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Bergtheim
Landratsamt Würzburg will illegale Wasser-Entnahme in der Bergtheimer Mulde künftig strenger bestrafen
Wer mehr Grundwasser abpumpt als erlaubt, soll künftig ein höheres Bußgeld bezahlen. Nach dem Aufdecken von Missständen ändert das Würzburger Landratsamt nun den Kurs. 
Bewässerung eines Blaukrautfeldes in der Bergtheimer Mulde im vergangenen Sommer.
Foto: Fabian Gebert | Bewässerung eines Blaukrautfeldes in der Bergtheimer Mulde im vergangenen Sommer.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Illegale Wasserentnahmen im Landkreis Würzburg sollen künftig stärker geahndet werden. Das kündigte das Umweltamt des Landratsamtes Würzburg bei einem Mediengespräch als eine Maßnahme zu mehr Grundwasserschutz in der Bergtheimer Mulde an.

15 Bauern ist dort in diesem Jahr die Entnahme von rund 550.000 Kubikmeter Wasser zur Bewässerung von Gemüse, Beeren oder Blumen genehmigt - wie viel sie tatsächlich aus dem Boden pumpen, wurde bislang nur stichprobenartig oder anlassbezogen überprüft. Das Landratsamt war im vergangenen Sommer in Kritik geraten, als Mängel bei der Kontrolle  und Missstände ans Licht kamen - wie die Wasseruhr eines Landwirts, die rückwärts zählte.  Der Vorwurf damals: Landrats- und Wasserwirtschaftsamt würden zu lasch kontrollieren. 

Als Reaktion auf den Fall hat der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) bereits im März angekündigt, dass  künftig die Polizei Wasserzähler rund um Bergtheim überprüfen und diese digitalisert werden. Jetzt verkündete das Landratsamt, dass illegale Wasserentnahme härter bestraft wird.  

Landrat Thomas Eberth will illegale Wasserentnahmen härter bestrafen.
Foto: Johannes Kiefer | Landrat Thomas Eberth will illegale Wasserentnahmen härter bestrafen.

"Es gibt ein Spannungsfeld zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Landwirte und dem Schutz des Grundwassers in der Bergtheimer Mulde", erklärte die Leiterin des Umweltamtes Edith Schulz beim Mediengespräch. Wie berichtet, sinken die Pegel des Grundwassers in der Region und gleichzeitig pumpen Gemüsebauern dieses zum Bewässern ihrer Felder aus dem Boden. Schulz erklärte, dass aber auch Kommunen und Privatpersonen das Wasser nutzen.

Bislang gab es kaum Bußgelde-Verfahren wegen illegaler Wasser-Entnahme 

"Bestimmte Gruppen müssen darauf hingewiesen werden, dass zu viel Wasserentnahme Konsequenzen hat," erklärte Umweltamtsleiterin Schulz. Auf die Nachfrage, welche Gruppen sie damit meint, sagte sie: "Zum Beispiel Sportvereine." Ein Sportverein im Landkreis habe 2022 mehr Wasser entnommen als ihm genehmigt war und sei dafür mit 1191 Euro bestraft worden.   

"Wer mehr als die genehmigte Wassermenge verbraucht, als ihm genehmigt wurde, handelt illegal", so Schulz. Das Bewusstsein dafür, wolle man schärfen, indem man bei Verstößen Ordnungswidrigkeitsverfahren mit Bußgeldern oder Strafverfahren einleitet. 

In den vergangenen fünf Jahren gab es laut Landratsamt vereinzelte solcher Ordnungswidrigkeitsverfahren. Jetzt sollen höhere Bußgelder  verhängt werden. Strafverfahren hat es in der Bergheimer Mulde laut Würzburger Staatsanwaltschaft in den vergangenen Jahre nur einmal gegeben: nämlich Ermittlungen zur rückwärtslaufenden Wasseruhr, die noch immer geführt werden.

Öffentlicher Druck führt zu mehr Kontrollen bei der Wasser-Entnahme

"Wir waren politisch sehr langsam", sagte Landrat Thomas Eberth (CSU) auf die Frage, warum die angekündigten Maßnahmen erst jetzt kommen. "Einige haben leider Mist gebaut und dafür kriegen sie auf die Finger. Der öffentliche Druck ist dadurch gewachsen."

