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Bergtheim
Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg: Wie das Betrügen mit manipulierten Wasseruhren verhindert werden soll
Die Bewässerung in der Bergtheimer Mulde soll in diesem Sommer besser kontrolliert werden. Außerdem verplomben die Landwirte freiwillig die Wasseruhren.
Die Bewässerungsanlagen in der Bergtheimer Mulde wurden in den letzten Wochen wieder aufgebaut. Unser Bild zeigt Brunnen und ein Stromaggregat am Rand eines Feldes bei Erbshausen-Sulzwiesen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Bewässerungsanlagen in der Bergtheimer Mulde wurden in den letzten Wochen wieder aufgebaut. Unser Bild zeigt Brunnen und ein Stromaggregat am Rand eines Feldes bei Erbshausen-Sulzwiesen.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:09 Uhr

Nach dem Skandal um die rückwärtslaufende Wasseruhr hat Landrat Thomas Eberth mehr Kontrollen angekündigt. Wann und ob eine lückenlose Digitalisierung der Wasseruhren kommt, steht aber noch nicht fest. Die Landwirte des Bewässerungsvereins lassen ihre Wasserzähler freiwillig verplomben.   

Warum soll die Entnahme von Wasser besser kontrolliert werden?  

Der Grundwasserspiegel in der Bergtheimer Mulde sinkt, weil es weniger regnet und Gemüsebauern mit Grundwasser ihre Felder bewässern. 15 Betriebe dürfen aus rund 100 Brunnen heuer dazu insgesamt kostenlos etwa 550.000 Kubikmeter Wasser nutzen.  

Schon länger wurde vermutet, dass mehr als die erlaubte Menge aus dem Boden gepumpt werden könnte. SPD und Grüne forderten deshalb stärkere Kontrollen und digitale Zähler. Bislang haben die Behörden das aber abgelehnt. Erst nachdem im vergangenen Sommer ein Landwirt erwischt wurde, dessen Wasseruhr rückwärts gelaufen ist, ist Bewegung in die Sache gekommen. 

Wann kommen digitale Kontrollen?

Digitale Wasserzähler senden in der Pfalz seit 2022 Entnahmemengen und Grundwasserstände automatisch an die Wasserbehörden. Landrat Thomas Eberth hat diese Technik kürzlich für die Überwachung in der Bergtheimer Mulde angekündigt. Er geht davon aus, dass sie 2024 zum Einsatz kommen könnte.

Sicher ist das aber nicht, da die Digitalisierung als Pilotprojekt der Bayerischen Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft geplant ist. Ob dieses umgesetzt wird, steht nicht fest. Auf Nachfrage der Redaktion erklären die Pressestellen der Ministerien, dass sich die Überlegungen, wie digitale  Mess- und Steuerungstechnik für die Nutzung von Grundwasser eingesetzt werden könnte, "in einem frühen Stadium" befinden. "Aus diesem Grund sind Aussagen zu einer Umsetzung noch nicht möglich."

Was kontrolliert die Polizei?

Die Polizeiinspektionen Würzburg-Stadt und -Land wollen in diesem Sommer die Wasseruhren in der Region um Bergtheim engmaschig kontrollieren. Laut Polizeihauptkommissar Martin Meilhammer von der PI Würzburg-Stadt werden "speziell geschulte Beamte der Wasserschutzpolizei" im täglichen Streifendienst die Wasserzähler "stichprobeartig und lageorientiert" kontrollieren. Ziel sei, etwaige Manipulationen aufzudecken und die entnommenen Wassermengen zu überprüfen.  

Was machen die Landwirte? 

"Um das Vertrauen der Bevölkerung wieder zu gewinnen“, hat der Bewässerungsverein Bergtheim laut Vorsitzenden Tobias Wild zusammen mit der Regierung von Unterfranken eine freiwillige Verplombung der Wasseruhren organisiert. Vorgeschrieben ist eine derartige Versiegelung, die sicherstellt, dass der Zähler nicht unbemerkt manipuliert oder ausgebaut werden kann, den Landwirten im Gegensatz zu privaten Haushalten nicht.   

In den nächsten Wochen werden laut Wild alle Mitgliedsbetriebe ihre Wasserzähler durch einen Sachverständigen des Erzeugerrings für landwirtschaftlich pflanzliche Qualitätsprodukte Würzburg verplomben lassen. Die Verplombung würden von Erzeugerring und Wasserwirtschaftsamt regelmäßig kontrolliert werden. Die Kosten würden die Betriebe tragen.

Was bedeutet die freiwillige Verplombung?

"Ich danke dem Bewässerungsverein für diesen Schritt", sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Kürnach). Die Grünen fordern von der Landesregierung schon lange, dass die Wasseruhren amtlich verplombt werden. Dass die Landwirte das jetzt freiwillig tun, zeige, "dass die Menschen im Land oft viel weiter sind als die Regierung".

