Der TSV Aubstadt ist zurück an der Tabellenspitze der Fußball-Regionalliga Bayern. Mit einem 4:0-(1:0)-Erfolg gegen den SV Schalding-Heining, dem vierten Sieg im vierten Heimspiel der Saison, zog die Mannschaft von Trainer Julian Grell an der DJK Vilzing und den Würzburger Kickers vorbei, die am Freitagabend 1:0 beim TSV Buchbach gewonnen und die Aubstädter auf den dritten Platz verdrängt hatten.
Marco Nickel mit dem 1:0 kurz vor der Pause (44.) und Timo Pitter mit dem 2:0 kurz nach Wiederbeginn (49.) brachten den TSV Aubstadt gegen den Aufsteiger auf Kurs. Adrian Kireski (61.) – "Der Teamerfolg steht an erster Stelle, aber es ist natürlich schön, zu treffen. Vor allem hier zu Hause", so der Neuzugang nach seinem ersten Treffer für seinen neuen Verein – und Max Schebak (79.) erhöhten auf 4:0. "In der zweiten Halbzeit waren wir extrem spielfreudig. Es hat richtig Spaß gemacht, der Mannschaft zuzusehen", fand Grell.
Der glücklichste Mann an diesem Samstagnachmittag war freilich ein Eingewechselter: Ingo Feser. Wegen eines hartnäckigen Rückenleidens hatte der seit Dezember pausieren müssen. "Es hat sich sehr gut angefühlt", strahlte der Linksfuß nach seinem 20-Minuten-Comeback in der vierten Liga. Vergangene Woche hatte er in der zweiten Mannschaft zum ersten Mal wieder um Punkte gekickt, hatte beim 1:1 gegen den FC Sand eine Stunde lang durchgehalten. Und sich am nächsten Morgen "gefühlt wie ein 70-Jähriger".
Ganz weg sind die aus einer Vorwölbung der Bandscheibe resultierenden Schmerzen nicht, vor allem Sitzen tut nach wie vor nicht gut. "Dann ist der Druck auf die Bandscheibe am höchsten", weiß Feser inzwischen. Aber auch, wie er gegensteuern kann: mit Übungen für die tiefe Rückenmuskulatur.
Lange sitzen kann Ingo Feser vom TSV Aubstadt nach wie vor nicht
Etwa eine Stunde dauert die Fahrt von seinem Wohnort Würzburg nach Aubstadt, viel länger macht der Rücken nicht mit. "Sitzen ist nach wie vor ein Problem. Das wird auch noch einige Monate so bleiben", sagt Feser. Also packt er, angekommen in der NGN-Arena, eine Gymnastikmatte auf den Boden und macht seine Übungen. Lange Auswärtsfahrten sind vorerst nur drin, wenn er regelmäßig von seinem Platz aufsteht und sich bewegt. Ihm ist bewusst, dass die Verletzung längst nicht komplett weg ist: "Ich muss dranbleiben."
Bei mehreren Ärzten und "zehn bis 15 Physiotherapeuten" wurde der 27-Jährige in den vergangenen Monaten vorstellig, die eine Antwort, die Feser am sehnlichsten hören wollte, konnten die wenigsten geben. "Warum wird es nicht besser?" Diese Frage habe ihn umgetrieben, sagt Feser heute, diese quälende Ungewissheit, wie lange er ausfallen wird.
Eine andere war er nicht bereit, zu stellen. Die, ob sich der ganze Aufwand lohne, den Körper auf die Rückkehr auf den Fußballplatz zu trimmen. Gezweifelt habe er, bekennt Feser, aufgeben kam aber nicht infrage. Auch, weil er Halt fand bei seiner Familie, den Freunden und Freundin Katharina: "Ich habe ihr in den letzten Monaten jeden Tag erzählt, wie sich mein Rücken anfühlt. Mir hat gutgetan, dass sie zugehört hat und gesagt hat: Du packst das schon."
Jetzt ist er also wieder da – ohne in den vergangenen neun Monaten einen Deut von seiner Einstellung zum Sport eingebüßt zu haben. Hinten links, auf seiner Stammposition, habe es Leon Heinze in den letzten Wochen und Monaten "überragend gemacht", betont Ingo Feser auf Nachfrage. Und sagt: "Es spornt mich an, wenn ich weiß, dass ich einen richtig guten Konkurrenten habe." Nur mit einem gesunden Wettkampfdenken "kommt man an die Leistungsgrenze". Die ist nach dieser langen Auszeit natürlich noch nicht in Sicht. Feser ist sich darüber im Klaren, dass er geduldig bleiben und sich zunächst einmal bei Kurzeinsätzen empfehlen muss. Seine Hoffnung: "Wenn man dranbleibt, belohnt der Trainer einen."
Der, Julian Grell, weiß, was er an Feser hat – "ein echter Typ und eine Stimmungskanone" –, und, wie wertvoll Feser für den Tabellenführer wieder werden kann: Zunächst einmal sei aber dieser Moment der Rückkehr für den Spieler wichtig gewesen: "Ingo hat selbst am meisten unter der ganzen Situation gelitten. Wenn man weiß, was für ein Mensch er ist und was für ein Vollblutfußballer, dann kann man sich nur mit ihm freuen, dass er heute wieder Regionalliga-Luft geschnuppert hat."