
Unterfranken trocknet aus. Seit 20 Jahren ist die Grundwasserneubildung in der Region rückläufig. Gleichzeitig wird es im Zuge immer längerer Trockenphasen im Sommer zunehmend schwierig, Obst, Gemüse oder Wein in Nordbayern ohne zusätzliche Bewässerung anzubauen. Müssen wir Wasser anders verwalten und besser verteilen? Etwa im Winter, wenn wie aktuell Mainwasser im Überfluss vorhanden ist? Lassen sich Verteilungskämpfe ums Wasser noch verhindern - und wie?
"Wir brauchen eine Wasserwende!", sagt der Klimaforscher Prof. Heiko Paeth von der Universität Würzburg. Warum das auch im Sinne vieler Winzer ist, erklären Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, Geschäftsführer Hermann Schmitt und Andrea Wirsching, Geschäftsführerin des größten Privatweinguts in Franken aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) im Gespräch.
Prof. Heiko Paeth: Ja und nein. Laut Klimaprognosen erwarten wir eine gleichmäßige Erwärmung über das ganze Jahr. Die Sommerniederschläge gehen in großem Umfang zurück. Die Winterniederschläge nehmen zu. Bis Ende des Jahrhunderts bekommen wir 30 Prozent weniger Niederschlag im Sommer und zehn Prozent mehr im Winter. Das sind Durchschnittswerte. Je nachdem, in welchem Umfang wir es schaffen oder nicht, die Erderwärmung zu begrenzen, könnte in Unterfranken auch bis zu 20 Prozent mehr Niederschlag im Winter fallen und bis zu 50 Prozent weniger im Sommer.

Paeth: Im Gegenteil. Das zukünftige Klima im Maindreieck wird geprägt sein von langen niederschlagsreichen Wetterlagen im Winter und immer längeren Trockenperioden im Sommer. Und mit jedem zusätzlichen Tag, an dem es nicht regnet, steigt der Trockenstress der Pflanzen. Die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft potenzieren sich. Und wenn es im Sommer regnet, werden es kurze heftige Gewitterregen sein, etwa Starkregenereignisse, die zeitlich und räumlich eng begrenzt sind.
Paeth: Ganz genau. Bisher hatten wir in Deutschland im Sommer genauso viel Regen wie im Winter. Das ändert sich. Im Klimawandel bekommen wir eine Saisonalität beim Niederschlag. Das ist für uns völlig neu. Wir müssen unsere gesamte Wasserwirtschaft neu organisieren. Wir brauchen eine Wasserwende!
Hermann Schmitt: Bisher waren wir in Deutschland in einer sehr privilegierten Situation: Jeden Monat hat es etwa gleich viel geregnet. Jetzt stehen wir vor einer Zäsur. Das Klima ändert sich in einer enormen Geschwindigkeit. Das haben die Winzer mit als erste gemerkt: Der Frankenwein wurde immer besser. Wenn der Klimawandel aber ungebremst weitergeht, haben wir hier in Unterfranken in 50 Jahren eine andere Welt: Wir haben dann Verhältnisse wie in Südfrankreich!

Paeth: Wir werden unseren Wasserbedarf nicht auf Dauer mit Wasser aus dem Bodensee speisen können. Der See wird seinen Wasserstand nicht halten, weil in Zukunft immer weniger Schmelzwasser aus den Alpen kommt. Wir sollten versuchen, unsere Wasserprobleme möglichst regional zu lösen. Und statt Wasser immer nur räumlich zu verteilen, müssen wir künftig das Wasser zeitlich umverteilen.
Paeth: In Zukunft sollten wir Wasser, das wir im Sommer benötigen, im Winter zurückhalten: über die Vegetation, den Boden und den Wald. Doch das wird nicht reichen. Gemeinden sollten heute schon überlegen, wo sie dezentrale Wasserspeicher anlegen. Wir könnten zum Beispiel überall dort, wo Straßen saniert werden, große unterirdische Zisternen in die Kreuzungsbereiche einbauen.

