
Wenn ein CSU-Politiker tut, was Politiker der Grünen und der SPD fordern, aber von der Bayerischen Staatsregierung bislang stets abgelehnt wurde, klingt das nach kleiner Sensation. Eine solche verkündete jetzt der Würzburger Landrat Thomas Eberth in einer Pressemitteilung zur Grundwasserentnahme in der rund 130 Quadratkilometer großen Bergtheimer Mulde. Rund 70 Gemüsebauern dürfen dort kostenlos Wasser zur Bewässerung ihrer Felder abpumpen - auch wenn das Grundwasser im nördlichen Landkreis weniger wird.
Eberth erläutert in der Mitteilung, was er mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, der Würzburger Polizei-Inspektionen für Stadt und Landkreis und den Wasserrechtsspezialisten seiner Behörde erarbeitet hat: "eine engmaschigere Kontrolle der Grundwasserentnahmen in der Bergtheimer Mulde in den trockenen Bewässerungszeiten im Sommer". Denn, so der Landrat laut Mitteilung, "hier wurde 2022 der Verdacht von manipulierten Wasseruhren bekannt, welcher der Polizei im August angezeigt wurde".
War die rückwärtslaufende Wasseruhr doch kein Einzelfall?
Im Sommer 2022 war die Wasseruhr eines Landwirts um fast zwei Millionen Liter Wasser rückwärts gelaufen, was die Würzburger Umweltgruppe "Wasser am Limit" mit Fotos belegen konnte. Landrat und Wasserwirtschaftsamt erklärten den Vorfall mit einem versehentlichen Bedienungsfehler. Erst nach einer anonymen Anzeige begann die Staatsanwaltschaft Würzburg zu ermitteln. Laut Hinweisen von Bürgern war diese Wasseruhr nicht die einzige, die in der Bergtheimer Mulde nicht richtig gelaufen ist. Von den Behörden hieß es, bislang seien bei Kontrollen keine manipulierten Uhren aufgefallen.

Als Folge des Skandals wollen Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt Würzburg jetzt digitale Wasserzähler an den rund 100 Brunnen der Bergtheimer Mulde einführen. 550.000 Kubikmeter Wasser dürfen daraus insgesamt im Jahr 2023 abgepumpt werden.
Polizei soll Brunnen kontrollieren
Digitale Zähler fordern die Umweltgruppe "Wasser am Limit" wie auch unterfränkische Landtagsabgeordnete von Grüne und SPD schon seit längerem. Genauso wie bessere Kontrollen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) bezeichnete dagegen im vergangenen Jahr die rückwärtslaufende Wasseruhr als Einzelfall. Er sehe deshalb keine Notwendigkeit für mehr Überwachung.
Eberth sieht das inzwischen offenbar anders: Ab diesem Sommer soll die Polizei das Wasserwirtschaftsamt unterstützen. Als Beispiele nennt der Landrat die Kontrolle der nur nachts erlaubten Sprüh-Anlagen oder der Funktionsfähigkeit von Wasserzählern.

Die Öffentlichkeit solle wissen, dass die Behörden zusammenarbeiten, so Eberth der Pressemitteilung zufolge: "Wenn wir dann noch die Zählerstände online auslesen können, sind wir schon auf einem guten Weg, um die Bewässerung ordentlich zu erfassen und hochwertige Lebensmittel zu produzieren", wird der CSU-Politiker zitiert. Und: "Der latente Vorwurf der Ausbeutung des Grundwassers durch die Landwirte fällt dann nachweislich weg und die Bürgerinnen und Bürger können beruhigt das Gemüse aus der Region konsumieren."
Umweltorganisation "Wasser am Limit" will, dass Landwirte mehr Wasser sparen
Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin von "Wasser am Limit", begrüßt effektivere Kontrollen und digitale Zähler. "Die Wasserbehörden haben erkannt, dass die missbräuchliche Grundwasserentnahme Unruhe in der Bevölkerung gesät hat und dass man dem nun entgegenwirken muss", kommentiert sie Eberths Ankündigung.
