
Der Haushalt befinde sich in einer "dramatischen Schieflage", sagte Bischof Franz Jung zur finanziellen Situation im Bistum Würzburg an diesem Donnerstag. In der Bilanz für 2019 steht ein Fehlbetrag von 40,7 Millionen Euro - ein Rekord. Ein Jahr zuvor, 2018, hatte das Defizit 13,2 Millionen Euro betragen.
"Dieser Jahresfehlbetrag von 40,7 Millionen Euro erklärt sich im Wesentlichen aus bereits genehmigten Finanzierungszusagen der vergangenen Jahre, für Zuschüsse und Zuweisungen für den Bau von Kindergärten, Kirchen, Pfarrhäusern und Pfarrheimen", begründete Finanzdirektor Sven Kunkel das hohe Defizit. Für 2020 gab er eine "erste vorsichtige Schätzung" ab: Er erwarte ein Minus von 13 Millionen Euro. Auch für 2021 plane die Diözese Würzburg auf Basis der geringeren Einnahmen und reduzierten Ausgaben mit einem Jahresergebnis in Höhe von zirka minus 11 Millionen Euro, prognostizierte Kunkel.
Ziel ist ein ausgeglichener Haushalt bis 2025
"Als Bischof ist mir seit meinem Dienstantritt vor zwei Jahren klar gewesen, dass der Haushalt auf äußerste Kante genäht ist", sagte Franz Jung. Er nannte als "ambitioniertes Ziel", bis 2025 wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Kunkel gab sich zuversichtlich, dieses Ziel in den nächsten Jahren zu erreichen.

"Wir können nicht so weiter machen wie bisher", mahnte der Bischof. Zudem sei die Corona-Krise ein Beschleuniger gewesen, meinte Jung zur finanziellen Schieflage. "Wir erfahren dies ganz konkret im Einbruch der Kirchensteuereinnahmen", so Jung. 2020 müsse ein Minus von bis zu 15 Millionen verkraftet werden. 2021 wird erwartet, dass 20 Millionen weniger in die Kirchenkasse fließen.
Sparen bei den Bildungs- und Tagungshäusern
Bereits getroffene Maßnahmen in 2019 und 2020, etwa das Bau-Moratorium oder die Deckelung des Haushalts, würden nicht ausreichen, den Einnahmenverlust auszugleichen, meinte der Bischof mit Blick auf die kommenden Jahresabschlüsse. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.
Im Fokus stehen die Bildungshäuser, die nicht kostendeckend und mit zu geringer Auslastung arbeiten. Deshalb wird laut Generalvikar Jürgen Vorndran die Diözese die Trägerschaft bei vier ihrer zehn Bildungs- und Tagungshäuser abgeben: Schmerlenbach (Lkr. Aschaffenburg), Benediktushöhe in Retzbach (Lkr. Main-Spessart), St. Michael in Bad Königshofen und Thüringer Hütte (beide Lkr. Rhön-Grabfeld).

Bei zwei Häusern sollen bis Ende 2021 Kooperationspartner gefunden werden: für das Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg und das Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg. Falls dies nicht gelingt, droht die Schließung. Nur bei vier Häusern wird die Diözese in eigener Trägerschaft fortführen: Burkardushaus und Matthias-Ehrenfried-Haus (beide Würzburg), Haus Volkersberg (Lkr. Bad Kissingen) und das Martinushaus in Aschaffenburg.
Betriebsbedingte Kündigungen sind möglich
Im Zuge dieser Sparmaßnahme könnten, so Vorndran, die 2021 auslaufenden befristeten Arbeitsverträge der betroffenen Einrichtungen nicht verlängert werden. "Ebenso können wir derzeit betriebsbedingte Kündigungen dann nicht ausschließen, wenn die angedachten Auffangmaßnahmen nicht greifen", sagte der Generalvikar.
"Die Verkündigung der Sparmaßnahmen jetzt im Advent, so kurz vor Weihnachten, erfolgt zur Unzeit, das ist uns allen klar. Das bedrückt auch mich als Bischof", so Jung. Es sei ihm jedoch in dieser Situation wichtig, "lieber die Sachverhalte klar zu benennen als Erwartungen zu wecken, die nicht einzulösen sind".
Die Excel Tabelle von 2011 bis 2020 habe ich schon.
Es wurden (basis 2011) ca 390 Mio Mehreinnahmen+43Mio an Rücklagenauflösung verwurschtelt in Summe 430Mio
Einer der größten Steigerungsposten ist die Diözesenleitung knappe 30%,
Seelsorge dagegen lediglich 7%
SG Lothar Unsleber
Liebe Mainpost,
recherchiert doch bitte mal, warum und wo (Personal, Sach- oder Bauhaushalt) sich das Defizit in den letzten Jahren so entwickeln konnte. Eine Auswertung der veröffentlichten Haushalte des Bistums bringt mit Sicherheit Erhellung. Übrigens sagt eine Excelgrafik oft mehr als tausend Worte.
Bin mal auf das Ergebnis gespannt.
Bzw. sie verweist darauf, das Geld könne ja gerne, ohne Verwendungszweck, der Diözese gespendet werden.
Und dann wundert man sich über Kirchenaustritte?
Dabei wurden in der Geschichte oft Kirchen durch Spender saniert oder Kunst gestiftet und so Verbindungen zu den Menschen aufgebaut.
Eine verbindungslose, oder eine Kirche die die Verbindung nur in, wie passend, „Sonntagsreden“ bekennt, schafft sich selbst ab… schade!
großartig recherchiert! ...Super Beitrag!
Das stand 2013 in einem MP-Artikel:
"Das Finanzanlagevermögen des Bischöflichen Stuhls Würzburg beträgt 271 Millionen Euro: Rund 260 Millionen davon stecken laut dem Bischöflichen Finanzdirektor Albrecht Siedler in festverzinslichen Wertpapieren."
Dazu noch Immobilienvermögen in bester City-Lage im Wert von 40-50 Mio. Euro (Stand: 2013, dürfte heute deutlich mehr wert sein).
https://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/einblick-ins-vermoegen-des-bistums-wuerzburg-art-7740339#:~:text=Das%20Finanzanlageverm%C3%B6gen%20des%20Bisch%C3%B6flichen%20Stuhls,Albrecht%20Siedler%20in%20festverzinslichen%20Wertpapieren
Wenn sie in einem Unternehmen 40 Mio Minus pro Jahr machen - dann ist ihr Vorschlag das Anlagevermögen zu „nutzen“ - ergo verkaufen. Um dann in 8 Jahre weiterhin mit 40 Mio minus, ohne Vermögen und ohne die festen Zins-Einkünfte dazustehen?
Schöne Milchmädchen-Rechnung.
In so manchem Bereich erinnert die Kirche an eine politische Partei und nicht an eine Organisation die sich um die seelische Belange ihrer Schäfchen kümmern will...
*** Kirchenrechtler Thomas Schüller: „dass eine Diözese vom Kopf her so führungslos, so überfordert und gleichzeitig so infam ist im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch durch Priester.” Sein Urteil: „Die Herzlosigkeit und kriminelle Energie der Bistumsleitung ist schier unglaublich.” Betroffen von den Vorwürfen ist unter anderem auch Woelkis Vorgänger, Kardinal Joachim Meisner (1933-2017)."
Allmählich müsste es doch wie Schuppen von den Augen fallen, was es mit dieser Institution auf sich hat.