
"Kistenweise" seien Stellungnahmen eingetroffen, heißt es beim Bergamt Nordbayern. Die Resonanz auf das geplante Bergwerk der Firma Knauf im Landkreis Würzburg ist groß. So groß, dass die genehmigende Behörde in Bayreuth erst einmal Zeit braucht, um alle Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern, Behörden und Verbänden zu bearbeiten.
Vierstellige Anzahl an Einwendungen erwartet
Bis 6. März konnten sich Kritiker und Befürworter zum umstrittenen Vorhaben des Gips-Weltmarktführers äußern: Der Knauf-Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will in der Altertheimer Mulde Bayerns größtes Bergwerk bauen, mitten im Trinkwassereinzugsgebiet von Würzburg. Angesichts der hohen Zahl an Einwendungen kann das Bergamt wenige Tage nach Ablauf der Frist "nur eine Momentaufnahme" geben.
Bis Montag, 10. März, waren im Bergamt 52 Stellungnahmen von insgesamt 74 Trägern öffentlicher Belange erfasst, darunter Behörden und Gemeinden. Außerdem 731 Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern, die meisten laut Bergamt aus "Sorge um eine sichere Trinkwasserversorgung". Es brauche "noch einige Zeit", um alle Stellungnahmen zu sichten. Die Behörde schätzt, dass die Zahl der Einwendungen am Ende vierstellig ist.
Ablehnung des Bergwerks in Würzburg, Waldbrunn und Zell am Main
Die Stadt Würzburg und die Gemeinde Waldbrunn sehen die Quantität und Qualität ihres Trinkwassers durch Knaufs Mega-Projekt gefährdet. Auch Zell am Main lehnt das Vorhaben ab. Der Markt, der seit 125 Jahren von den Stadtwerken Würzburg mit Trinkwasser aus den Zeller Quellen versorgt wird, nennt das geplante Gipsbergwerk in seiner Stellungnahme "nicht genehmigungsfähig".
Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte/Freie Wähler) und die Gemeinderatsmitglieder kritisieren in ihrem Schreiben neben der "fehlenden Würdigung des planreifen Wasserschutzgebiets" in den Knauf-Plänen unter anderem, die Risikobewertung des Knauf-Gutachtens sei "ungeeignet", die Alternativenprüfung "unzureichend". Damit schließt sich Zell wesentlichen Kritikpunkten der Stadt Würzburg an.
Der Bürgermeister von Waldbrunn, Markus Haberstumpf (CSU), hatte bereits im Februar gesagt: "Ich habe nichts gegen den Gipsabbau und schon gar nichts gegen die Firma Knauf." Jedoch sei seine Gemeinde in der "luxuriösen" Situation, dass das Wasser seit einem Jahrhundert "so sauber und reichlich" sprudle, "dass wir es ohne Aufbereitung an alle Haushalte abgeben können". Das soll so bleiben: "Jegliche Beeinträchtigung der Brunnen" sei daher "nicht hinnehmbar".
Kist fürchtet höhere Verkehrsbelastung durch das Bergwerk
Gegenwind kommt auch aus Kist. "Wir fürchten eine höhere Verkehrsbelastung im Ort", sagt Bürgermeister Volker Faulhaber (SPD). Beispielsweise, wenn Knauf-Lastwagen bei Stau auf der A3 durch Kist fahren - oder um "Zeit, Maut und Kilometer" zu sparen. "Natürlich sei der Gemeinde Altertheim gegönnt, dass die Firma Knauf bei ihnen ein Bergwerk plant", sagt Faulhaber: "Aber bitte nicht zum Nachteil von Kist."
Gespaltene Stimmung in Altertheim
Die "Unterstützung aus der kommunalen Familie" freue ihn natürlich, sagt Bernd Korbmann (SPD), Bürgermeister von Altertheim. Dort ist die Stimmung gespalten. Korbmann geht davon aus, "dass regionale Wertschöpfung sich auch mit sehr gutem Trinkwasserschutz verbinden lässt". Um mehr Verkehr und Lärm durch das Bergwerks vorzubeugen, fordert die Gemeinde Altertheim in ihrer Stellungnahme begrenzende Maßnahmen, etwa bei Emissionen und Sprengungen. Eine Bürgerinitiative in der Gemeinde versucht derweil, mit zwei Bürgerentscheiden das Bergwerk zu verhindern.