Prinzipiell setzt Eberth aber lieber auf ein "gutes Miteinander" statt auf "Zwang und Kontrolle". Die Einsicht, dass Wasser ein kostbares Gut ist, müssten alle haben. "Auch der Privatmann, der seinen Pool füllt."  

Landrat Thomas Eberth: Wasser ist ein emotionales Thema 

Im nächsten Frühjahr sollen die ersten Brunnen in der Bergtheimer Mulde mit digitalen Sonden ausgestattet werden. Man stehe dafür auch in Kontakt mit dem Landkreis Diepholz in Niedersachsen, wo die Grundwasserentnahme seit 2022 digital kontrolliert wird.

Eberth erhofft sich von der Digitalisierung auch detaillierte Informationen zum Grundwasser, dessen Pegel über Sonden in den Brunnen gemessen und dann online abgerufen werden können. "Dann wissen wir genau, wie sich das Grundwasser im Winter aufgefüllt hat und auch, wie niedrig es tatsächlich im Sommer ist."      

Landratsamt Würzburg will illegale Wasser-Entnahme in der Bergtheimer Mulde künftig strenger bestrafen
 
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Diese politische Unverbindlichkeit aus dem Landratsamt ist entweder unverschämt oder im Bewusstsein persönlicher Narrenfreiheit - ganz im Sinne päpstlicher Unfehlbarkeit. Wohl im Kontext zum C in CSU.
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  • remag
    Wenn der frühere Landrat alle persönlich kennt
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  • kafrumbi
    Er vergnügt sich mittlerweile anderweitig...momentan ist denke ich Thomas Eberth angesagt, aber der Kontext hat sich nicht geändert...von daher, haben Sie nicht unrecht.
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  • hansenwb
    Wichtig wäre auch, dass das Landratsamt auch da härtere Strafen verhängt, wo Wasser komplett ohne Genehmigung entnommen wird. Ein gewisser Steinbruchbetreiber ist vor einiger Zeit mit einer lächerlich geringen Strafe für jahrelange illegale Wasserentnahme durchgekommen. Da hätte man das Bußgeld durchaus mal im richtig schmerzhaften Bereich ansetzen können und sollte das in Zukunft bei eventuellen neuerlichen Fällen (allgemein gesprochen) auch tun.
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  • rasputin32
    1 Euro für Grundwasser würde ich für gerechtfertigt halten, dann müsste aber Trinkwasser für Förderung, Aufbereitung, Untersuchung, Leitungsnetz wenigstens 10 Euro kosten.
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  • Isi2020
    l@ remag: Sie bekommen ihr Wasser auch umsonst. Die Kosten entstehen durch die Aufbereitung, das Netz etc. .
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  • KurtSchneider
    Schnell mal einen Sportverein als Übeltäter hingestellt. Wahrscheinlich haben Industrie und Landwirtschaft ihn schon gewarnt, sich bloß nicht negativ über ihre Gilde zu äußern . Statt konkret sich darüber zu äußern, an welche Strafen er gedacht hat, wird ein Miteinander propagiert . Das wäre ja das Gleiche , wenn man einem Bankräuber auch noch das Fluchtfahrzeug bereitstellen will. Hut ab vor dieser Klientelpolitik . Sie sind entlarvt, Herr Eberth. Wenn Sie Anstand besitzen, treten Sie zurück.
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  • KurtSchneider
    Ihre Umweltsamtleiterin Schulz nehmen Sie am Besten gleich mit. Warum müssen nur „bestimme Gruppen“ darauf hingewiesen werden, wenn sie zu viel Wasser entnehmen ? Welche Gruppen müssen oder soll man besser schreiben „darf man nicht darauf hinweisen“ ? Es werden also eigenmächtig bestimmte Gruppierungen von dieser Regelung ausgenommen. Dieses Fehlverhalten MUSS geahndet werden . Aber bitte nicht mit einer üppigen Pension in den einstweiligen Ruhestand versetzen.
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  • ngeissendoerfer@t-online.de
    Die Argumentation des Herrn Landrat ist lächerlich. Bitte die rote Karte für die CSU-Amigos im Oktober !!
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  • rusda@web.de
    Als Beispiel für ein Bußgeldverfahren wird ein Sportverein genannt, der im Gegensatz zu vielen Anderen mit dem Wasser zumindest seinen Beitrag für unser Gemeinwohl leistet. Ich will damit die erhöhte Entnahme dieses Vereins sicher nicht befürworten, allerdings wirtschaftet der Sportverein zweifelsfrei nicht in die eigene Tasche. Eben anders wie die vielen Privatpersonen und "Unternehmen", die offensichtlich illegal, verboten,... Wasser zapfen. Daher kann ich auf explizite Nachfrage diese Beispiel nicht nachvollziehen? Da sollte es doch bitte bessere Beispiele geben?
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  • MedDeeg@web.de
    Was sagt eigentlich der ehem. Landrat Eberhard Nuß, in dessen Zeit die Versäumnisse ja wohl hauptsächlich fallen?

