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Würzburg
Streit um geplantes Bergwerk: Knauf weist "Vorwurf der Erpressung entschieden zurück"
Die Stadt Würzburg wirft dem Gipskonzern Knauf aus Iphofen vor, seine wirtschaftliche Stärke auf Kosten des Trinkwasserschutzes auszuspielen. Das entgegnet das Unternehmen.
Der Knauf-Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will in der Altertheimer Mulde im Landkreis Würzburg Bayerns größtes Bergwerk errichten. 
Foto: Thomas Obermeier | Der Knauf-Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will in der Altertheimer Mulde im Landkreis Würzburg Bayerns größtes Bergwerk errichten. 
Angelika Kleinhenz
 und  Natalie Greß
 |  aktualisiert: 01.03.2025 02:49 Uhr

Den "Vorwurf der Erpressung" will Gipsweltmarktführer Knauf nicht auf sich sitzen lassen. Vor der Sondersitzung des Würzburger Stadtrats zum geplanten Gipsbergwerk in der Altertheimer Mulde an diesem Donnerstag nimmt der Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) Stellung zur Berichterstattung dieser Redaktion. 

"Wir sind über die Darstellung im jüngsten Artikel der Main-Post entsetzt und weisen den Vorwurf der Erpressung entschieden zurück", heißt es in dem Schreiben von Knauf von Dienstag. "Es ist schlicht falsch zu behaupten, wir hätten die Stadt, den Oberbürgermeister oder die Behörden 'erpresst', unser Bergwerk zu genehmigen", teilt Konzernsprecher Matthias Link mit.

"Wir müssen selbstverständlich auch die möglichen Konsequenzen aufzeigen für den Fall, dass das Bergwerk (...) nicht genehmigt werden sollte."
Knauf-Sprecher Matthias Link

Im Artikel zur anstehenden Stadtratssitzung hatte diese Redaktion aus der öffentlich einsehbaren Stellungnahme zitiert, die die Stadt Würzburg im Genehmigungsverfahren zum Bergwerk abgeben will. Darin bezieht sich die Stadt auf eine schriftliche Aussage von Knauf vom 3. Dezember 2024. 

Stellungnahme der Stadt: Knauf will "wirtschaftliche Aktivitäten in Bayern überdenken"

Die Firma Knauf "erwarte", dass das geplante Gipsbergwerk bei Altertheim im Landkreis Würzburg zugelassen werde – trotz der Lage im Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt Würzburg und planreifen Wasserschutzgebiet, ist in der Stellungnahme der Stadt zu lesen. "Im Fall einer Ablehnung" werde der Konzern seine "wirtschaftlichen Aktivitäten in Bayern überdenken". Die Stadt Würzburg "kommentiere dies nicht". Sie "vertraue" darauf, dass die genehmigende Bergbehörde "eine Entscheidung nach Recht und Gesetz" treffen werde.

Mit anderen Worten: Die Stadt wirft Knauf vor, seine wirtschaftliche Stärke auf Kosten des Trinkwasserschutzes auszuspielen. Auf Nachfrage dieser Redaktion am Montag hatte Knauf die Aussage nicht kommentieren wollen.

Gutachter bewerten die Gefahr des Bergwerks fürs Trinkwasser unterschiedlich

Nun schreibt der Konzernsprecher: Es sei "richtig, dass wir dafür werben, das Vorhaben auf Basis der vorliegenden Fakten zu bewerten und entsprechend zu entscheiden – wie es sich für solche nach rechtsstaatlichen Prinzipien laufende Genehmigungsverfahren gehört". Gutachterlich sei belegt: Das Trinkwasser in der Region werde "weder qualitativ noch quantitativ beeinträchtigt".

Gutachter des städtischen Wasserversorgers TWV zweifeln dies an. Sie sprechen von einer anderen Faktenlage, wonach eine Gefahr vom Bergwerk fürs Trinkwasser ausgehe.  

Im Schreiben von Knauf heißt es abschließend: "Wir müssen selbstverständlich auch die möglichen Konsequenzen aufzeigen für den Fall, dass das Bergwerk entgegen der Faktenlage nicht genehmigt werden sollte."