Eine amtliche Verplombung ist die freiwillige Aktion aber nicht. Denn der "Erzeugerring" ist kein Amt, sondern eine Selbsthilfeeinrichtung für landwirtschaftliche Betriebe und wird von diesen finanziert.

 
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  • R. D.
    Keine Bewässerung mehr erlauben, jeder der dann bewässert macht es illegal, Problem gelöst.
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  • A. F.
    @mainkommentar
    So einfach ist Ihre Rechnung aber nicht.
    Beim Wasserpreis von 2,18€ ist das Brunnenbohren , das Wasserhaushalt , die Hochbehälter das überörtliche und örtliche Leitungsnetz, Personalkosten und Wassermeisterlohn mit eingerechnet.
    Die Landwirte bohren die Brunnen selber , die Stromversorgung für die Pumpen und das Leitungssystem bezahlen diese selber.
    Aber trotzdem sollte das Wasser nicht umsonst sein.
    Und was nie zum Gespräch kommt, die Gerechtigkeit gegenüber Landwirte die nicht Bewässern.
    Wie sagte ein Landwirt des Bewässerungsverein während einer Versammlung wörtlich: Wenn Ich bewässern kann, kann ich höhere Pachtpreise bezahlen. Der Satz sagte alles.
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    Wenn er höhere Pachtpreise zahlen kann dann hat er - dank Bewässerung- wohl eine bessere Wirtschaftlichkeit bei seinen Anbaukulturen - folglich braucht er nicht soviel Fläche pachten um „genug“ Einkommen zu haben.
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  • A. F.
    Aha das soll logisch sein.
    Genau das Gegenteil passiert doch, hier kommt die Gier, die wollen immer mehr. Es gibt schon Betriebe mit 1000ha und die wachsen immer weiter
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    Gier hat zu viele Nachteile für Umwelt, Gesellschaft und Zukunft.
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    Doch, er braucht so viel Fläche, weil von der Größe seiner bewirtschafteten Fläche es abhängt, wie viel Wasser er genehmigt bekommt! Je mehr Hektar umsomehr Grundwasser gratis.
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  • R. E.
    Es ist schlicht ein Skandal, was da in der Bergtheimer Mulde seit JAHREN möglich ist. Das heißt nicht, dass es auch ausgenutzt wird! ABER: ich kenne keinen privaten Verbraucher, der derartige Möglichkeiten hat. Bei mir (und allen anderen Privaten) wird schlicht der Wasserverbrauch per Wasseruhr aufgezeichnet und verrechnet. Ganz einfach. Oder etwa nicht?
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  • T. F.
    Das prekäre ist doch, die Polizei soll es richten...die haben doch weiß Gott was anderes zu tun, warum sind keine digitalen Wasseruhren möglich?...vllt. irgendwann, das ist doch Irrsinn, das Ministerium plant, wenn ich das schon höre...dann ist es in 10 Jahren evtl. so weit....fragt doch mal die Pfälzer...hier im Privathaushalt bekommen wir jetzt nach 5 Jahren wieder eine neue Wasseruhr eingebaut, Eichzeit abgelaufen...das sind Kosten ohne Ende, die Uhren werden vernichtet, da läuft doch einiges im "Getriebe" falsch.
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    Die Verbraucher bezahlen für das Leitungsnetz, die Pumpen, Aufbereitung und alles andere was der Wasserversorger tut, nicht für das Wasser selbst! Das darf der Wasserversorger auch kostenfrei aus der Erde pumpen!
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  • M. F.
    "15 Betriebe dürfen aus rund 100 Brunnen heuer dazu insgesamt kostenlos etwa 550.000 Kubikmeter Wasser nutzen. " Das ist die totale verarsche der gesamten restlichen Bevölkerung. Entweder die Betriebe bezahlen den regulären Preis wie alle für das Wasser, oder für alle wird das Wasser kostenlos!!! Die Betriebe bereichern sich auf Kosten aller. In Bergtheim ist der Wasserpreis 2,18 € / cbm zzgl. 7 % MwSt. Also für 550.000 cbm 1.199.000,00 € + 83.930 € MwSt = 1.282.930,00 €. Den Betrieben in Rechnung stellen. Wir dummen Verbraucher müssen ja auch Zahlen.
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  • A. H.
    @mainkommentar: Wenn Sie das so wünschen, wird der Landwirt dies an den Endverbraucher abrechnen. Das wird dann noch teurer für uns als Endverbraucher!!!
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  • M. K.
    Dann zahlen alle gemeinsam mit!
    Und der Erzeuger hat einen Anreiz Wasser zu sparen.
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