Allerdings fehle es nach wie vor an der Durchsetzung von Wassereinsparmaßnahmen, sagt die Sprecherin der Initiative: "Es darf aber nicht ausschließlich darum gehen, für die Gewinnmaximierung einzelner Landwirte möglichst viel Wasser zur Verfügung zu stellen." Stattdessen sollte die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung im Vordergrund stehen, so Angenvoort-Baier.
Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Betreiber der rückwärtsgelaufenen Wasseruhr sind indes noch nicht abgeschlossen. Angenvoort-Baier hofft auf einen Gerichtsprozess - "und dass eine öffentliche Verhandlung mehr Transparenz bringen wird".
Jetzt geht man in die Offensive um das Ganze einzufangen.
Man will aber wohl trotzdem am Status quo festhalten – maximale Erträge, weiterhin bewässern (vielleicht mit Tröpfchenbewässerung u. Main- statt Grundwasser), deutschlandweit (regional?) liefern …
Kein Wort darüber, dass es so nicht weitergehen kann.
Was ist mit einer Umgestaltung der Landschaft (Hecken, Agroforst…), Wasserrückhaltung in der Landschaft (Humusaufbau …), Kulturen die weniger Wasser brauchen, Errosionsvermeidung …
Vorschläge und Hochglanzbroschüren (aus den Ministerien) gibt es genug.
Auch jetzt gibt es noch Bauern die nicht bewässern u. die versuchen einen anderen Weg einzuschlagen.
Weshalb wird nur in der Bergtheimer Mulde kontrolliert? Im Remlinger Talgrund, entlang des Leitenbaches wird auch Grundwasser für die "Bio-Gemüse" Bewässerung entnommen. Ich denke auch diese(r) Bauer(n) haben ein Recht kontrolliert zu werden.
Scheinbar verhindern die guten Beziehungen der letzten Landräte dorthin, dass man da auch mal genauer hinschaut.
In vielen Gemarkungen sind die einzigen beregneten Flächen Gärten, Vorgärten und der Fußballplatz.
Wie viele der Sportplätze in Unterfranken (werden wohl hunderte sein) melden ihre jährlichen Bewässerungsmengen an de Landratsämter?
Welche Mengen Wasser entnehmen die Golfplätze?
Welche Mengen Wasser entnehmen Industrie- und Gewerbebetriebe?
Und wie viel Nahrung wird dabei jeweils erzeugt?
Ich kenne einige Landwirte recht gut, dass sind ehrenwerte Leute, welche sich auch über die Machenschaften von Wenigen ärgern.
Von den 120 ltr, die im Schnitt jeder Bürger täglich verbraucht ,werden gerade mal 2 -vielleicht auch 3- als Lebensmittel genutzt.
Spartipp:
Wenn jeder Unterfranke 1x täglich in den Garten oder Wald pinkelt und nicht die
WC-Spültaste drückt, spart das 2,8 Millionen m³ Trinkwasser im Jahr!
Super Vorschlag - was sagen ihre Nachbarn dazu.
Bitte ab jetzt zum Pinkeln und Ka….en in den eigenen Garten.
Es geht hier nicht um 120l pro Kopf bundesweit und sonst was.
Es darum das auf ein kleines beschränktes Gebiet extrem viel Wasser dem Boden entzogen wird.
Daran zu erkennen das im Juni viele Bäche trocken fallen und kleinere Tümpel sogar jetzt im Winter schon trocken liegen.
- "extrem viel entzogen" wird nicht. Trotz der Bewässerungsentnahmen in den Sommermonaten entsteht unter Acker dennoch mehr Grundwasser, als unter Wald.
Ist wissenschaftlich erwiesen.
- Das Bewässerungswasser wird (derzeit; Zukünftig vielleicht ein neuer Speicher) aus Brunnen gewonnen. Nicht aus Bächen oder Tümpeln. Dass diese häufiger austrocknen, mag stimmen, ist aber allein auf den Klimawandel zurück zu führen.