Zustimmung zum Knauf-Projekt vom Landkreis Würzburg
Einen Daumen hoch für Knauf gibt es vom Landkreis Würzburg. Landrat Thomas Eberth (CSU) hatte nie einen Hehl aus seiner Hoffnung gemacht, dass Trinkwasserschutz und Bergbauvorhaben vereinbar seien. In der offiziellen Stellungnahme aus dem Landratsamt heißt es nun: Der "untertägige Bergbau sollte zugelassen werden, wenn eine Gefährdung des Trinkwassers und eine Beeinträchtigung der Trinkwassergewinnung ausgeschlossen werden kann".
Der Landrat Eberth hat eigentlich das Bergwerk ebenfalls abgelehnt, wenn er sagt, der "untertägige Bergbau sollte zugelassen werden, wenn eine Gefährdung des Trinkwassers (…) ausgeschlossen werden kann". Es kann nämlich eine Gefährdung und Beeinträchtigung des Trinkwassers nicht ausgeschlossen werden.
Jetzt kann und sollte er in seiner Verantwortung als Landrat die Gutachten der TWV und die Stellungnahme der Stadt Würzburg gründlich studieren. Dort liest er fundiert ausgeführt, dass ein großes, unkalkulierbares Risiko für die Trinkwasserversorgung besteht, und mit Bergwerk weniger Wasser in den betroffenen Quellen zur Verfügung stünde. So kann der Landrat mitwirken, um für Würzburg und Orte im Landkreis die Trinkwasserversorgung für alle Zukunft zu sichern und das Bergwerk im Trinkwasser-Einzugsgebiet ablehnen.
Vielen Dank!
Keiner möchte Atomstrom, gleichzeitig möchte aber keiner Windräder in seiner nähe.
Viele möchten Bauen, keiner möchte einen Sandabbau in der nähe.
usw.
Immer nur Forderungen aber keine Kompromisse eingehen.
Hat man sich schon mal mit der Gemeinde Hüttenheim in Verbindung gesetzt. Dort wird seit 50 Jahren unter Tage abgebaut.
Die Landschaft ist nicht eingestürzt und das Wasser ist auch nicht verschwunden.
Die Fa. Knauf möchte sich bestimmt nicht einen Betrieb aufbauen bei dem täglich für mehere 1000€ Wasser oder andere Probleme den abbau behindern.
Es liegt sicherlich im Interesse der Fa. Knauf dort einen Betrieb aufzubauen der keine Probleme produziert.
"Immer nur Forderungen aber keine Kompromisse eingehen."
Die Forderung ist, die Trinkwasserversorgung von über 100000 Menschen sicher zu erhalten. Da Knauf ein Risiko nicht ausschließt und das Gutachten der TWV etliche Mängel aufzeigt, ist für viele Menschen kein Kompromiss möglich.
"Hat man sich schon mal mit der Gemeinde Hüttenheim in Verbindung gesetzt. Dort wird seit 50 Jahren unter Tage abgebaut.
Die Landschaft ist nicht eingestürzt und das Wasser ist auch nicht verschwunden."
Doch! Im Raum Iphofen gibt es einen Tagesbruch. Das Gelände ist abgesperrt. Geschenkt - das Bergwerk stammt aus dem letzten Jahrhundert.
Doch! Das Wasser der Aischquelle war verschwunden. Zuvor hatte ein hydrogeologisches Gutachten festgestellt, dass eine Auswirkung auf die Quelle nicht zu erwarten ist.
https://www.nordbayern.de/franken/komplett-trocken-gips-abbau-liess-die-aisch-versiegen-1.9904540
Die Aischquelle sprudelt wieder.
Zudem war es dort ein Tagesabruch und kein unter Tage abbau.
Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Hier der Bereicht zu Ihrem Beispiel der Aischquelle:
https://www.nordbayern.de/franken/komplett-trocken-gips-abbau-liess-die-aisch-versiegen-1.9904540#:~:text=Burgbernheim%20%2D%20Im%20November%202019%20ist,Quelle%20in%20den%20Tagebau%20floss.
Wo ist hier eine Effekthascherei.
