubstadt gegen Schweinfurt. Das einzig wahre, das echte Derby. Die Mutter aller Derbys. Der Unterfranken-Classico.

Thomann: Schön, wenn man das so hört. In Aubstadt hat sich ja Qualität entwickelt. Der Tabellenstand zeigt, dass wir im Moment die bessere Mannschaft als Schweinfurt haben. Wir wollen dieses Derby unbedingt gewinnen. Für mich ist es vom Herzen her tatsächlich das wichtigere als das gegen Kickers. Für Schweinfurt ist es rein sportlich das gleiche. Wir sind keinen Deut schlechter als Kickers. Na, ich sage mal fast. Das haben wir beim 1:1 gegen Kickers bewiesen.  

Dem Selbstbewusstsein gegenüber steht, dass Aubstadt seit drei Spielen auf ein Tor wartet. Sie selbst haben sechsmal nicht getroffen. Wo ist der Schwung des Saisonstarts hin, als der TSV durch die Liga getanzt ist?

Thomann: Es war erst so, dass wir als Mannschaft nicht mehr so kompakt verteidigt haben. Und in den letzten drei Spielen haben wir es verpasst, unsere Chancen zu nutzen. Ohne Tore kann man nicht gewinnen. Ich weiß, dass man mich an Toren misst. Ich habe hier allerdings auch eine andere Aufgabe, die Mannschaft zu führen. Ich habe nach jedem Spiel schwere Beine, reiße mir den Arsch schon auf. Aber es ärgert mich schon, wenn ich nicht treffe. Ich habe ein Ziel mit Aubstadt, nämlich hoch zu gehen. 

"Ich weiß, dass man mich an Toren misst."
Martin Thomann (29), TSV Aubstadt
Sie hauen ja ganz schöne Dinger raus. Keinen Deut schlechter als Kickers. Mit Aubstadt in die Dritte Liga. So deutlich hat das im Verein noch niemand artikuliert.

Thomann: Ich bin so ein Typ: Wenn ich zu einer Mannschaft wechsele, dann weil ich vom Trainerteam und der Qualität der Mannschaft überzeugt bin. Ich glaube, dass da was möglich ist. Kann sein, dass die Kickers mehr Fußball-Fitness haben, weil sie öfter trainieren können und wir arbeiten gehen. Aber es wäre für mich als Sportler fatal, wenn ich, wenn die Qualität da ist, nicht das Maximale aus mir herausholen will. Es wäre doch Wahnsinn zu sagen: Dritter ist schön, aber Fünfter auch. Ich will mit Aubstadt aufsteigen.

Aubstadts Trainer Julian Grell hat gesagt, dass das Derby zur rechten Zeit komme. Im Pokalspiel im August wurde der FC 05 mit 3:0 besiegt. Jetzt ist Schweinfurt fast gleichauf, kann mit einem Sieg am Samstag vorbeiziehen.

Thomann: Dass der Start für die Schweinfurter mit der neu zusammengewürfelten Mannschaft schwer wird, war klar. Sie haben sich gut gefangen. Sie verteidigen kompakt und clever, sie haben auch Qualität, Tore zu schießen. Respekt.

FC-05-Trainer Marc Reitmaier hat vor dem Kickers-Spiel von einem Vergleich Amateure gegen Profis gesprochen. Der Schweinfurter Sportleiter Andreas Brendler erwähnt den deutlich höheren Etat in Aubstadt. Also wieder Profis gegen Amateure? 

Thomann: Das ist doch Quatsch. Was hat das bei uns mit Profitum zu tun? Wahrscheinlich trainiert der FC 05 sogar einmal mehr als wir. Da spielen zwei Amateurmannschaften. Aber wir können schon selbstbewusst sagen, dass wir die Favoritenrolle annehmen. Wir haben in der Breite mehr Qualität.

