
Seit fast fünf Jahren ist er ein Emeritus – ein Bischof im Ruhestand, umgangssprachlich oft "Altbischof" genannt. Ausgedient hat Friedhelm Hofmann jedoch nicht. Zum alten Eisen zählt er auch nicht. Im Gespräch zu seinem 80. Geburtstag, den der 88. Bischof von Würzburg an diesem Donnerstag, 12. Mai, feiert, bezeichnet sich der gebürtige, volksnahe und gesellige Rheinländer humorvoll flapsig als "Notstopfen" – als eine Art Nothelfer beziehungsweise Lückenfüller. Wenn ein Priester ausfalle, springe er ein, zelebriere die Messe, heißt es im Geburtstagsinterview, das die Diözese auf ihrer Homepage veröffentlicht hat.
Froh sei er, heißt es weiter, dass er nicht mehr die Administration, die Verantwortung für das Bistum tragen müsse. Finanziell. Seelsorgerlich.
Projekte begonnen, aber nicht beendet
Diese Verantwortung trägt seit fast vier Jahren sein Nachfolger im Amt. Bischof Franz Jung hat nach seiner Weihe am 10. Juni 2018 große Aufgaben übernommen, die unter Friedhelm Hofmann begonnen, aber nicht alle beendet wurden: etwa die Strukturreform "Pastoral der Zukunft". Diesen Schritt hatte Hofmann ein dreiviertel Jahr vor seiner Emeritierung in einem langen Brief erläutert.
Ebenso hat Hofmanns Nachfolger 2019 die Reißleine gezogen, als die Bilanz erneut einen Fehlbetrag in Millionenhöhe auswies. Ein Jahr später war es sogar ein Rekord-Minus. Jahre zuvor hatte schon Generalvikar Karl Hillenbrand (1950 - 2014) seine Haushaltsberichte mit dem Motto "Erneuern und Sparen" überschrieben. Deutliche Hinweise auf künftige "harte Einschnitte" gab es unter Generalvikar Thomas Keßler. Aber rigoros umgesetzt hat den Sparkurs Bischof Jung. Kein leichtes Erbe.
Rückschau auf schöne Ereignisse
Runde Geburtstage wie der 80. sind Zeitpunkte, in denen vor allem Rückschau auf die schönen Ereignisse gehalten wird. Das hat Hofmann bereits vor fünf Jahren getan, 2017, als diese Redaktion ein Bilanzgespräch mit ihm geführt hatte.
Die Kiliani-Festwoche stand und steht ganz oben auf seiner Skala der guten Erinnerungen. "Sie ist ein Highlight und prägt das ganze Jahr." Zu seinen Highlights gehört auch das Würzburger Käppele, wie er jetzt verriet: ein ihm "besonders lieber Marienwallfahrtsort". Sein erster Gang, als er 2004 zum Bischof von Würzburg ernannt worden war, habe ihn dorthin geführt.
Das Leben stellt Menschen auch vor so manch große Herausforderungen. Dazu gehört sicher das Projekt "Gotteslob". Das neue Gebet- und Gesangsbuch der katholischen Bistümer ist unter Hofmanns Federführung aus der Taufe gehoben worden, sein "großes Lebenswerk".
Es gibt auch schmerzhafte Tiefpunkte in seiner Amtszeit: die vielen Missbrauchsfälle. Sie hätten ihn am meisten betroffen gemacht, sagte Hofmann 2017 und gestand ein, "in dem einen oder anderen Fall" hätte er vielleicht noch aktiver werden müssen.
Jüngst öffentlich bekannt gewordene Fälle bestätigen dies. Sie zeigen, dass ein völlig anderer Umgang mit Betroffenen nötig gewesen wäre. Dazu gehört etwa die Geschichte von Matthias Heppel. Er hat erst viele Jahre später erfahren, dass sein Täter kurz vor seinem Tod ein Geständnis abgelegt hatte. Friedhelm Hofmann hat ihm vor einigen Monaten eine Karte geschrieben und sich entschuldigt. Für Heppel ist das nicht genug.
2004 von Kölsch auf Silvaner umgestiegen
Er habe sich hier im Frankenland eingewurzelt, sagt Friedhelm Hofmann im Geburtstagsinterview des Bistums. Er sei, als er 2004 nach Würzburg kam, von Kölsch auf Silvaner umgestiegen. Er hatte aber auch Rheinischen Sauerbraten mit Rosinen im Gepäck beziehungsweise auf seinem Speise-Wunschzettel, wie einst seine Hauswirtschafterin ausplauderte.
Dem Frankenwein ist der Altbischof treu geblieben. Er verbringt seinen Ruhestand in Würzburg, schätzt weiterhin fränkische Lebensweise - und den Humor. Etwa bei der TV-Prunksitzung "Fastnacht in Franken".
Keine Zeit für das Thema "Kitsch"
Hofmann sagt heute, er könne jetzt in größerer Freiheit das genießen, was während seiner Amtszeit nicht möglich gewesen sei. Deshalb könnte er sich eigentlich einem Projekt widmen, das er bereits 2017 angekündigt hatte: Er möchte dem Thema "Kitsch" zu Leibe rücken und versuchen zu verstehen, worin für viele Menschen die Faszination besteht.

Doch dafür scheint die "größere Freiheit" des Ruhestands nicht zu genügen. Der Zeitaufwand fürs Einlesen sei zu groß. Deshalb konnte Hofmann "dieses Versprechen leider bisher noch nicht einlösen." Ob das an den "Notstopfen"-Terminen liegt?
Friedhelm Hofmann will 30 Jahre als Bischof Revue passieren lassen
Es gibt Termine, bei denen Friedhelm Hofmann die Hauptperson ist. Das ist nicht etwa sein Geburtstag. Den nehme er nicht so wichtig. Viel wichtiger sei ein anderes Jubiläum: Vor 30 Jahren, wurde Hofmann im Kölner Dom zum Bischof geweiht. "Und diese 30 Jahre, die lasse ich jetzt Revue passieren."

Dieses Jahr feiert der Emeritus nicht wie vor fünf Jahren zwei Mal, also im Mai Geburtstag und im September Bischofsjubiläum. Vielmehr will er beides in einer Feier zusammenfassen. Diese findet an diesem Donnerstag, 12. Mai, im Würzburger Kiliansdom statt. Der Pontifikalgottesdienst, zelebriert von Franz Jung, beginnt um 16 Uhr. Er wird live im Internet gestreamt.