Knauf stehe "für bezahlbare und nachhaltige Baustoffe aus der Region für die Region und für tausende Arbeitsplätze, die wir langfristig sichern wollen". Durch den Wegfall des REA-Gipses aus der Kohleverstromung stehe man "unter hohem Druck, jetzt für Ersatz zu sorgen" und hänge an der regionalen Versorgung. "Darauf hinzuweisen, ist legitim und ehrlich."

 
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Kommentare
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  • Andrea Angenvoort-Baier
    Auf die Idee Arbeitsplätze zu sichern, indem verstärkt auf Gipsrecycling und alternative Baustoffe gesetzt wird, kommt das Unternehmen nicht.
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  • Christiane Dehmer
    Es gibt unterschiedliche Sichtweisen und Wünsche, aber nur eine Wahrheit. Wundert es jemanden, dass ein von Knauf bezahltes Gutachten sagt, das Bergwerk sei „gut und sicher machbar“? Das hydrogeologische Gutachten bestätigt, dass Grundwasser in das Bergwerk eindringt. Es ist falsch interpretiert, wenn man das Bergwerk für „sicher“ hält. Außerdem haben TWV und die Gemeinde Waldbrunn bereits festgestellt, dass das Gutachten auf mehreren unrealistischen Annahmen und fehlerhaften Modellrechnungen basiert.

    Das Risiko für die Wasserversorgung ist zu groß und dauerhaft unbeherrschbar! Die Lebensgrundlage von 136.000 Menschen darf nicht für eine Firma verringert werden. Keine Wetten auf Kosten des Trinkwassers unserer Region. 
Alle Bürger haben Mitspracherecht: Hier können Sie bis 6.3. Einwände per Post einreichen und sich weiter informieren: https://www.wasser-in-gefahr.de
    Dort ist auch die Expertise von Waldbrunn verlinkt, mit 10 übersichtlichen Kritik-Punkten am Gutachten.
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  • Martin Neuner
    Wirtschaft beschreibt alle Vorgänge, welche Angebot oder Nachfrage erschaffen.
    Um ein Wirtschaftsgut zu erstellen brauchen wir Rohstoffe und Arbeitskräfte. Das Wirtschaftsgut muss auch zu einem günstigen Preis abgesetzt werden. Fehlen die Rohstoffe oder müssen diese weit transportiert werden verteuert dies das Wirtschaftsgut und schadet der Umwelt. Das Produkt ist nicht mehr konkurrenzfähig.
    Wenn ich das Produkt nicht mehr verkaufen kann brauche ich auch keine Arbeiter.
    Wenn das jemand in Erinnerung bringt ist dann das keine Erpressung. Diese Logik müsste jeder kennen.
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  • Martin Deeg
    Privatleute werden wegen versuchter Nötigung verfolgt, wenn sie in "Erinnerung bringen", dass unerwünschtes Verhalten Folgen und andere sich genötigt "fühlen" - warum sollten für Firmen andere Maßstäbe gelten?

    Eine unverhohlene Drohung mit Beendigung der "wirtschaftlichen Aktivitäten im Fall einer Ablehnung" ist ein sehr klarer Versuch einer Nötigung von politischen Mandatsträgern.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Nett geschwurbelt. 6, setzen!
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  • Kurt Redelberger
    Ohne Gips kein Gipswerk, so ist es, Erpressung hin oder her. Wie ist es eigentlich mit dem Trinkwasser wo jetzt Gips abgebaut wird? Gibt es Vergleiche? Man sollte vernünftig miteinander reden und mehr auf die Fachleute hören!
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  • Roland Rösch
    Fragen sie mal Knauf
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  • Walter Stöckl-Manger
    Inwiefern hat der Knauf-Plapperer jetzt eigentlich den Vorwurf der Erpressung entkräftet?
    Tatsächlich hat er ihn in typischer Arroganz dieser bekanntlich nur sehr bedingt seriösen Firma untermauert.
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  • Sebastian Dörr
    Herr Stöckl-Manger, an was machen Sie denn fest, dass die Firma "nur bedingt seriös" ist?
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  • Walter Stöckl-Manger
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/ard-recherche-fraenkischer-gips-fuer-russisches-mariupol,U8xs0UD
    https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/baustoff-und-gipshersteller-brisante-geheimgespraeche-zwischen-gazprom-bank-und-knauf/30073914.html
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  • Barbara Fersch
    krass, wer hier wem falsche Vorwürfe macht !
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  • Gerhard Zwierlein
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Wortwahl). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Martin Deeg
    Die Firma Knauf droht hier in erkennbar verwerflicher Weise mit einem empfindlichen Übel - dem Wegfall von "tausenden Arbeitsplätzen" und "Konsequenzen" etc. - falls die Politik weiter den Trinkwasserschutz und ihre politische Verantwortung ernst nimmt und damit die Geschäftsinteressen von Knauf gefährdet. Das ist übelste Beeinflussung von Mandatsträgern!