Wenn wir gerade von Geld reden: In Bayreuth waren Sie in der 3. Liga Profi. Dem reamateurisierten FC 05 waren sie im Sommer zu teuer. Die Kickers wollten Sie auch. Jetzt spielen Sie in Aubstadt. Schon mehr als ein Freundschaftsdienst, oder?

Thomann: Ich war ja bereits ein Jahr vorher auf dem Weg nach Würzburg, habe denen aber eine Absage erteilt, weil die Möglichkeit Bayreuth kam. Die Kickers waren sehr verärgert. Und in diesem Sommer wollte ich nicht noch zwei, drei Wochen auf eine möglich finanzielle Einigung mit Würzburg warten. Ich wollte die Vorbereitung von Anfang an mitmachen – deswegen bin ich nach Aubstadt gegangen, wohin der Kontakt nie abgerissen war. Es war für mich eine Herzenssache, nach Aubstadt zurückzugehen, wo ich schon früher eine super Zeit hatte. Und ja, in Schweinfurt war im Gespräch mit Geschäftsführer Markus Wolf schnell klar, dass wir uns finanziell nicht einigen können. 

Was halten Sie eigentlich vom Schweinfurter Weg? Auch die Kickers haben bei einem Nichtaufstieg von Reamateurisierung gesprochen.

Thomann: Die Regionalliga Bayern ist eine Liga, die man ohne viele Zuschauer erst einmal stemmen muss. Profitum ist eine große Herausforderung.

Aus Aubstadt hört man – wohl nicht nur wegen der langen Bratwürste – noch nichts von kleineren Brötchen. Auch vor dem Hintergrund der Zoll-Ermittlungen wegen mutmaßlicher Schwarzgeld-Zahlungen im Sommer.

Thomann: Zunächst muss ich sagen, dass ich überzeugt bin, dass dort alles korrekt läuft. Und die Dinge anders gelaufen sind, als sie nach außen getragen wurden. Ich wäre sonst nie hingegangen, genau als die Zoll-Sache aktuell war. Ich habe einen Ruf in meiner selbstständigen Tätigkeit als Versicherungsberater, da setzte ich nichts aufs Spiel. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Aubstadt sich in den nächsten Jahren wieder nach unten orientieren wird.

Martin Thomann spielte sechs Jahre für den FC 05 Schweinfurt, mit den Nullfünfern scheiterte er 2021 in der Relegation zur 3. Liga am TSV Havelse.
Foto: Heiko Becker | Martin Thomann spielte sechs Jahre für den FC 05 Schweinfurt, mit den Nullfünfern scheiterte er 2021 in der Relegation zur 3. Liga am TSV Havelse.
Sie waren insgesamt sechs Jahre in Aubstadt, sechs auch, die Jugend mitgerechnet, in Schweinfurt. Rot oder grün – welche Farbe hat Ihr Herz?

Thomann: Rot. Ich spiele in Aubstadt, wenn es da nicht rot wäre, wäre ich fehl am Platz. Aber wenn ich in Schweinfurt im Stadion bin zum Zuschauen, ist da auch noch grün.

Inklusive Bayreuth-Intermezzo waren Sie bei nur drei Vereinen. Über den nord-ost-fränkischen Dunstkreis sind Sie nie hinausgekommen. Waren Sie den "großen" Klubs in Thüringen und Hessen zu oft verletzt?

Thomann: Ich war schon im Gespräch mit einigen Vereinen. Mit Erfurt beispielsweise, aber letztlich spielen die auch nur Regionalliga. Fakt ist, dass ich nicht primär für Geld Fußball spiele. Dafür bin ich mit 29 Jahren zu alt. Ich bin seit fünf Jahren selbständig – das ist meine Zukunft. Selbst in Bayreuth hat das geklappt. Es war natürlich ein ganz schöner Aufwand, jeden Tag zwischen daheim und Bayreuth zu pendeln, um meine Kundentermine wahrzunehmen. Ich gehe aber auch nur dorthin, wo ich mich wohlfühle.  Familie, Freunde und Heimat sind für mich sehr wichtig. Es muss auch für meine Frau Selina, mit der ich jetzt seit sechs Jahren zusammenwohne, passen. Sie hat ein Medizinstudium abgeschlossen, arbeitet im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt, das wirft man nicht weg, weil ich unbedingt irgendwo Profi sein will. Wenn es passt, will ich aber auf jeden Fall zurück in die 3. Liga, am liebsten natürlich mit Aubstadt.

