Seit die Zahlen des Haushaltsplans 2019 bekannt sind, ist klar: Die finanzielle Schieflage wird die Diözese Würzburg noch länger begleiten. Die Devise heißt Sparen. Das vor Monaten angekündigte und zum 1. August in Kraft getretene Baumoratorium gehört dazu.
Der "Aufschub" ist Teil der Strukturreform. Mit dem Moratorium wollen Franz Jung und sein Generalvikar Thomas Keßler unter anderem Fehlinvestitionen in kirchliche Bauten vermeiden - "im Blick auf die künftigen pastoralen Erfordernisse und die dafür benötigte Gebäudelandschaft im Bistum Würzburg sowie eine Konsolidierung des diözesanen Haushalts", heißt es im Dekret des Bischofs zum Baustopp. Der Prozess "Pastoral der Zukunft" ist also auch Teil des Sparprogramms.
Das Moratorium ist auf drei Jahre befristet. In dieser Zeit sollen die Immobilien im Bistum erfasst und kategorisiert werden. Ob dabei jede nur noch wenig genutzte Kirche ein Haus Gottes bleibt? Viele Gläubige befürchten, dass dies vielleicht nicht der Fall ist.
Baumoratorium soll Ausgaben um sechs Millionen verringern
Die goldenen Baumeister-Zeiten in der Diözese sind also erst mal Geschichte. Die Kostenobergrenze von Baumaßnahmen liegt nun bei 15.000 Euro, außer bei Notfällen oder zwingend erforderlichen behördlichen Auflagen. Baukostenzuschüsse sind auf höchstens 3000 Euro gedeckelt. Häuslebauer wissen: Damit lässt sich nicht viel bewerkstelligen.
Mit dem Baumoratorium sollen die Ausgaben des Bistums um sechs Millionen verringert werden. Der 63 Jahre alte Architekt und Ordinariatsrat Cesare Augusto Stefano wurde angesichts dieser Sparmaßnahme bereits in den Vorruhestand geschickt. Laut Bistumssprecher Bernhard Schweßinger fällt der Großteil seiner Tätigkeiten weg. Stefano ist bereits seit 27. Juli nicht mehr im Büro erreichbar. Offiziell wurde er zum 1. September freigestellt. Auf Nachfrage lautet die Antwort aus dem Ordinariat: "Die Entscheidung wurde im gegenseitigen Einvernehmen getroffen." Bis Jahresende leite Stefanos Stellvertreter Burkhard Falkenberg kommissarisch das Bauamt.
Da das Moratorium unter anderem auch für Kirchenstiftungen gilt, haben Kirchenverwaltungen (KV) künftig wenig Spielraum für Bauprojekte in ihren Pfarreien. Schon seit längerem gibt es Gerüchte in Kirchenkreisen, dass das KV-Modell, bei dem hauptamtliche und ehrenamtliche Mitglieder das Stiftungsvermögen treuhänderisch verwalten, vielleicht langfristig keine Zukunft mehr hat.
Weniger Hauptabteilungen im Bischöflichen Ordinariat
Und eine weitere Einsparung im Bistum deutet sich an: die Zusammenlegung der Hauptabteilungen. So wird der neue bischöfliche Finanzdirektor Sven Kunkel ab 2020 nicht nur die Finanzkammer leiten, sondern die neue Hauptabteilung "Finanzen und Immobilien". Auch deshalb braucht die Diözese keinen Diözesanbaumeister mehr. Vielmehr hat sie für die neue Hauptabteilung derzeit die Leitung der Liegenschafts- und Bauabteilung ausgeschrieben. Gefragt sind Bau- und Wirtschaftsingenieure oder Betriebswirte.
Die Leitung der Liegenschaften hatte im Ordinariat bis Ende Juni 2018 Otmar F. inne, der sich seither mit Vorwürfen der Untreue konfrontiert sieht. Auch er wurde - wie nun Diözesanbaumeister Stefano - plötzlich freigestellt. Bei vollem Gehalt, aber nicht im gegenseitigen Einvernehmen.
Was die Hauptabteilungen insgesamt betrifft: Nach einem Organigramm des bischöflichen Ordinariats, das der Redaktion vorliegt, plant die Diözese künftig mit sechs statt bislang neun - für Seelsorge, Bildung und Kultur, Soziale und caritative Dienste, Zentrale Aufgaben, Personal sowie wie bereits angekündigt für Finanzen und Immobilien. Weitere personelle Veränderungen im Zuge der Zusammenlegungen dürften also folgen. "Die Reorganisation des bischöflichen Ordinariats wird voraussichtlich zum 1. Januar 2020 umgesetzt", so Bistumssprecher Schweßinger.
Diözese erwartet deutliche Reduzierung des Fehlbetrags in Millionenhöhe
Dass durch das Baumoratorium die Bautätigkeit im Bistum auf Eis liegt, zeigt, dass es Bischof Franz Jung ernst ist mit dem Sparen. Ziel ist, den im Haushaltsplan 2019 erwarteten Fehlbetrag von rund 15 Millionen Euro weiter zu verringern. 2017 lag der tatsächliche Fehlbetrag laut Jahresabschluss noch um fast drei Millionen höher: bei 17,8 Millionen Euro.
