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Würzburg
Generalvikar Keßler kündigt harte Einschnitte an
Am Montag veröffentlichte das Bistum seines Jahresabschlüsse für 2017. Ende November wurde ein Jahresfehlbetrag angekündigt. Jetzt ist die exakte Höhe bekannt. 
Das Bistum Würzburg kündigt harte Einschnitte an: Die finanzielle Lage sei angespannt. Unser Bild zeigt die Altstadt von Würzburg mit einer Vielzahl an Kirchen.
Foto: David Ebener, dpa | Das Bistum Würzburg kündigt harte Einschnitte an: Die finanzielle Lage sei angespannt. Unser Bild zeigt die Altstadt von Würzburg mit einer Vielzahl an Kirchen.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:16 Uhr

Die Zahl, um die in den vergangenen Tagen viel spekuliert wurde, ist raus: Der von der Diözese Ende November in einem Schreiben angekündigte Fehlbetrag in der Bilanz für das Jahr 2017, der sich im "unteren zweistelligen Millionenbereich" bewegen soll, beläuft sich auf aufgerundet 17,8 Millionen Euro. Am Montag hat das Bistum die Jahresabschlüsse 2017 der Diözese und des Bischöflichen Stuhls veröffentlicht.

Der späte Termin der Bekanntgabe der Jahresbilanzen hat einen Grund. "Der Haushalt des Bischöflichen Stuhls ist erst am 12. Dezember vom Diözesanvermögensverwaltungsrat genehmigt worden", sagt der kommissarische Finanzdirektor Andreas Hammer auf Nachfrage. In den vergangenen Jahren sei dies durchaus zu einem früheren Zeitpunkt, meist Ende September geschehen, weil die Gremien früher getagt hätten, so Hammer. Terminliche Gründe hätten dies verhindert. Und da man beide Jahresabschlüsse, also von Diözese und Bischöflichen Stuhl, zusammen veröffentlichen wollte, sei dies erst jetzt der Fall.

Die Kirche hat noch Eigenkapital von 90 Millionen Euro

"Der Jahresabschluss der Diözese Würzburg wird zur Zeit nach Grundsätzen aufgestellt, die an das Handelsrecht angelehnt sind", sagte Bistumssprecher Bernhard Schweßinger auf Nachfrage. "Spätestens bis zum Jahresabschluss 2020 erfolgt eine Umstellung nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften. Diese Umstellung schafft nach innen und außen ein weiter verbessertes Maß an Transparenz in der Berichterstattung und ermöglicht eine optimierte Vergleichbarkeit."

Thomas Keßler, Generalvikar der Diözese Würzburg, fordert, dass der Negativtrend bei den Finanzen im Bistum gestoppt werden muss.
Foto: Patty Varasano | Thomas Keßler, Generalvikar der Diözese Würzburg, fordert, dass der Negativtrend bei den Finanzen im Bistum gestoppt werden muss.

Wie das Ordinariat am Montag in einer Mitteilung bekanntgab, wurde der Jahresfehlbetrag "großteils mit Rücklagen ausgeglichen und mindert damit das Eigenkapital". Das Eigenkapital liege in der Bilanz bei knapp 90 Millionen Euro. 2016 seien es noch 107,8 Millionen Euro gewesen. "Diese Entwicklung muss gestoppt werden und erfordert in den kommenden Jahren auch harte Einschnitte", so Generalvikar Thomas Keßler, "dazu verpflichtet uns schon das Gebot der Nachhaltigkeit".

Kirchensteuer im Bistum belief sich 2017 auf 177,6 Millionen Euro

Zur Jahresbilanz: Der Jahresfehlbetrag in Höhe von 17,8 Millionen Euro habe sich unter anderem durch Bewegungen in den zweckgebundenen Rücklagen ergeben. Zugeführt wurden elf, aufgelöst 20,2 Millionen Euro: Zuerst werde die Summe für Bauvorhaben angespart, erläutert der kommissarische Finanzdirektor Hammer dazu auf Nachfrage, also zum Beispiel für Sanierungen von Kirchen-,  Pfarrhäusern oder Kindergärten. "Wenn diese Bauvorhaben end- oder teilabgerechnet werden, dann lösen wir die Rücklagen auf", so Hammer.

Darüber hinaus liege die Höhe des Fehlbetrags auch darin begründet, "dass zwar die Kirchensteuereinnahmen in 2017 um vier Millionen Euro gestiegen sind, aber im Jahr 2017 die sonstigen betrieblichen Erträge um 17 Millionen zurückgegangen sind." Dabei spielt die erstmalige Bewertung der diözesanen Alten- und Pflegeheime in Höhe von 16 Millionen Euro eine Rolle.

Zur Gewinn- und Verlustrechnung: Die Erträge der Diözese beliefen sich den Angaben zufolge für das Jahr 2017 auf 207 Millionen Euro (177,6 Millionen Euro Kirchensteuer sowie 27,3 Millionen Euro sonstige Ertrage wie Staatsleistungen und Zuschüsse). Auf der Ausgabenseite stehen laut Ordinariat insgesamt 227,6 Millionen Euro (davon 119,2 Millionen Euro Personalkosten, 108,4 Millionen Euro betriebliche Aufwendungen).

Zur Bilanz des Bischöflichen Stuhls: Das Gesamtvermögen beträgt 424,2 Millionen Euro (Finanzanlagevermögen 283,1, Sachanlagevermögen 38,6 und Umlaufvermögen 102,6 Millionen Euro). Auf der Passivseite der Bilanz stehen die Rückstellungsverpflichtungen in Höhe von 289 Millionen Euro. Davon seien den Angaben zufolge allein 247 Millionen Euro für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen notwendig. Die Verbindlichkeiten werden mit 64 Millionen angegeben (für Darlehen rund 59 Millionen und Treuhandvermögen rund vier Millionen Euro). Es ergibt sich ein Eigenkapitel des Bischöflichen Stuhl von 71,3 Millionen Euro. Es hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht um 8,3 Millionen Euro. Als Grund gibt das Bistum "Bewertungseffekte" an.

 
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Kommentare
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Vielleicht könnte man wieder Ablaßbriefe verkaufen Herr Keßler. So kurz vor Weihnachten braucht der ein oder andere bestimmt noch ein originelles Weihnachtsgeschenk.
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  • rid.cully
    ... und ein Künstlerpaar freut sich im Erbachshof über knapp eine halbe Mio zinsfreies Kirchen-Darlehen ...
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  • peterlesbub
    Zur Erläuterung: Das Handelsrecht schreibt aus Gläubigerschutzgründen das absolute Niederstwertprinzip vor, d.h. positives Vermögen ist niedrigstmöglich anzusetzen, Verbindlichkeiten und mögliche Verbindlichkeiten (Rückstellungen) jedoch in voller realistischer Höhe. Da entstehen natürlich Einmaleffekte bei der Umstellung. Das Handelsrecht geht von dem Grundsatz aus, kein Kaufmann (hier die Kirche) darf sich bilanziell nicht reicher machen, als sie ist, damit Gläubige(r) nicht hinter die Fichte gezogen werden.
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