Dass einige Landwirte in der Bergtheimer Mulde große Mengen Wasser aus dem Boden pumpen, sorgt für Schlagzeilen, seit im Sommer Bäche und Quellen austrocknen. Und seit dort, im nördlichen Landkreis Würzburg, das Grundwasser abnimmt. Jetzt, zum 31. Dezember 2021, laufen die langjährigen Wasserrechte für vier große Landwirtschaftsbetriebe der Region zwischen Bergtheim, Unterpleichfeld, Prosselsheim und Kürnach aus. Und die Behörden entscheiden nun, wie viel Grundwasser die Landwirte in den nächsten Jahren kostenlos zur Bewässerung entnehmen dürfen.
Wird es künftig weniger sein? Die Hintergründe und Antworten auf die zentralen Fragen.
Warum wird in der Bergtheimer Mulde das Wasser knapp?
Weil zwischen Würzburg und Werneck (Lkr. Schweinfurt) die Böden fruchtbar sind, werden auf 1000 Hektar Ackerfläche seit rund zehn Jahren immer mehr Gemüsesorten und andere Sonderkulturen angebaut, mit denen man mehr Geld verdient als mit Getreide und Kartoffeln. Zum Beispiel begann vor fünf Jahren der Anbau von Pfingstrosen, die mittlerweile auf 21 Hektar wachsen. Da Blumen und Gemüse aber viel Wasser brauchen und die 130 Quadratkilometer große Bergtheimer Mulde gleichzeitig eine der niederschlagärmsten Regionen Bayerns ist, pumpen die Anbauer Wasser aus dem Boden. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt.
Was wird dagegen bereits getan?
Behörden, Kommunen, Politik und Landwirte suchen Lösungen, die der Umwelt etwas bringen, aber die Landwirtschaft wenig einschränken. Laut Grünen-Politikerin Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Würzburg, könnte die Neubildung von Grundwasser erhöht werden, indem man Regen nicht durch Gräben ableitet, sondern versickern lässt. Der wichtigste Ansatz aber ist: weniger Wasser entnehmen. Seit 2016 sind neue Genehmigung auf maximal fünf Millionen Liter im Jahr pro Betrieb beschränkt.
Bislang bekamen Landwirte eine bestimmte kostenlose Wassermenge pro Hektar bewässertem Acker. Laut Friedrich Altmann, Chef des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, soll das Wasser nachhaltiger verteilt werden. Jetzt wird die gesamte Anbaufläche eines Betriebs zur Berechnung herangezogen. Bewässert werden können nur noch Teile davon. Auf der restlichen Fläche müssen Feldfrüchte wachsen, die ohne künstliche Wasserzufuhr auskommen.
Wer teilt das Wasser zu?
Der Herr über das Wasser ist das Wasserwirtschaftsamt. Vor einigen Jahren hat die Behörde in Aschaffenburg noch betont, es sei nicht bewiesen, dass das Grundwasser im Norden Würzburgs aufgrund der geringeren Niederschlagsmengen und der stärkeren Wasserentnahme sinkt. Jetzt sagt der neue Leiter Friedrich Altmann: "Die Wasserentnahme muss künftig wahrscheinlich geringer ausfallen." Für betroffene Landwirte könne das "schmerzliche Einschnitte" bedeuten. Aber: "Wir müssen lernen mit der rückläufigen Grundwasserneubildung umzugehen. Das Grundwasser kann man eben nicht vermehren."
Wieviel Wasser bekommen die größten Betrieben bislang?
Um Fakten für den Zusammenhang zwischen Wasserentnahme und Grundwasserabsenkung zu bekommen, haben die Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina (Lkr. Würzburg), Paul Knoblach (Lkr. Schweinfurt) und Patrick Friedl (Würzburg) im Bayerischen Landtag eine Anfrage gestellt. Aus der Antwort des Umweltministeriums geht hervor, dass 66 Landwirtschaftsbetriebe in der Bergtheimer Mulde rund 550 Millionen Liter Grundwasser im Jahr entnehmen dürfen.
Die meisten Bauern bekommt jährlich um die fünf Millionen Liter Wasser. Sechs Betriebe in Bergtheim, Hausen, Ober- und Unterpleichfeld haben dagegen Wasserrechte von jeweils über 20 Millionen Liter. Ein Gemüsebauer in Unterpleichfeld erhält alleine 154 Millionen Liter. Zum Vergleich: Damit könnten knapp 1000 Vierpersonenhaushalte ein Jahr lang versorgt werden.
