Mit einem 3:1-(2:0)-Sieg gegen den TSV Buchbach hat der TSV Aubstadt die Vorrunde in der Fußball-Regionalliga Bayern abgeschlossen. Timo Pitter (12.), Leonard Langhans (45.) und Michael Dellinger (63.) trafen für den TSV Aubstadt, der an diesem Samstag nicht sein bestes Spiel machte und zeitweise etwas wackelig wirkte. Samed Bahar hatte zwischenzeitlich für den TSV Buchbach verkürzt (57.). "Ich hatte auf etwas mehr Genauigkeit in unseren Aktionen gehofft", sagte Aubstadts Trainer Julian Grell in Bezug auf diese Partie.
34 Punkte, 31:14 Tore, Rang 4. Besser stand der TSV Aubstadt noch nie da zur Halbzeit einer Regionalliga-Saison. "Das ist top, eine beachtliche Leistung, auf die wir stolz sein können – und wir stehen ja auch noch im Pokal-Viertelfinale", sagte Grell. Das sind die Gründe für den sportlichen Höhenflug.
1. Die Heimstärke macht den TSV Aubstadt zur "Macht im Grabfeld"
Als der TSV Aubstadt vor einigen Jahren auf die Idee kam, sich selbst als "die Macht im Grabfeld" zu bezeichnen, erntete er nicht nur Zustimmung. Als einen Tick zu großspurig empfand manch einer diesen Slogan. In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Mannschaft den Spruch mit Leben erfüllt: mit ihren Leistungen in der heimischen NGN-Arena. Acht Siege in neun Partien. Dazu ein Unentschieden gegen den FC Bayern München II, als Aubstadt über 70 Minuten lang in Unterzahl spielte. Besser geht es kaum, stärker auf eigenem Platz ist keiner in der Liga.
Für Grell gibt es drei Ursachen für die Heimstärke. Neben der Qualität der Mannschaft und der motivierenden Wirkung der vergleichsweise hohen Zuschauerzahlen – "das nehmen die Jungs mit auf den Platz" – auch das: "Es ist in der Regionalliga nun einmal so, dass einem die Auswärtsfahrten in den Knochen stecken. Vielleicht lag es daran, dass es viele zu uns sehr weit haben."
2. Die Defensive des TSV Aubstadt genügt gehobenen Ansprüchen
Mit beeindruckender Konsequenz verteidigen die Aubstädter ihr Tor. In neun der 17 Partien blieben sie ohne Gegentreffer, insgesamt lag der Ball bislang nur 14 Mal in ihrem Netz. Es ist der zweitbeste Wert der Liga. Die Mannschaft hat verinnerlicht, dass sie defensiv als Ganzes gefordert ist. "Das Spiel gegen den Ball machen wir hervorragend", sagte Grell jüngst nach dem 0:0 in Aschaffenburg.
"Wir spielen kompakt, haben immer eine gute Restverteidigung und haben Spieler im Team, die Wege machen wie nur wenige andere in der Regionalliga", ergänzte Grell nun und nannte als Beispiele Jens Trunk, Steffen Behr und Marcel Volkmuth. Deren Einsatzwille übertrage sich auf den Rest der Mannschaft und damit auch auf Akteure, "die ihre Stärken eigentlich im Spiel mit dem Ball sehen".
Ob der Zahlen mutet es im Nachhinein fast ein bisschen grotesk an, dass beim TSV Aubstadt zwischenzeitlich eine Torwart-Diskussion entbrannt war. Nach Patzern in Bayreuth, Vilzing und Augsburg sowie nach dem Rot-Aussetzer gegen Bayern München II musste Maximilian Weisbäcker den Platz zwischen den Pfosten Vladyslav Vertiei überlassen, der bei seinen fünf Einsätzen nur zwei Gegentreffer kassierte.
