Es ist leiser geworden um den ehemaligen Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Seit knapp 100 Tagen ist er im Ruhestand. Wie sich das anfühlt? „Ambivalent“, sagt Hofmann nachdenklich. „Zum einen bin ich froh, die Verantwortung nicht mehr tragen zu müssen, zum anderen ist es ein Abschied, der einen zum Nachdenken bringt.“ Sein neues Leben als emeritierter Bischof begann im September mit einem Umzug – vom Bischofspalais in eine Vier-Zimmer-Wohnung in der Nähe der Residenz.
Laptop und goldenes Kreuz
Dort sitzt er im schwarzen Anzug mit weißem Kollar an seinem Schreibtisch in der Bibliothek, die gleichzeitig sein Arbeitszimmer ist. Neben dem Laptop stehen ein großes goldenes Kreuz und eine Monstranz. „Das Kreuz – einzige Hoffnung“ (Crux spes unica) lautet auch sein Wahlspruch. Auf dem Schreibtisch liegen ungelesene Briefe, ein dicker Terminkalender und eine Dokumentenmappe. „Ich habe immer noch sehr viele Anfragen, vor allem zu theologischen Themen.“
Seine Bücher liebt der Kirchenmann über alles. Daher stimmt es ihn auch traurig, dass er nicht seine gesamte Sammlung mit in die neue Wohnung nehmen konnte. „Das war aus Platzgründen nicht möglich.“ Alle Bücher sind alphabethisch geordnet zu Themen wie Maria, Päpste, Liturgie oder Dogmatik. Dass Hofmann nicht nur Theologe, sondern auch Kunsthistoriker ist, spiegelt sich auch in der Bibliothek wider. In den unteren Regalen stehen große Bildbände über moderne Kunst. Romane sucht man vergebens.
Ein privater Gottesdienst zu Hause
Jeden Tag steht der 75-Jährige um 6 Uhr auf, betet das Stundengebet und feiert anschließend eine Heilige Messe, wenn er an diesem Tag keinen Gottesdienst in einer Gemeinde oder Gemeinschaft feiert. „Das ist seit Jahren mein Rhythmus und den möchte ich auch beibehalten“, erzählt er. Manchmal feiere er die Messe für sich alleine, manchmal kämen Gäste. Dazu zeigt er einen Raum in seiner Wohnung, den er als Kapelle eingerichtet hat. Dort steht ein schmaler Altar mit zwei Altarkerzen, davor zwei Betstühle. Einen solchen sakralen Raum im Haus gibt es in jedem Bischofshaus und auch emeritierte Bischöfe haben ein Anrecht darauf. Etwa 35 Minuten dauere so ein privater Gottesdienst zu Hause. „Ich singe keine Lieder, wenn ich alleine bin“, gesteht er.
Nach dem Frühgebet ist Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Dazu zündet Hofmann die Kerzen an seinem Adventskranz an und liest Zeitung. „Ich lese die FAZ, das Volksblatt und die Tagespost“, sagt er. Später trifft man den Geistlichen im Hofgarten oder in der Stadt, denn er geht jeden Tag ausgiebig spazieren. „Ich schwimme auch gerne“, sagt er. Nicht in öffentlichen Schwimmbädern, aber einige Klöster in der Umgebung seien mit einem eigenen Pool ausgestattet.
Besuch kommt an den Weihnachtstagen
Die größte Veränderung für den emeritierten Bischof ist, dass er nicht mehr mit den beiden Ritaschwestern zusammenwohnt. „Die waren fantastisch“, schwärmt er und lächelt. 13 Jahre lang hatten sie seinen Haushalt geführt und für eine familiäre Atmosphäre im Bischofshaus gesorgt. Sie waren quasi Tag und Nacht für den Bischof da. „Aufgrund ihres Alters – 79 und 81 – sind die beiden zurück in ihr Mutterhaus gezogen.“ Er hofft, dass die beiden an den Weihnachtstagen zu Besuch kommen.
Heute führt Elfriede Stöcker seinen Haushalt. Es duftet schon in der ganzen Wohnung, denn heute gibt es Filet Wellington mit Prinzesskartoffeln. Die Mutter von zwei Kindern ist gelernte Hauswirtschafterin und kommt an vier Tagen der Woche für ein paar Stunden. „Der Bischof liebt Kartoffeln. Reis und Nudeln mag er nicht so gerne“, verrät Stöcker. Und am liebsten mag er Rheinischen Sauerbraten mit Rosinen.
Der Bischof hat eine große Familie
Einsam ist der ehemalige Bischof also nicht. Er hat drei Brüder, die alle eine große Familie haben und im Großraum Köln wohnen. „Ich bin also Onkel und Großonkel und vielleicht bald Urgroßonkel“, erzählt er. „Wir haben eine gute und enge Familiengemeinschaft.“ Weihnachten wird er aber nicht mit seinen Verwandten verbringen. „Es kommt eine gute Bekannte aus Köln, damit ich nicht ganz alleine bin.“
Eigentlich muss Hofmann im Ruhestand keine Gottesdienste mehr halten, aber er springt gerne freiwillig ein, „wenn Not am Mann ist.“ Für zwei Weihnachtsgottesdienste hat er sich bereits verpflichtet: So wird Hofmann an Heiligabend um 17 Uhr die Christmette bei den Armen Schulschwestern in Würzburg-Heidingsfeld halten. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag feiert Hofmann um 12 Uhr den Weihnachtsgottesdienst in der Hofkirche Würzburg. „Ansonsten gehe ich dorthin, wo ich gebraucht werde“, sagt er.
Wer wird Hofmanns Nachfolger?
Gespannt ist er natürlich, wer sein Nachfolger als Bischof von Würzburg wird. „Es ist ja nicht auszuschließen, dass ich ihn bereits kenne“, sagt Hofmann und lacht. Auch sein Vorgänger und er kannten sich bereits. Jedenfalls will er sich nicht in die Geschäfte des neuen Bischofs einmischen, sondern sich zurückhalten. „Paul Werner Scheele hat sich auch nicht eingemischt, und das fand ich sehr angenehm.“ Aber wenn er gefragt wird, werde er mit Rat und Tat zur Seite stehen.
In Franken hat er als Bischof seine Spuren hinterlassen: Größere Strukturen der Pfarrgemeinden, die Neugestaltung des Doms und des Kirchen- und Gesangbuchs „Gotteslob“ gehören zu seinen Vermächtnissen. Würzburg sei für ihn eine wunderbare Stadt, die er Köln vorgezogen hat. „Ich habe hier Freunde gefunden“, sagt er. Als ehemaliger Dompfarrer und späterer Weihbischof von Köln, hätte er auch dort seinen Ruhestand genießen können.
Vorfreude auf „Fastnacht in Franken“
Hofmann schätzt den fränkischen Humor und den Fasching. „In Köln ist die Musik tragend, hier sind es die geistreichen Reden“, erklärt er. Klar, das er wieder zur BR-Sendung „Fastnacht in Franken“ nach Veitshöchheim und auch zur „Närrischen Weinprobe“ kommen wird.
Der Ruhestand ist für ihn die letzte Station am Ende eines Lebens. Eines sehr bewegten Lebens. „Bisher gab es immer Wechsel, die mit neuen Aufgaben und Herausforderungen verbunden waren“, erinnert er sich. Für Urlaub war in seinem Leben bisher wenig Zeit. Das will er jetzt nachholen. Und vielleicht wird er bald die eine oder andere Vorlesung in Kunstgeschichte halten.