
Die Stadt Würzburg sieht im geplanten Gips-Bergwerk der Firma Knauf bei Altertheim (Lkr. Würzburg) ein hohes Risiko für die Menge und Qualität ihres Trinkwassers. "Realisiert es sich, kann die Trinkwasserversorgung der Stadt Würzburg (…) nicht mehr sichergestellt werden." Das geht aus der offiziellen Stellungnahme zum Projekt hervor, die die Stadt nun beim zuständigen Bergamt Nordbayern eingereicht hat.
Damit lehnt die Stadt Würzburg das geplante Gips-Bergwerk in der von Knauf beantragten Form ab: "Die Zulassungsvoraussetzungen liegen nicht vor."
Zum Hintergrund: Der Knauf-Konzern hat in der Altertheimer Mulde ein Bergwerk zum Gipsabbau im Trinkwassereinzugsgebiet der "Zeller Quellen" beantragt. Die Hälfte des Würzburger Trinkwassers kommt von dort. Sollte das Bergwerk vom Bergamt genehmigt werden, könnte die Stadt nur auf Grundlage der jetzt verfassten Stellungnahme dagegen klagen.
Bedenken aus der Diskussion im Würzburger Stadtrat aufgenommen
Der Entwurf der Stellungnahme wurde in der vergangenen Woche in einer Sondersitzung des Würzburger Stadtrats ausgiebig diskutiert. "Sämtliche Bedenken wurden nun in die Stellungnahme an das Bergamt Nordbayern aufgenommen", wird Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt in der Pressemeldung zitiert.
Im Vergleich zum Entwurf ist die finale Version 33 Seiten länger. Ergänzt wurde jetzt unter anderem die Kritik der Stadt, Knauf würde nicht darlegen, "inwieweit das geplante Gips-Bergwerk überhaupt zur Bedarfsdeckung erforderlich ist".
Knauf weist Vorwurf der Erpressung zurück
Ein Absatz, der im Entwurf für Aufsehen gesorgt hatte, ist in leicht abgewandelter Form Teil der Stellungnahme geblieben. Demnach habe Knauf mitgeteilt, dass die Firma "eine Zulassung ihres Vorhabens trotz der Lage in einem Trinkwassereinzugsgebiet und einem planreifen Schutzgebiet erwartet". Sollte das Bergwerk nicht genehmigt werden, habe Knauf angekündigt, "ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in Bayern zu überdenken".
Knauf betonte daraufhin: "Wir weisen den Vorwurf der Erpressung entschieden zurück." Weiter hieß es: "Wir müssen selbstverständlich auch die möglichen Konsequenzen aufzeigen für den Fall, dass das Bergwerk entgegen der Faktenlage nicht genehmigt werden sollte."
Knauf-Gutachten laut Stadt wegen schwerwiegender Fehler nicht verwertbar
Die Stadt widerspricht zentralen Grundannahmen des Knauf-Gutachtens, etwa über die "hydrogeologischen Verhältnisse" in der Altertheimer Mulde oder die genutzten Grundwassermodelle. Davon abgeleitet seien auch die gezogenen Schlüsse falsch: "Die Fehler sind so schwerwiegend, dass die Gutachten der Antragstellerin (der Firma Knauf, Anmerkung der Redaktion) nicht verwertbar sein dürften. Sie sind jedenfalls nicht geeignet, eine negative quantitative und qualitative Beeinträchtigung des von den Zeller Stollen zur Trinkwassergewinnung genutzten Hauptgrundwasserleiters (…) sicher auszuschließen."
Außerdem bemängelt die Stadt, dass die Knauf-Gutachter in ihrer Risiko-Analyse nicht den "Worst Case", also den schlimmsten Fall, angenommen habe: "Die Szenarien-Betrachtungen spiegeln allenfalls nur leicht ungünstige bis mittlere Verhältnisse wider." Unter anderem deshalb drohe ein Verlust von mindestens 13 Prozent des Trinkwassers – nicht nur von einem Prozent, wie von Knauf berechnet.
Sauberes Trinkwasser geht über die Geschäfte der Knaufgesellschaft.
In der Stadtratssitzung wurde umfassend dargelegt, dass die von Knauf vorgelegten Gutachten große Mängel aufweisen, und der zerklüftete Untergrund so sensibel und unberechenbar ist und bleibt, dass das Risiko für die Würzburger Wasserversorgung verheerend wäre und unkalkulierbar ist.
Herzlichen Dank an den 2. Bürgermeister Martin Heilig an seine hervorragende Arbeit zusammen mit der TWV, WVV und dem Stadtrat.