Andrea Wirsching: Im Winter fließen ein großer Teil kostbarer Süßwasser-Mengen aus dem Main-Hochwasser ungenutzt in die Nordsee. Dieses Wasser sollten wir bevorraten. Nicht nur für den Weinbau, sondern für alle Belange der Gesellschaft.
Schmitt: Die geplanten Pilotprojekte zur Weinbergs-Bewässerung in Iphofen und Nordheim im Landkreis Kitzingen und in Oberschwarzach im Landkreis Schweinfurt sind wichtig. Aber sie sind erst der Anfang. Wir müssen Wasser dann halten, wenn es da ist. Jeder für seinen Bereich: Der Eigenheimbesitzer braucht eine Zisterne für seine Klospülung. Der Gärtner für seinen Garten. Wir müssen endlich anfangen, unsere Infrastruktur, die auf Jahrzehnte ausgelegt ist, an die neuen Klimabedingungen anzupassen!
Wirsching: Wir Winzer zahlen mindestens 20.000 Euro pro Hektar für die Bewässerung, wenn das Projekt realisiert wird. Doch wir haben im Klimawandel in Zukunft keine Alternative! Langfristig muss die Finanzierung der Bewässerungsinfrastruktur eine staatliche Aufgabe werden.
Artur Steinmann: Heute kostet es bis zu 60.000 Euro, einen Hektar Rebanlage neu anzulegen. Ohne Bewässerung wird diese Rebanlage in Zukunft nicht überleben. Mit Bewässerung könnte sie im optimalen Fall die nächsten 100 Jahre stehen bleiben. Das ist nachhaltig!

Wirsching: Wie der Staat das Straßennetz bereitstellt oder die Energie organisiert, so sollte der Staat in Zukunft auch für die Wasserverteilung zuständig sein.
Schmitt: Der Freistaat gibt auch mehrere Milliarden Euro für den Hochwasserschutz aus. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Außerdem müssen wir uns fragen, wo in Zukunft unser Essen und Trinken herkommt.
Steinmann: Durch den Wein ist in Franken ein Kulturgut, eine Kulturlandschaft und ein riesiger Wirtschaftsfaktor entstanden. Stellen Sie sich vor, Goethe hätte nie über den Frankenwein geschrieben! Stellen Sie sich Franken ohne 270 Winzerdörfer, ohne 300 Millionen Euro Umsatz aus dem Weinverkauf und mindestens 3,5 Milliarden Euro aus dem Weintourismus vor. Die Winzer sorgen für Biodiversität durch die Begrünung ihrer Weinberge. Das schützt die Dörfer vor Bodenerosion. Wenn der Staat in Wasser-Rückhaltebecken investiert, bekommt er das Geld auf lange Sicht über Steuern wieder zurück. Und er erhält die Lebensqualität im ländlichen Raum!

