
Ein Lastwagen lichterloh in Flammen, ringsum schwarze Rauchwolken am Himmel: Auf der A3 in Richtung Nürnberg verunglückte Mitte Dezember 2020 ein Sattelzug. Er lag am Autobahndreieck Würzburg-West, auf Höhe Kist, quer auf der Fahrbahn. Die Bauschaum-Dosen, mit denen der Lkw beladen war, explodierten. Die Flammen griffen auf ein Auto über, die enorme Hitze hinterließ sogar Spuren auf dem Asphalt.
Der Brand des Lastwagens mit der explosiven Ladung war nur einer von vielen schweren Unfällen rund um das Autobahndreieck bei Würzburg - an einem Ort, unter dessen Oberfläche die wichtigste Trinkwasserader der Stadt verläuft. Bald könnte das ganze Gebiet dort in einem Wasserschutzgebiet liegen.
Denn die A3, eine der meistbefahrenen Autobahnen im Land, führt mitten durch das von der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH geplante stark erweiterte neue Schutzgebiet für die Zeller Quellen. Der bestehende Schutzbereich soll von acht auf 66 Quadratkilometer vergrößert werden, um das Wasser für fast 65.000 Menschen in der Stadt Würzburg zu sichern.
Das Umweltamt fordert seit 1992, dass das Schutzgebiet erweitert wird. Konkret wurden die Planungen seit März 2021. Während sich aktuell die Augen vor allem auf die Interessenskonflikte mit dem inzwischen beantragten Gips-Bergwerk des Knauf-Konzerns und der geplanten DK1-Deponie für toxischen Bauschutt der Recyclingfirma Beuerlein richten, stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist die bestehende A3 fürs Würzburger Trinkwasser?
Was die Autobahn für das geplante Wasserschutzgebiet bedeutet - Antworten auf wichtige Fragen im Überblick:
Wie viele Autos passieren täglich das Autobahndreieck Würzburg-West?
95.000 Fahrzeuge sind laut Autobahn GmbH täglich am Autobahndreieck Würzburg-West unterwegs, davon 18.000 Fahrzeuge des Schwerverkehrs. Die Autobahn GmbH ist für die Planung, den Bau, Betrieb und die Erhaltung der Autobahnen und Fernstraßen in Deutschland verantwortlich. Für Nordbayern und Teile Sachsens hat das Unternehmen eine eigene Niederlassung, mit einer Außenstelle in Würzburg.

Ein Risiko besteht grundsätzlich: Denn alle Straßen bergen laut Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg (WWA) die Gefahr, dass Schwermetalle, Tausalze oder Kohlenwasserstoffe ins Grundwasser sickern - bei Unfällen, aber auch durch abfließendes Straßenabwasser.
Wie viel Zeit den Einsatzkräften im Ernstfall bleibt, bis Gefahrenstoffe das Grundwasser erreichen und von dort zu Würzburgs Trinkwasserquellen gelangen, hänge "maßgeblich vom Ort, der Menge des ausgetretenen Gefahrenguts und vor allem auch vom Wetter" ab, teilt das WWA auf Anfrage mit.
Im Landkreis Würzburg kommt der Behörde zufolge ein Nachteil dazu: Die Autobahn verläuft durch das Tal des Haselbaches, den "Haselgraben". Dort werde das Grundwasser nur von zum Teil "geklüftetem Muschelkalk" geschützt, der teils von "Bachablagerungen (Lehm oder Sand)" überdeckt wird. Der Boden habe also eine "sehr geringe Schutzfunktion". Sickerwasser könne im schnellsten Fall innerhalb "weniger Tage" das Grundwasser erreichen, bei Klüften auch schneller.

Wie wird das Grundwasser entlang der A3 geschützt?
Damit kein ausgelaufenes Öl, Benzin oder andere gefährliche Stoffe ins Grundwasser gelangen, wird das Fahrbahnwasser entlang der A3 zwischen Helmstadt und Kist in Absetz- und Regenrückhaltebecken geleitet, teilt die Autobahn GmbH mit. Dort würden Leichtstoffe zurückgehalten.