"Ich bin überzeugt, dass in Aubstadt alles korrekt läuft."
Martin Thomann, Fußballer beim TSV Aubstadt
Sie sind ja, mit Verlaub, eine ganz schöne Maschine. Nicht ein bisschen viel Muskelmasse?

Thomann: Ja, ich trainiere sehr viel individuell. Sie spielen wahrscheinlich darauf an, dass Muskulatur schwer ist und ich oft verletzt war. Einen Zusammenhang gibt es aber nicht. In Bayreuth wurde darauf geachtet, wie ich trainiere. Ich habe mein Training tatsächlich umgestellt und bin inzwischen weniger massig, dafür beweglicher. Ich habe an Geschwindigkeit gewonnen, mache Mobility-Training und Yoga. Und halte Regenerationspausen besser ein. 

Wie wichtig ist Ernährung?

Thomann: Sehr wichtig. Ich ernähre mich vielfältig. Zu Hause essen wir kein Fleisch, weil Selina Vegetarierin ist. Auswärts esse ich sehr gerne Fleisch. Der Körper muss befriedigt werden. Deswegen gibt's auch mal einen Döner, eine Pizza oder zwei Kugeln Eis als Belohnung. Aber das verbrennt der Körper. Jeden Tag Fast Food geht natürlich nicht. Gute Kohlehydrate sind wichtig: Kartoffeln, Reis, Vollkornnudeln. Dazu Gemüse. Doch eine explizite Spieltag-Routine habe ich nicht.   

Martin Thomann (links) gegen Kevin Fery (Archivbild). Gibt es dieses Duell des Dittelbrunners und des Waigolshauseneres in Zukunft auch in den Trikots ihrer Heimatvereine?
Foto: Anand Anders | Martin Thomann (links) gegen Kevin Fery (Archivbild). Gibt es dieses Duell des Dittelbrunners und des Waigolshauseneres in Zukunft auch in den Trikots ihrer Heimatvereine?
Kochen Sie selbst?

Thomann: Wir kochen gerne zusammen. Egal ob Thai-Curry, eine vegetarische Bolognese oder eine Kürbiscremesuppe, Hauptsache vielfältig. Und wenn wir kochen, glänzt die Küche, weil ich hauptsächlich für das Sauberhalten zuständig bin. Das Abschmecken kann Selina viel besser. 

Reden wir nochmal über Derbys. Bei einer Umfrage unter den FC-05-Spielern hat Kevin Fery gesagt, dass das Derby, das er unbedingt einmal spielen will, das zwischen Waigolshausen und Ettleben sei – für Waigolshausen. Und Sie? Träumen Sie mehr von einem Derbysieg mit Ihrem Heimatverein SG Dittelbrunn, oder einem mit der FT Schweinfurt, zusammen mit Ihrem Bruder Markus?

Thomann: Oh ja, der Kevin mit seinem Dorfklub. Da muss ich natürlich nachziehen und sage: für Dittelbrunn gegen Hambach. Aber klar ist das mit meinem Bruder auch ein Thema. Mein Bruder ist mein bester Freund. Irgendwann will ich mit ihm zusammenspielen. Nur aktuell trennen uns ein paar Ligen und der Fokus. Meiner liegt auf Fußball, er wird jetzt Papa, hat ein Haus gebaut. Aber wenn ich älter bin, unbedingt.

 
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