    Nuß ist doch sonst stets vorne dabei, wenn es darum geht, irgendwo mit einem Schoppen in eine Kamera zu winken.
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  • kafrumbi
    Er genießt ...nach mir die Sinnflut.
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  • remag
    Super geschrieben, aber sind die Poltiker nicht alle gleich. Sie kommen auf die Feste trinken und Essen umsonst nehmen noch die Bocksbeutel mit aber das Foto für die Zeitung vergessen sie nicht
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  • capsula@t-online.de
    Wer`s glaubt wird seelig!
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  • anne-winzenhoeler@t-online.de
    Was ist eigentlich mit den Bewässerungen der Gemüßefelder im Remlinger Talgrund bis nach Leinach (Johannishof), ist dort alles in Ordnung? Wenn man sich den Wald dort anschaut sieht man, dass es entlang des Talverlaufes massiv an Grundwasser fehlt.
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  • johannes-fasel@t-online.de
    Prinzipiell setzt Eberth aber lieber auf ein "gutes Miteinander" statt auf "Zwang und Kontrolle". --- Super. Als nächstes wird Herr Eberth, dann wahrscheinlich auch die Verkehrsüberwachung einstellen und Polizei und Justiz massiv in Richtung auf ein „gutes Miteinander“ umstrukturieren. Viel Glück!

    FRAGE an Landrat Thomas Eberth (CSU): Warum kommen die angekündigten Maßnahmen erst jetzt?
    ANTWORT von Landrat Thomas Eberth (CSU): "Wir waren politisch sehr langsam".
    Aha! Und warum diese ‚politische Langsamkeit’?
    Landrat Thomas Eberth (CSU): "Einige haben leider Mist gebaut …“
    Aha! Einige wenige haben also Mist gebaut. An CSU-Klientel-Politik zu denken ist also völlig abwegig. Gut zu wissen.
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  • mpmonika
    Endlich tut sich was.
    Jetzt braucht es noch Programme und Informationen zur Umstellung auf weniger Wasserverbrauch:
    Tröpfchenbewässerung
    Direktsaat
    Terra Preta
    Hecken und Bäume in der Flur
    Mulchen wo immer möglich-auch im privaten Garten
    Zisternenbau und Regentonnen an jedes Haus
    etc.
    ALLE sind gefordert!
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  • th.faust@gmx.de
    Ach das sind doch grüne Utopien. Brauchen wir alles nicht. Wir haben doch die CSU. Der Heiland Söder macht schon dass es regnet.
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  • remag
    Stimmt alle sind gefordert, bitte mal überlegen, jeder muss sein Wasser bezahlen und warum bekommen diese Abnehmer ihr Wasser umsonst. ich würde einen Preis von 1 € cbm vorschlagen, somit sparen sie von selbst. Der Verbraucher ist nur über ihren Geldbeutel zu erziehen.
    Ohne Bewässerung bekommt er zum Beispiel 500 dz Blaukraut und mit Bewässerung bekommt er 1000 dz,allso kann er das Wasser auch bezahlen und die Tröpfchenbewässerung läuft nur geziehlt.
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