3. Die Kaderbreite ist der höchste Trumpf des TSV Aubstadt
Klar, der Königstransfer im Sommer war die Rückkehr von Martin Thomann. Mit sechs Toren und sechs Vorlagen hat der Ex-Bayreuther die in ihn gesetzten Erwartungen bislang erfüllt. Aber wer kannte Adrian Kireski, Vladyslav Vertiei oder Maximilian Stahl, die zuvor unterklassig aktiv waren? Sie alle haben sich in die Mannschaft oder ganz nah heran gespielt. Verteidiger Kireski, der in seinem Spiel Zweikampfstärke, technische Fähigkeiten und Übersicht vereint, hat sich gar zum absoluten Leistungsträger entwickelt.
Die zuvor lange verletzten Ingo Feser und Patrick Hofmann drängen obendrein zurück in die Mannschaft, die aktuell ausfallenden Max Schebak und Christian Köttler werden nach ihrer Rückkehr das Gleiche vorhaben – alle vier unumschränkte Stammkräfte in der Vergangenheit. Selbst für Leistungsträger wie Leonard Langhans und Tim Hüttl blieb zuletzt einige Male nur Platz auf der Ersatzbank.
Dieser Auswahl-Luxus für Trainer Julian Grell wird freilich für den ein oder anderen Spieler zum Problem: Die Mittelfeld-Feinfüße Philipp Harlaß und Marvin Weiß kamen bisher wenig zur Geltung. Gegen Buchbach durften beide von Beginn an ran. Weiß blieb unauffällig, Harlaß brachte sich mit einer traumhaften Vorlage zum 1:0 nachhaltig in Erinnerung. "Er war sehr aktiv, spielfreudig und hat viele Läufe gemacht", stellte ihm Grell ein gutes Zeugnis aus.
4. Die taktische Flexibilität des TSV Aubstadt macht es jedem Gegner schwer
Schon in der Sommerpause hatte Julian Grell mit einer Dreier-Abwehrkette experimentiert. Die Zeit bis zum Saisonbeginn war zu knapp, deshalb blieb der TSV Aubstadt zunächst beim bewährten System mit einer Viererkette. Doch der Trainer scheute sich nicht, im laufenden Betrieb das System zu wechseln. Inzwischen hat sich die Dreierkette beim TSV Aubstadt etabliert. Ihr Vorteil? Mit Spieleröffner Ben Müller im Abwehrzentrum, Steffen Behr, Marcel Volkmuth und Jens Trunk hat er die vier zweikampfstärksten etatmäßigen Mittelfeldspieler gleichzeitig auf dem Feld – die Mitte ist dicht.
Und auf den Außenbahnen können Timo Pitter, Martin Thomann oder Leonard Langhans ihre Fähigkeiten im Spiel nach vorne wie nach hinten gewinnbringend einsetzen. "Prinzipiell ist das System sekundär", sagte Grell, die Dreierkette hinten beruhe vor allem auf der Überlegung, vorne mit zwei Angreifern – Marco Nickel steht bei sechs Toren, Michael Dellinger bei vier – spielen zu können. "Das gibt unserem Spiel sehr viel."
5. Das Trainerteam des TSV Aubstadt um Chefcoach Julian Grell funktioniert
Es war durchaus ein Wagnis, dass der TSV Aubstadt im Sommer einem derart jungen und auf diesem Niveau unerfahrenen Trainerteam das Vertrauen schenkte. Es erwies sich als richtig, dass der Klub Grell gestattete, die Assistenten-Posten mit Vertrauten zu besetzen. Die Chemie stimmt zwischen Chef Grell und seinem Stab – Alexander Sarwanidi, Martin Schendzielorz, Christian Mack, Julian Schneider, Jan Schneider und Kilian Kuhn.
Das Team, betonte Grell nicht nur am Samstag, arbeite nahtlos zusammen. "Der Aufwand Regionalliga ist ja nicht so einfach zu bewerkstelligen neben der Familie, der Arbeit und sonst allem", sagte Grell und bezeichnete seine Assistenten sowohl fachlich als auch menschlich als herausragend: "Ich kann mich auf alle uneingeschränkt verlassen."