Gibt es für vier große Betriebe ab 2022 weniger Wasser?
Die Wasserrechte von vier großen Betrieben in Bergtheim, Hausen und Unterpleichfeld über jeweils 20, 30, 73 und 154 Millionen Liter Wasser pro Jahr laufen zum 31. Dezember 2021 aus. Laut dem Leiter des Wasserwirtschaftsamts haben die vier Landwirtschaftsbetriebe wieder die gleichen Mengen beantragt.
Ob sie diese erhalten, könne er nicht sagen, "da wir uns in einem laufenden Verfahren befinden". Deutlich weniger wird es aber nicht. Denn Altmann betont, man müsse den Betrieben Zeit zur Umstellung geben. "Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine Übergangsfrist mit schrittweise geringeren Mengen." Auf die Nachfrage der Redaktion bei einem großen Gemüseanbau-Betrieb in Unterpleichfeld, wie er mit weniger Wasser zurecht käme, wollte sich dessen Betriebsleitung nicht äußern.
Wer entscheidet, wie es weiter geht?
Das Wasserwirtschaftsamt berechnet anhand von Fläche, Grundwasserneubildung und weiteren Größen, wie hoch die Wassermengen die vier Betriebe künftig bekommen. Das Landratsamt Würzburg erteilt die Genehmigung. Bürgermeister und Gemeinderäte in der Region haben darauf keinen Einfluss. So lehnt zum Beispiel die Gemeinde Bergtheim weitere Grundwasserentnahmen ab, kann diese aber nicht verhindern.
Die Politik bestimmt die prinzipielle Richtung mit. So hat SPD-Landtagsabgeordneter Volkar Halbleib (Lkr. Würzburg) immer wieder auf die sinkenden Grundwasserspiegel in der Bergtheimer Mulde aufmerksam gemacht. "In den vergangenen fünf Jahren wurde versäumt, die Landwirte darauf vorzubereiten, dass sie künftig mit weniger Wasser auskommen müssen", sagt Halbleib. Neue Genehmigungen müssten an Auflagen für wassersparende Bewässerungsmethoden verknüpft werden.
Auch Grünen-Abgeordnete Celina kritisiert, dass viel Zeit vertan worden sei. Sie fordert, Genehmigungen nicht wie bislang für ein Jahrzehnt oder länger zu erteilen, sondern deutlich kürzer und außerdem die erlaubten Wassermengen schrittweise zu reduzieren. Der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) setzt dagegen vor allem auf Mainwasser: Dieses soll in die trockene Bergtheimer Mulde gepumpt werden und die Landwirte weniger abhängig vom Grundwasser machen.
Wenn wir weiter Pflanzen anbauen, die niemand braucht, nehmen wir die Versteppung der Landschaft mit all ihren Folgewirkungwn in Kauf. Und dann ist’s zu spät.
Das zu spätes Handeln Menschenleben kostet, erfahren wir jetzt in Coronapandemie speziell in Bayern auf besonders schmerzliche Weise.
Schaut diesem Betrieb eigentlich keiner auf die Finger ?
Je größer der Bauer, desto mehr wird anscheinend weggeschaut !
Und der bekommt auch noch Massen an Gratis-Wasser ... dann könnte er damit ja mal die Straßen säubern !!
Amigo-Republik Bayern !
Grundwasser dient vorrangig der Trinkwasserversorgung!
Die Grundwasserstände sinken u. die Landwirtschaft kann dieses Wasser kostenlos abpumpen. Die Folge: Anbau von bewässerungsintensiven Kulturpflanzen.
Wasserrückhaltung muss Vorrang haben. Intelligente Bewässerungskonzepte müssen auf den Weg gebracht werden. Humus muss aufgebaut werden. Er speichert Wasser u. verhindert Erosion.
Ich fordere die Einführung, des Wassercent. Neben Bayern ist nur noch in zwei weiteren Bundesländern, Grund- u. Flusswasser kostenlos.
Umweltminister Glauber fordert einen anderen Umgang mit unseren Niederschlägen, nämlich Wasserrückhaltung durch naturnahe Maßnahmen. Was aussteht, ist die Umsetzung dieser Maßnahmen.
Nur wenige Bauern profitieren von subventionierten Maßnahmen, wie die angestebte Bewässerung mit Mainwasser. Sie schafft Wettbewerbsverzerrung. Benachteiligt Bauern, die einen anderen Weg einschlagen.