Knauf kann gerne Gips abbauen, nur nicht in einem Trinkwasser-Einzugsgebiet. Ein Bergwerk darf nicht als Pilotprojekt die Wasserversorgung von einer ganzen Region gravierend gefährden - und das für alle Zeiten.
Knauf hat viele andere Gips-Bergwerke, und hätte sich längst vermehrt darum kümmern können, alternative Baumaterialien und Recycling-Gips zu verwenden.
Somit hat Knauf noch reichlich Zeit, sich mit Alternativprodukten einen Markt zu erschließen. Verfolgt man die erfolgreiche Firmengeschichte (Wikipedia), bleiben wenig Zweifel, dass das gelingen kann.
Zudem gibt es noch Gipsvorkommen in unproblematischen Regionen.
Alternativen zur Wasserversorgung von über 100000 Menschen, besonders angesichts des sich zuspitzenden Klimawandels, sehe ich dagegen nicht.
Ist erst mal das Wasser weg, hat es sich auch mit den Arbeitsplätzen.
Unabhängige Gutachten der Art an zu zweifeln, ist unseriös.
Ich kann verstehen, dass Bedenkenträger an allen Strippen versuchen zu ziehen, um etwas zu verhindern. Jedes Mittel darf Ihnen recht sein, sogar das so wichtige Trinkwasser auch unlauter einzusetzen.
Wie kann man ein bezahltes Gutachten über unabhängige Stellungnahmen stellen?
Und gerade jetzt will eine Stadt, eine 100 % Lösung, wo sie doch sonst auf andere Dinge pfeift. Wie geht man mit der Müllverbrennung, mit dem Gasheizkraftwerk, mit dem Mülldeponien, mit dem veralteten Abwassersystemtin, mit der Industrie, mit dem alten und neuen Hafenum? Keines diese Projekte ist 100 % sicher. Aber in jedem der Projekte versucht man die bestmögliche Lösung zu finden und umzusetzen!
Wie kann man ein bezahltes Gutachten über unabhängige??Stellungnahmen stellen?"
Sie missverstehen da etwas.
Es gibt ein bezahltes, Gutachten der Firma Knauf (von Knauf in Auftrag gegeben).
Und es gibt ein bezahltes Gutachten der TWV (von der TWV in Auftrag gegeben).
Das Gutachten der TWV geht auf sehr fragwürdige Einschätzungen der Firma Knauf ein.
Dieses Gutachten der TWV ist die Grundlage der Einwendung der Stadt Würzburg, die die Trinkwasserversorgung durch das Bergwerk bedroht sieht.
Die Stadt nimmt damit ihre Aufgabe der Daseinsvorsorge war.
Nun bleibt abzuwarten wie die Bewertung der Behörden ist (Bergamt, Regierung von Unterfranken).
na klar, die Bedenkenträger in Stadt und Land sind alles irgendwelche Beamten...
Der Vorfall mit der Aischquelle zeigt, dass Bedenken durchaus angebracht sind.
https://www.nordbayern.de/franken/komplett-trocken-gips-abbau-liess-die-aisch-versiegen-1.9904540
Vielleicht hat Knauf sich einfach darauf verlassen, dass es so weiter geht wie bisher. Die Situation ist leider aber so, dass wir unserer Umwelt in Zukunft mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.
Knauf hätte das Know-how sich mit neuen gipsfreien Produkten den Markt zu erschließen.
Man schaue mal unter Wikipedia wie breit das Geschäftsfeld der Firma aufgestellt ist.
Trinkwasser ist unverzichtbar. Es geht immerhin um die Versorgung von über 100000 Menschen.
Ist das Wasser weg, hat es sich auch mit den Arbeitsplätzen.
merkt der Mensch
das man Geld nicht essen kann...
So ist es ja auch nicht, denken Sie doch an die spektakulären "Erfolgs"-Großprojekte in Berlin (Flughafen), München (dies und das) oder Stuttgart (Bahnhof)....
Eigentlich sollte man auf diese Dauerpolemik gar nicht mehr reagieren. Aber ich kann es einfach nicht mehr hören diese Gejammere und beschuldigen und schlechtreden.
Wenn sich weiterhin die demokratischen Parteien so kannibalisieren freuen sich tatsächlich andere, gerade im Ausland… Es scheinen viele nicht zu wissen wem sie mit diesen Narrativen wirklich in die Hände spielen.
Wir müssen endlich wieder anfangen konstruktiv zusammen zu arbeiten ....anstatt nach Sündenböcken zu suchen...
Na, so deutlich wurde in Würzburg schon lange kein "Gutachten" mehr zerlegt.
Es geht hier um sauberes und ausreichendes Trinkwasser für tausende Bürger. Familien, Kleinkinder, Babies!!