
Martin Schlereth steht vor dem Sammelbecken mit Regenwasser auf seinem Betriebshof und sagt: "Wir gehen sparsam mit dem Wasser um." Mit seinem Bruder Michael betreibt er den "Biogemüseland Schlereth" in Unterpleichfeld im Landkreis Würzburg. Und zusammen mit anderen Landwirten der Bergtheimer Mulde haben die Schlereths zu einem Gespräch eingeladen. "Weil wir Landwirte zu Unrecht am Pranger stehen", sagt Richard Konrad, der in Hausen einen Demeter-Hof betreibt.
Der Spiegel des Grundwassers in der Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg nimmt laut Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das für die Region zuständig ist, seit Jahren ab. Inwieweit der Wasserverbrauch der Bauern dafür verantwortlich ist, wird noch untersucht. Unstrittig ist, dass die Niederschläge abnehmen und gleichzeitig die Anbauflächen von Gemüse und anderen bewässerten Sonderkulturen zugenommen haben.
Rund 550 Millionen Liter Wasser dürfen 60 Bauern dafür bislang jährlich aus dem Boden pumpen. "Ganz ohne Bewässerung geht Gemüseanbau nicht", sagt Bio-Landwirt Tobias Wild aus Unterpleichfeld, Vorsitzender des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde. Bei Weizen oder Mais führe Trockenheit zu reduzierten Erntemengen, bei Gemüse drohe der komplette Ausfall.
Noch 128 Millionen Liter: Betrieb Schlereth bekommt in diesem Jahr weniger Wasser
Die Landwirte betonen, dass die vom Landratsamt Würzburg genehmigten Entnahmemengen seit zwei Jahren gekürzt werden. Ihr Betrieb habe zum Beispiel im Jahr 2020 noch 196 Millionen Liter Wasser entnehmen dürfen, sagen die Schlereths. 2021 seien es rund 153 Millionen Liter gewesen. Heuer gibt es nur noch 128 Millionen Liter.
Auch anderen Betrieben in der Bergtheimer Mulde wurden die Wassermengen laut Landratsamt Würzburg gekürzt ."Im Vergleich zu den vorherigen Erlaubnissen hat sich die genehmigte jährliche maximale Entnahmemenge deutlich verringert", sagt Pressesprecherin Eva-Maria Schorno. Was bedeutet das für die Betriebe?
Tropfschläuche, Zisternen, Zwischenfrüchte: Wie die Landwirte Wasser sparen
"Wir kommen mit weniger Wasser aus", sagt Landwirt Martin Schlereth, der seinen Betrieb 2020 komplett auf biologischen Anbau umgestellt und sich aufs Wassersparen eingestellt hat. Beregnen, wobei viel Wasser verdunstet, würde der Betrieb nur noch wenige Flächen. Stattdessen nutze man Schläuche, aus denen Wasser an die Wurzeln tröpfelt, sagt Schlereth, obwohl dies aufwendig und umständlich für die weitere Bearbeitung sei. Auch eine spezielle Maschine, die Pflanzen zielgenau beim Einbringen in den Boden gießt, habe man im vergangenen Jahr angeschafft.
Aufbau von wasserspeicherndem Humus im Boden, Anbau von Zwischenfrüchte und Sammeln von Niederschlagswasser nennen die Bauern als weitere Methoden, wie sie ihren Bedarf an Grundwasser reduzieren. Der Betrieb Schlereth sammelt nach eigenen Angaben jährlich rund 25 bis 30 Millionen Liter Regenwasser von Hallendächern und Hofflächen in Zisternen.
Laufzeiten nur noch für zwei Jahre
Die Laufzeiten der Genehmigungen haben Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und Landratsamt Würzburg jetzt auf zwei Jahre verkürzt. Früher galten diese ein Jahrzehnt oder noch länger. Das Landratsamt geht davon aus, dass die Landwirtschaft langfristig immer weniger Wasser bekommen könnte. "Dies hängt insbesondere von den Erkenntnissen des Landschaftswasserhaushaltsmodells des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg ab", erläutert Sprecherin Schorno. 2023 sollen die Ergebnisse vorliegen. Mit ihnen und den Daten anderer Untersuchungen soll ein "fundiertes Bewässerungskonzept für die Bergtheimer Mulde" entwickelt werden. Das Ziel laut Schorno: "Den Nutzungsdruck auf das Grundwasser senken und die Verschärfung bereits bestehender oder sich abzeichnender Nutzungskonflikte um das Wasserdargebot verhindern oder zumindest abmildern."