    M.E. müssten hier längst staatsanwaltschaftliche Maßnahmen stattfinden, insbesondere Durchsuchungen und Beschlagnahmen.

    "Strafgesetzbuch (StGB) -§ 240 Nötigung
    (1) Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    (2) Rechtswidrig ist die Tat, wenn die Anwendung der Gewalt oder die Androhung des Übels zu dem angestrebten Zweck als verwerflich anzusehen ist.
    (3) Der Versuch ist strafbar."
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  • Edith Kram
    Ach Herr Deeg. Es ehrt Sie durchaus, dass Sie das Ganze rechtlich betrachten möchten.

    Wären ihre Ausführungen so wörtlich zu nehmen, säße wohl mancher ihrer Kollegen hinter Gittern, umringt von vielen vielen Politikern und Rechtsanwälten.

    Im Diskurs ist es zulässig, eventuelle Konsequenzen aufzulisten, sofern diese realistisch und zwangsläufig sind.
    Und in diesem Fall hat es auch keine Auswirkungen für den Angesprochenen, sondern letztlich für uns alle, die die Sozialsysteme dieses Landes finanzieren.

    Völlig unberücksichtigt in den bisherigen Berichten bleiben die Fragen, weshalb die Stadt Würzburg auf fremdes Gebiet zur Trinkwasserversorgung zugreift, warum das bisherige Wasser nicht mehr reicht und warum es keine Alternative dazu gibt.

    Irgendwie geht's hier m.E. um Macht - auch um Kontrolle über's Trinkwasser, oder?
    Arbeitsplätze und menschliche Schicksale?
    Leider nicht strafbar.

    Gerhard Fleischmann
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  • Martin Deeg
    Richtig, Herr Fleischmann, es geht um Macht - und deren Missbrauch.

    Geschützes Rechtsgut ist bei § 240 StGB demnach ja auch die Willensentschließungsfreiheit und die Willensbetätigungsfreiheit!

    Die Firma Knauf hat meines Wissens kein "Gewaltmonopol" - und was Ihren Hinweis auf Politiker oder Rechtsanwälte angeht: da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Einschüchterung, Instrumentalisierung und Manipulation mittels Ängsten sollte Grenzen haben.
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  • Andrea Angenvoort-Baier
    Ich rate Ihnen das auf der Homepage der Stadt Würzburg öffentlich zugängliche Gutachten zu lesen, dann sind Sie umfassend über die Risiken des Gipsabbaus informiert
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  • Armin Genser
    Frau Kram: "Völlig unberücksichtigt in den bisherigen Berichten bleiben die Fragen, weshalb die Stadt Würzburg auf fremdes Gebiet zur Trinkwasserversorgung zugreift, warum das bisherige Wasser nicht mehr reicht und warum es keine Alternative dazu gibt".
    Die Stadt Würzburg wird spätestens sei 1899 mit Wasser aus Zell versorgt. Dieser Zugang zu sauberem Trinkwasser hat wesentlich zur weiteren Entwicklung der Stadt Würzburg beigetragen. Sie greift deshalb auf fremdes Gebiet zu ( bei Fernwasser ist es übrigens in der Regel auch so), weil Wasservorkommen stets ein großes Einzugsgebiet haben, das geschützt werden muss. Alternativen gibt es nicht. Die Quellen sind zur Versorgung von über 60000 Würzburgern zwingend notwendig.
    Das Gipsvorkommen ist nicht alternativlos. Informationen unter https://www.wasser-in-gefahr.de/
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  • Jo Schmitt
    Noch viel besser:
    Wer versucht Mandatsträger zu "beeinflussen" ...
    - irgendwas mit Compliance - , ne!
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