Wie kann der Fehlbetrag in dieser kurzen Zeit in dieser Größenordnung reduziert werden? Auf die Nachfrage antwortete der kommissarische Finanzdirektor Andreas Hammer bei der Vorstellung des Haushaltsplans im Februar: Bischof Jung habe die Vorgabe gemacht, "dass für bestimmte Positionen, in denen es möglich ist, die Haushaltsplanwerte 2019 auf die Haushaltsplanwerte 2018 zurückgefahren werden müssen". Und, so Hammer: "Da sehen wir dann schon einen ersten Einsparungseffekt in der entsprechenden Größenordnung."
Neue Bewertungseffekte
Was heißt das für den Jahresabschluss 2018, der noch nicht veröffentlicht ist? Laut Hammer "kommen neue Bewertungseffekte in Bezug auf Finanzpositionen hinzu, die in 2017 noch nicht entsprechend angepasst worden sind". Dazu gehöre, so Hammer, unter anderem das Immobilienvermögen, bei dem ab 2018 nicht mehr wie bislang üblich vom Marktpreis ausgegangen werden soll. Künftig werde es – wie es das Handelsgesetzbuch vorgibt - nach dem Anschaffungskostenprinzip bewertet. Und dazu braucht es keinen Diözesanbaumeister mehr. Sondern vielmehr einen Fachmann für Zahlen, Budgets, Projektmanagement und Projektcontrolling.
Architekt Cesare Augusto Stefano blickt unter anderen auf die Generalsanierung des Burkardushauses unter seiner Leitung zurück. Die Kosten für dieses Großprojekt belaufen sich auf insgesamt rund 20,8 Millionen Euro, inklusive Kunst und verteilt auf die Jahre 2010 bis 2017, informiert Sprecher Bernhard Schweßinger auf Nachfrage. Offiziell bekannt waren bislang rund 19,8 Millionen Euro Gesamtkosten - schon deutlich mehr als die ursprünglich eingeplanten 13,5 Millionen Euro. Die Mehrkosten von mindestens sieben Millionen Euro seien jedoch nicht für den Fehlbetrag in der Bilanz 2017 verantwortlich, so Schweßinger. Sie seien auch nicht der Grund für die vorzeitige Freistellung des Diözesanbaumeisters.
Bischof Franz Jung wird Mitglied im Verbandsrat
Bischof Franz Jung richtet übrigens nicht nur das Ordinariat Würzburg neu aus und legt per Dekret Sparmaßnahmen fest. Seine strategischen Vorstellungen sind auch außerhalb gefragt. Jung, der seine Zeit als Generalvikar nach seiner Bischofsweihe "nie ganz" abgelegt hat, wie er im Juni im Interview mit dieser Redaktion sagte, ist in den neu geschaffenen Verbandsrat des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) berufen worden.
Seelsorge rechnet sich auch mit den teuersten Zahlenjongleuren nicht!
Und es werden noch mehr austreten!
Zwischenzeitlich zeigen ja schon Priester und höhere in der Hierarchie Verständnis für austretende!
Was kosten eigentlich die Berater?
am 08.06.2019
zum Artikel "Bischof legt Fahrplan zur Pfarreienreform fest":
"Und irgendwann macht der Letzte das Licht aus!
Diese großen Räume, die da geplant sind, werden uns auch noch als Chance verkauft - dabei kriegt es die Kirche einfach nicht hin, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren, das Personal wird immer knapper, der einzelne Pfarrer bekommt immer mehr, die persönlichen Kontakte werden immer weniger - und das soll dann eine Chance sein?
Die Ehrenamtlichen sind doch jetzt schon überfordert, fühlen sich alleine gelassen, werden immer weniger - und sollen immer mehr machen!"
Die immer größer werdenden Einheiten (von Seelsorge will ich da gar nicht mehr reden!) verstärken die Entfremdung der Menschen von den kirchlichen Strukturen und Gemeinden! Immer weniger Hauptamtlichen sollen immer mehr machen, auch die Ehrenamtlichen sollen vieles auffangen - und dann heißt es entweder: Was nicht mehr geht, einfach sein lassen - oder: wir müssen beten um den heiligen Geist - da könnte ich kotzen!
Nur gehen mir diese plumpen Vorurteile auf den Wecker, von wegen "die Kirche ist reich" etc!
Die Ausgaben der Diözese sind zu 80% Personalkosten, also Gehälter (die paar Priester machen da nur noch einen geringen Teil aus, die Diözesanleitung wird laut Konkordat vom Staat bezahlt, also auch nicht teil des Haushaltes, das sind ganz normale Personalkosten von Angestellten - aus allen Bereichen, von der Bildungsreferentin bis hin zur Pfarrsekretärin)
Natürlich zahlt die Kirche KEINE Alimente für die Kinder. Es ist allerdings so, dass im Falle eines Falle die Alimente von der Diözese an die entsprechende Mutter überwiesen werden - und dann vom Kindsvater vom Gehalt abgezogen werden! Die Mutter braucht also keine Angst zu haben, ob sie Geld vom Vater des Kindes bekommt - denn sie bekommt's direkt vom Arbeitgeber!
Viele andere Mütter gäben viel drum, wenn sie sich auch so auf die Zahlungen verlassen könnten - und das Geld direkt vom Arbeitgeber käme!
Allerdings - wenn sich Kirche um die Armen und Kranken kümmern soll, braucht sie dafür Geld - und das kriegt sie am besten, wenn sie an anderer Stelle die Ausgaben reduziert, oder?
bevor noch mehr "Schäfchen"
denn Verein verlassen..
wenn die Kirch ka Geld hat
wer dann?
Von welchem Reichtum reden Sie denn bitteschön?