Das reduziere die Gefahr und verschaffe Einsatzkräften bei Unfällen Zeit, erklärt das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg. Die Experten des Amtes müssen in Ernstfällen jederzeit erreichbar sein. Denn sie werden von der Integrierten Leitstelle Würzburg bei Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen "beratend" hinzugezogen.
Ist die Autobahn GmbH gegen das geplante große Wasserschutzgebiet bei Würzburg?
Zwar hatte die Autobahn GmbH im Herbst beim Erörterungstermin über das geplante Wasserschutzgebiet noch versucht, ihre Flächen aus der geplanten Schutzgebietsverordnung herausnehmen zu lassen. Dem erteilte die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH jedoch eine Absage. Die Begründung: Das Autobahndreieck liege zwar am Rand des Wassereinzugsgebiets, das ändere aber nichts an der Gefahrenlage für das Trinkwasser der Stadt Würzburg.
Auf Nachfrage der Redaktion teilt die Autobahn GmbH nun mit: "Wir haben uns nach intensiver Prüfung entschieden, den Umgriff des geplanten WSG in unseren laufenden Planungen zu berücksichtigen und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen vorzusehen."
Was plant die Autobahn GmbH rund um das Autobahndreieck Würzburg-West?
Die Autobahn GmbH plant nach eigenen Angaben, marode Brücken im Bereich des Autobahndreiecks Würzburg-West zu erneuern. Der Verkehr soll während der Bauarbeiten aufrechterhalten werden.
Beim Erörterungstermin im Oktober gab das Unternehmen an, das größere Wasserschutzgebiet würde die Kosten des Umbaus um "mehrere Millionen" steigen lassen. Nun rudert die Autobahn GmbH zurück und teilt mit: "Mehrkosten können erst dann belastbar ermittelt werden, wenn die Planung der Entwässerungseinrichtungen weiter fortgeschritten ist."
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg geht noch einen Schritt weiter: Unabhängig davon, ob das Wasserschutzgebiet wie geplant ausgewiesen wird oder nicht, müsse der Umbau des Autobahndreiecks "Stand heute" bereits so erfolgen, als läge die Autobahn in einem solchen Bereich. Denn der Gesetzgeber sehe strengere Auflagen "auch für Gebiete vor, die der öffentlichen Wassergewinnung dienen" - selbst dann, wenn für diese "noch keine Schutzzonen festgesetzt worden sind".
Was würde sich entlang der Autobahn A3 ändern, wenn das Wasserschutzgebiet ausgewiesen wird?
An der bestehenden A3 würde sich laut Wasserwirtschaftsamt und Autobahn GmbH erst einmal nichts ändern. Auch wenn es die Autobahn an dieser Stelle vielleicht nicht geben würde, wäre das erweiterte Wasserschutzgebiet vor ihrem Bau wie geplant ausgewiesen worden. Denn in dem vorgesehenen Schutzgebiet sei "die Errichtung oder Erweiterung von Autobahnen" erst einmal "grundsätzlich verboten" und "nur über eine Befreiung" möglich, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Mit anderen Worten: Bestand habe Bestand.
Die B26n ist ja auch vom Bund genehmigt.
Die sollte zwar mal ausserhalb des Wasserschutzgebietes liegen
Die geht auch mitten durch dieses ominöse Gebiet.
Dort steht das mysteriöse Verkehrszeichen 269.
Es signalisiert das „Verbot für Fahrzeuge mit wassergefährdender Ladung“ hier nicht fahren dürfen.
Das Zeichen gilt nicht nur für Lkw-Fahrer, sondern für alle Fahrzeughalter, die mehr als 20 Liter einer wassergefährdenden Ladung mit sich führen.
In der Regel sind das Stoffe wie:
Säure, Laugen, Alkalimetalle, Mineralöle, Halogene, Bleisalze, Gifte
Wen interessiert das? Wer kontrolliert das?
Soviel zum Thema Wasserschutzgebiet.
Man hat eh den Eindruck, dass auf bundesdeutschen Autobahnen die europäische Transportwirtschaft für ALLES einen Freibrief hat.
Wer mit offenen Augen sich die Fahrzeuge und Geschwindigkeiten ansieht, stellt einen Verstoß nach dem anderen fest. Würde mehr kontrolliert wäre das nicht so!
Aber weh bei unsereins ist mal ein Prüfplakette für ein paar Wochen abgelaufen!