Erst diese Woche in der Mainpost das die letzten 20 Jahren keine Grundwasserneubildung mehr stattgefunden hat. Aber in der Mulde werden alleine für Bewässerung rund 150000m3 Wasser entnommen, dazu kommen noch die Brunnen für die Trinkwasserversorgung der Gemeinden.
Das hat Ihrer Meinung keinen Einfluss.
Da habe ich jetzt große Zweifel an Ihrem hydrologischen Wissen.
Findet jedes Jahr statt.
Und ist nachweislich unter Acker höher als unter Wald. Selbst wenn bewässert wird.
Aber wenn überhaupt nur deshalb noch Grundwasser da ist, weil durch die Ackerbewirtschaftung noch so viel bereitgestellt wird, warum wird ausgerechnet der Ackerbewirtschaftung (trotz ihrer wichtigen Aufgabe: Nahrungserzeugung) seit Jahren die erlaubte Wasserentnahmemenge gekürzt, während man für Bereiche, die wenig bis nichts zur Grundwasserbildung beitragen (Siedlungen, Gewerbe, Industrie, Freizeit), die Entnahmemengen nicht gedeckelt?
Dann verdunstet im Wald mehr Wasser und kühlt die Umgebung, diesen positiven Effekt hat der Acker nicht (eher das Gegenteil). Bei größeren Waldflächen erzeugt der Wald sogar einen eigenen Regeneffekt. Auch diesen positiven effekt hat der Acker nicht.
Wo gibt es Bodenerosion, vor allem bei den immer häufigeren Starkregen ? Beim Acker oder im Wald ?
Und das wichtigste für das Trinkwasser, wo kommt wohl das schädliche Nitrat her ? Unter einem Acker oder unter einem Wald. Wo werden Pfanzenschutzmittel eingesetzt ??
Das Zeug zum Hydrologen haben Sie wahrlich nicht.
Tut er aber nicht. Er speichert es, um es selbst zu verdunsten.
Leider kommt dann halt weniger Wasser im Grundwasser an.
Können Sie jeden Hydrologen fragen.
Aber darauf gehen Sie nicht ein - fehlen ihnen die Argumente ??
Ja, Wald kühlt besser als Acker, aber nur temporär und kleinräumig. Nice to have am Stadtrand, wo die Menschen zwischen aufgeheizten Betonblöcken brüten, aber ungeeignet um dem Klimawandel zu begegnen. Und halt auf Kosten des knappen Guts Grundwasser.
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Riesige Waldflächen würden tatsächlich etwas Regen erzeugen, aber das ist unerreichbar.
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Erosion (hat nix mit Grundwasserständen zu tun) ist tatsächlich auf Acker problematischer, als im Wald. Aber schon auf einen Bruchteil minimiert. Durch Pflugverzicht, Zwischenfrüchte, Winterbegrünung, Mulch an der Oberfläche, Erosionsschutzstreifen am Gewässer uvm.
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Der Wald hat auch einen erheblichen Nachteil und musste u.a. darum einst weichen: Er liefert keine Nahrung.
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z.B. ein Maisacker bindet weit mehr THG pro Jahr, als Wald.
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Unter Laubwald entsteht tatsächlich etwas mehr Grundwasser, als unter Nadelwald, aber dennoch weniger, als unter Acker.
Im übrigen finde ich es nicht verkehrt , morgens im Haus nicht mehr auf die Toilette zu gehen sondern in den Garten und dort, wildpinkelnd auch noch etwas Gymnastik zu machen. Aber Achtung! nicht dass da dann doch was daneben geht.
Wir haben seit 5 Jahren digitale Wasseruhren. Die Gemeinde fährt am30.12 die Straßen ab und jede Wasseruhr übermittelt den Zählerstand. Wenn eine SIM Karte verbaut wird kann ich von überall jederzeit die Zähler ablesen.