Wirsching: Nein. Wir wollen ja keine Dauerbewässerung. Guter Wein entsteht, wenn die Rebe tief wurzelt. Sie braucht eine gewisse Wassernot. Wenn aber der kritische Punkt nach einigen Wochen ohne Regen überschritten ist, entstehen notreife Trauben. Dann bekommen wir in Franken schlechten Wein - und wären auf dem internationalen Weinmarkt erledigt.
Schmitt: Der Zusatzwasserbedarf beim Wein ist marginal. Würden wir alle Weinberge Frankens mit Tropfberegnung bewässern, sprechen wir von 1,5 bis 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Wirsching: Nein, weil wir Winzer bei dem Pilotprojekt in Iphofen künftig auch für das Wasser bezahlen werden, das wir entnehmen.
Wirsching: Unser Pilotprojekt ist nur ein Testballon, um zu sehen, wie wir in Nordbayern künftig unser Wasser organisieren. Ist die Infrastruktur erst einmal da, könnten auch Kitzingen, die Stadt Iphofen oder Mainbernheim ihre eigenen Speicher bauen. Am Ende könnte mit einer Leitung ein Netz größerer und kleinerer Speicher für alle entstehen.
Paeth: Natürlich sind höhere Wasserstände im Winter wichtig für die Regeneration der Natur, für Auenbereiche und den Artenreichtum. Doch wir reden hier ja erst einmal nur davon, einen Bruchteil des Überschusses im Winter abzuzapfen. Pro Sekunde fließen bei Hochwasser mehrere Hundert Kubikmeter Wasser den Main entlang. Da wir beim Wein mit relativ wenig Wasser einen großen Nutzen erzielen können, halte ich die geplanten Pilotstudien zum Wassermanagement für sinnvoll.
Heißt also: den Steigerwald bis an den Fuß begrünen. Dann halten wir das Wasser in der Fläche und brauchen keine sündhaft teure, steuerfinanzierte Wasserleitung bis nach Iphofen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Wenn die Winzer was Gutes tun wollen, dann sollten sie mit den Klimaaktivisten versuchen eine gemeinsame Linie zu finden. Die Klimaaktivisten sind, anders als die Traktor......... (das Wort darf man ja bei der MP nicht ausschreiben) so klug , dass sie ihre Strategie geändert haben und sicher zu vernünftigen Gesprächen bereit.
Wenn wir jetzt nicht handelt, wann denn dann?
Wer Vergleiche anstellt sollte versuchen auch gleiches mit gleichem zu vergleichen!
Australien mit der Fränkischen Trockenplatte zu vergleichen ist nicht zulässig.
Also mal versuchen das Wasserproblem zu lösen und wie Frau Ehrhard sehr schön beschreibt nicht nur seine Sichtweise zu akzeptieren.
Wasser geht uns alle an und mit Verhinderung haben wir noch keinen Liter zurückgehalten.
Ich könnte mir vorstellen,
1. wenn wir Speicherseen so aufbauen, dass sie einerseits Hochwasserschutz können und andererseits Wasser für die Beregnung unserer Weinberge, Ackerflächen, Wald und Wiesen usw. bereitstellen hätten wir schon viel richtig gemacht
2. dass mit den vielen kleinen Speicherseen sich sogar das Mikroklima verändert
3. dass durch die Bewässerung etwas für die Grundwasserneubildung getan wird
4. dass sogar Trinkwasser gewonnen werden kann
5. usw
Das ist echt ein guter Witz, Biodiversität durch eine Monokultur an entwaldeten Steilhängen. Wenn man da Gestrüpp wachsen liesse, wie man es auf aufgelassenen Weinbergen sieht, dann hätte man Biodiversität und Erosionsschutz.
Ist Ihr Gestrüp ernst gemeint? Wenn Sie das in Ordnung finden - bitteschön, aber das kann nur eine isolierte und ideologisierte Meinung sein!
Europäische Esskultur, insbesondere in Frankreich & Mittelmeerraum, ist untrennbar mit Wein verbunden. Leider sind Lebensstil & Esskultur der Generation des 21. Jh. weithin abhanden gekommen. Sie denken bei Alkohol nur ans Saufen. Es gab offensichtlich in ihren Elternhäusern keine Esskultur. Kinder aus einem Elternhaus, wo "festlich" gegessen wird, neigen nicht zum Alkoholismus. In bürgerlichen Vierteln sieht man keine Trinkhallen, vor denen schon früh um 7 Leute im Trainingsanzug stehen.
Es ist ALLES eine Frage des Lebensstils & der Esskultur!
Was die heutige Generation, selbst aus der Weinstadt WÜ, nicht mehr begreift, einschließlich der MP Journalistinnen.
T E S T: HABEN SIE LEBENSSTIL?
Wenn sie zu Mahlzeiten etwas trinken JA - Wenn sie nichts dazu trinken NEIN
Das muss kein Alkohol sein. Aber wenn ich gesunde, eiweißreiche Kost verzehre, wie Lachs, trink ich einen trockenen Weißwein dazu, wg. besseren Bekömmlichkeit & Verdauung.
Wird vermutlich weit übertroffen vom Verzehr von Tafeltrauben oder Rosinen.
Und jetzt mal scharf nachdenken...
Wie machen das die Winzer in Italien, Frankreich, Spanien etc.?
Egal wohin ich in Urlaub fahre, Türkei, Italien, Portugal, Spanien überall sehe ich Tröpfchenbewässerung sind uns diese Länder etwa um Längen voraus?
Wenn ich meinen Garten ohne Leitungswasser gießen möchte muss ich auch das ich das Regenwasser auf meinem Grundstück sammeln und das zahlt auch nicht der Stáat.
So ein Käse!
zu Italien oder Spanien (zur F kann ich nichts sagen) ist es ganz einfach geregelt wie die Wasserrückhaltung erfolgt.
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab einschließlich lokaler Gesetze, staatlicher Programme und Fördermittel und vor allem der EU.
Das kann man in den Weinbergen wo bewässert wird, in den Obstplantagen oder Gemüsepalntagen in Südspanien prima an Tafeln lesen.
Da steht, wer das wie gefördert und bezahlt hat. Dort wird das seit jahren umgesetzt (sonst hätten wir keine Tomaten, oder sonst. Gemüse aus Spanien oder Italien).
Die EU Fördergelder zahlen wir ALLE mit.
Diese Länder machen! Darum sind die uns um Längen voraus. Weil sie etwas tun und bei uns wird nur diskutiert, mit Angst, Ideologie und Neid argumentiert und alles verhindert!