Ich habe nur aufgezeigt,
dass trotz eines Gutachtens etwas unvorhergesehenes passiert ist. Nämlich Wasser "verschwunden" ist.
Ob unter Tage oder über Tage spielt überhaupt keine Rolle.
Den Link auf den Sie verweisen, hatte ich übrigens bereits in meinem Kommentar gesetzt.
Wenn man kein Trinkwasser hat, kann man nicht leben, dann gibt es auch die anderen Elemente von Wirtschaft, Wohlstand und Lebensqualität nicht. Auch Industrie braucht Wasser, und die Gipsverarbeitung erst recht.
Industrie fördern kann man prima anders, und Gipsabbau muss an anderen Orten stattfinden: nie in Wasserschutzgebieten. Wenn der Naturgips abgebaut ist, muss man die Alternativen wie Gips-Recycling und alternative Baustoffe nutzen. Damit beginnt man am besten genau jetzt, sonst wird’s noch stressiger.
Auch wenn das Wasserschutz faktisch schon existiert, aber noch nicht vollständig ausgewiesen ist, ist und bleibt es das einzige Trinkwasser-Einzugsgebiet für die Zeller Quellen und für über 140.000 Menschen. Für diese Trinkwasserversorgung gibt es keine Alternativen. Darum geht es, nicht um Einschänkungen für die Industrie.
In der landesplanerischen Beurteilung der geplanten B26 n
zur A3 war vor gut 10 Jahren zu lesen, dass diese außerhalb des geplanten Wasserschutzgebietes liegen würde.
Es wundert auch, das Flächen im näheren Umfeld der Quellen, im Ortsbereich Zell, Würzburg Zellerau, Höchberg die im alten Wasserschutzgebiet liegen, im neuen Schutzgebiet herausfallen.
Noch mehr wundert, dass hier vom einzigen Schutzgebiet und von 140.000 Menschen geschrieben wird.
Ist das die Zukunftsvision?
Knauf ist ein Weltkonzern. Ich gehe davon aus, dass er nicht mit der kontroversen Diskussion gerechnet hat. Es liegt am Konzern, einen Wandel zu Gipsrecycling, gipsfreien Baustoffen und anderen möglichen Alternativen hin zu bekommen.
Aha, "Bürgerbeteiligung ist gut gemeinte linke Politik. Sie wirkt aber oft kontraproduktiv und führt zu einer Lähmung, Verzögerung und Bürokratisierung der Wirtschaft."
Ich würde sagen, Bürgerbeteiligung ist Demokratie! Sicher ist da einiges lästig und ließe sich auch reformieren.
Anders läuft es, wie Sie schreiben, im autoritären China. Keine Bürgerbeteiligung. Staatliche Vorgaben. Der Bürger hat schlicht weg nichts zu melden.
Geht sicher schneller. Möchten Sie das?
Wenn kein Gips verfügbar ist für unser Bauwesen muss auch nicht ein entsprechendes Konjunkturprogramm aus den Vollen schöpfen. Üben wir dahingehend also Verzicht, belassen wir unseren Gips da, wo er aktuell ist.
Das passiert übrigens ganz automatisch, weil Bauen für den kleinen Häuslebauer schlichtweg kaum mehr bezahlbar bleibt.
Mögliche Alternativen sind derzeit extrem kostenintensiv; die Bauindustrie kann ja schlussendlich auch aus den Vollen schöpfen.
Auch im medizinischen Bereich greift man mittlerweile verstärkt auf Alternativen zurück, koste es was es wolle!? Unser Gesundheitssystem ist ja pumperl'gsund, es muss nicht gespart werden.
Die Verantwortlichen für unser derzeitiges Politikversagen wissen sich offensichtlich noch immer in Eigenschutz aus der Schusslinie zu nehmen. - Na dann...!
Es geht gar nicht um Gips, sondern um das Trinwkasser: Die Gemeinden und die Stellen der Öffentlichkeit die sehen, dass es mit Bergwerk weniger und schlechteres Wasser für eine ganze Region gäbe, sind sich ihrer Verantwortung bewusst und können deshalb ein Bergwerk im Wasserschutzgebiet nur ablehnen.
Sie wissen, dass Menschen eine stabile Versorgung mit Trinkwasser brauchen, um zu leben und zu überleben.