"Wir stellen uns darauf ein, dass wir weniger Grundwasser bekommen", sagt Schlereth. Deshalb würden die 16 Landwirte, die sich 2020 im Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde zusammen geschlossenen haben, den Einsatz wassersparender Bearbeitungsmethoden ausbauen und auf Mainwasser setzen. Momentan wird in einer Machbarkeitsstudie untersucht, ob Mainwasser von Eisenheim nach oben auf die Felder gepumpt werden kann. In Auftrag gegeben haben die wissenschaftliche Studie der Landkreis, Kommunen und der Bewässerungsverein.
SPD-Politiker Halbleib und BN-Referent Jodl: "Ansätze gut, aber Luft nach oben"
"Mainwasser kann nicht alleine die Zukunft sein", meint dazu der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib, der sich seit Jahren mit der Wasserproblematik in der Bergtheimer Mulde beschäftigt. Er fordert deshalb von Landwirten und den beratenden Behörden noch mehr Bereitschaft für Veränderungen. "Die Ansätze sind gut, aber da ist noch Luft nach oben", sagt der SPD-Politiker nach dem Gespräch mit den Landwirten.
Auch Steffen Jodl, Regionalreferent vom Bund Naturschutz Unterfranken, kann "ein Verständnis für die Problematik" erkennen. Wie Halbleib ist aber auch er skeptisch, ob das, was die Landwirte bereits tun, ausreicht, um Grundwasser und Umwelt in der Region zu retten.
Sind am Tag 17.280.000.000 Liter am Tag. Sind ca 17 Milliarden Liter am Tag die der Main Wasser führt. Im ganzen Jahr entnehmen die Gemüsebauern 550 Millionen Liter , also eine halbe Milliarde Liter .
Und wenn ein Fluss es nicht mehr ganz bis zum Meer schafft ist da auch kein Problem da es durch den Klimawandel zum Schmelzen der Gletscher und einem Anstieg des Meeresspiegels kommt.
Wenn man etwas wegnimmt wird es weniger.
Ich sage nicht dass man es seinlassen soll.
Es sollte nur nicht der erste Gedanke sein.
Baut Pflanzenkulturen an, die mit unseren Niederschlagsmengen hier vor Ort auskommen. Mit dem Wetterrisiko in unserer Region müssen schließlich alle Bauern und Winzer leben. Ihr seid nicht alleine; warum muss man euch diese Extrawurst braten!? Es ist nicht euer Wasser, das ihr abzupumpen gedenkt. Wir sprechen hier von Allgemeineigentum, an dem sich nicht handverlesen Einzelne kostenlos bereichern dürfen.
Die Stadt Würzburg plant derzeit eine Ausweitung ihrer Wasserschutzzone auf 66 Quadratkilometer, die hiervon betroffenen Dörfler müssen sich OHNE WENN UND ABER damit ungefragt schlichtweg arrangieren. PUNKT!
Warum stellt man das obige benötigte Grundwasser also nicht unseren Städtern zur Verfügung!? Jeder Einzelne derselben bezahlt dafür immerhin sogar Wasser- u. Schmutzwassergebühren...
128 Millionen Liter KOSTENLOSES Wasser allein für die Bio-Landwirte (hust) Schlereth ist nach wie vor eine vollkomen absurde Summe.
Die von den Großjunkern angedachte Mainwasserpipeline hat im Übrigen größstes Potenzial für den Schildbürgerstreich des Jahres.
Totwasser ist Wasser das nicht pflanzenverfügbar ist .
Es wäre ökologisch nicht in Ordnung solche Böden nicht mit Gemüse zu bauen .
Da andere Böden , siehe meine Erklärung oben , mehr Bewässerung bei gleichen oder schlechteren Ernteergebnissen brauchen .
Unabhängig wie ich zu diesem Thema stehe, was ich nicht verstehe ist, das Sie auch schon in den vorherigen Artikeln immer von Millionen Liter Wasser reden.
Kein mensch bekommt von seiner Stadt/Gemeinde eine Trinkwasser und Schmutzwasser Abrechnung mit Liter Angabe. Da stehen immer m³ darauf. Ich habe den Eindruck das der Artikel durch die Millionen Liter spektakulärer wirkt , aber auch irgendwie etwas tendenziell.
Es ist für die Ökobilanz besser, dass das Gemüse vor Ort produziert wird als dies z. B. in Spanien anzubauen und durch die halbe EU zu transportieren.
Ich denke wir sind auf dem richtigen Weg.
Jeder der hier schreibt, dass kein Wasser für den Gemüseanbau verwendet werden soll, möchte bitte auch Vorschläge bringen, wo regionales, vielfältiges und gesundes Gemüse und Nahrungsmittel herkommen sollen ??