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Würzburg
Grünes Würzburg, Multifunktionsarena, Linie 6: Das waren die wichtigsten Aussagen der OB-Kandidierenden zu diesen Themen
Können Würzburgs ambitionierte Projekte wie die Linie 6 und die geplante Multifunktionsarena finanziell gestemmt werden? Unter anderem darum ging es bei der Wahlarena der Main-Post.
Zur Wahlarena der Main-Post kamen am Dienstagabend rund 1200 Menschen. Die drei Kandidatinnen und der Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl stellten sich den Fragen der Moderatoren und Zuschauer. 
Foto: Thomas Obermeier | Zur Wahlarena der Main-Post kamen am Dienstagabend rund 1200 Menschen. Die drei Kandidatinnen und der Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl stellten sich den Fragen der Moderatoren und Zuschauer. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 07.04.2025 02:43 Uhr

Am 4. Mai ist es so weit: Dann wählen die Würzburgerinnen und Würzburger eine neue Oberbürgermeisterin oder einen Oberbürgermeister. Mit Martin Heilig (Grüne), Judith Roth-Jörg (CSU), Claudia Stamm (parteilos) und Eva von Vietinghoff-Scheel (SPD) gibt es vier Bewerberinnen und einen Bewerber um das Amt.

Wie zieht man mehr Menschen in die Innenstadt? Muss das Mainfranken Theater zur Chefsache werden? Ist die Linie 6 wirklich finanzierbar? Das waren Fragen, die die Kandidierenden bei der Wahlarena der Main-Post am Dienstagabend beantworten sollten. Hier finden Sie eine Auswahl ihrer Antworten.

Über die Entwicklung der Würzburger Innenstadt

Würzburg steht im Vergleich zu anderen Städten gut da: Mit elf Millionen Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ist das Vorkrisenniveau fast erreicht. Dennoch gibt es immer weniger Geschäfte, und der Handel leidet unter Umsatzrückgängen. Wie sehen die Kandidierenden diese Entwicklung?

Alle vier waren sich einig: Mehr Grün und attraktivere Plätze sollen die Innenstadt beleben. Claudia Stamm betonte, dass Begrünung nicht nur das Stadtbild aufwerte, sondern auch die Aufenthaltsqualität erhöhe. Judith Roth-Jörg verwies auf Fortschritte durch zusätzliche Baumpflanzungen, betonte aber, dass gegen Leerstände weiter aktiv vorgegangen werden müsse. Sie hob die Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing hervor und nannte die Kaiserstraße als Beispiel für neue Konzepte. Dort wurde ein Leerstand mit einer Mischung aus Geschäftsstelle und Begegnungsort für die Wölfe Würzburg neu belebt.

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Auch Martin Heilig betonte, dass die Stadt gut dastehe, räumte aber ein, dass sich der Einzelhandel im Strukturwandel befinde und heiße Tage die Besucherzahlen drückten. Die Stadt habe daher bereits Maßnahmen beschlossen, um Plätze und Straßen attraktiver zu gestalten, ohne dabei Parkplätze ersatzlos zu streichen – stattdessen werde über unterirdische Lösungen nachgedacht.

Bei der Frage nach zusätzlichem Grün schlug Stamm den Hauptfriedhof und den Theaterplatz vor, Roth-Jörg nannte Schulhöfe wie den des Wirsberg-Gymnasiums. Es gebe einen Plan für Bäume in Kübeln und Verschattungen am Marktplatz. Heilig plädierte für Begrünung entlang der Straßenbahnlinie 6, während Eva von Vietinghoff-Scheel Fassaden- und Haltestellenbegrünung stärker in den Fokus rücken wollte.

Wer ist für das Desaster am Mainfranken Theater in Würzburg verantwortlich?

Verzögerungen und explodierende Kosten (von 72 auf aktuell 103 Millionen Euro) bei der Sanierung des Mainfranken Theaters beschäftigen Würzburg seit Jahren. Auf die Frage von Moderator Torsten Schleicher, wer für dieses Desaster verantwortlich ist, gab es erstmal Schweigen auf dem Podium. Schuldzuweisung kamen nicht. 

"Ich war sieben Jahre beim staatlichen Bauamt und kenne mich mit Vergaberecht aus – ich weiß, wie schwierig es sein kann, wenn ein Architekturbüro in die Insolvenz geht", sagte Vietinghoff-Scheel. Dennoch gebe es Alternativen: "In Paris wurde Notre-Dame sehr schnell mit kleinen Betrieben vor Ort wieder aufgebaut." Dass dort andere Maßstäbe gelten als in Würzburg, blieb unausgesprochen. Sie sieht jedoch Möglichkeiten, Vergabeverfahren effizienter zu gestalten.

Das Vogel Convention Center in der Zellerau war am Dienstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. 
Foto: Thomas Obermeier | Das Vogel Convention Center in der Zellerau war am Dienstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. 

"Ein wichtiges Learning muss sein, die Projektsteuerung mit ausreichend Personal zu unterfüttern", betonte Heilig. Es brauche sorgfältigere Planung und Qualitätskriterien bei Vergaben. Roth-Jörg erklärte, dass ein externer Projektsteuerer von Anfang an sinnvoll gewesen wäre, sich die Verwaltung aber dagegen entschieden habe. "Wir bräuchten im Rathaus eine genauere Festlegung, wer für solche Projekte zuständig ist." Besondere Herausforderungen seien die technische Ausstattung, die Veranstaltungstechnik und spezielle Gewerke, für die es nur wenige Fachfirmen bundesweit gebe.

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Das Theater zur Chefsache zu machen, hält Roth-Jörg das für falsch: "Es muss jemand sein, der etwas vom Bauen versteht." Die Fachkompetenz liege im Baureferat, könne aber durch den OB begleitet werden. Claudia Stamm verwies auf den Bayerischen Landtag, wo ein Baustopp eines Anbaus verhängt wurde, bis die Kosten wieder im Rahmen waren.

Über die Straßenbahnlinie 6 zum Hubland

Die Straßenbahnlinie 6 ist das zentrale Infrastrukturprojekt Würzburgs – ist sie auch finanziell machbar? Stamm äußerte Zweifel: "Im Haushaltsplan steht die Straßenbahn unter den freiwilligen Ausgaben. Ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann." Grundsätzlich befürworte sie das Projekt aber.

Roth-Jörg widersprach: "Die Beschlüsse des Würzburger Stadtrats waren immer auf Grün für dieses Projekt", stellte sie klar. Die bisherigen Mittel dienten der Planung und der Einreichung von Förderanträgen. 

Heilig hält die Finanzierung im Gegensatz zu Stamm für gesichert: "In diesem Haushalt brauchen wir dafür kein Geld, wir haben den Planfeststellungsbeschluss und die Förderungszusage." Der Nutzen sei größer als die Kosten, nun müsse man die nächsten Schritte gehen und dürfe das Vorhaben nicht infrage stellen.

Über die geplante Multifunktionsarena bei Grombühl

Ähnlich wie die Linie 6 halten die Kandidierenden auch die Multifunktionsarena für essenziell. "Wir müssen als Stadt attraktiv sein, und da gehört eine Arena dazu", sagte Vietinghoff-Scheel. Sie sieht die Stadt in der Pflicht, sich finanziell zu beteiligen.

Auf die Frage nach den finanziellen Risiken für die Stadt ist Roth-Jörg optimistisch. Sie verweist auf positive Erfahrungen in anderen Städten. Ein potenzieller Betreiber werde Pacht zahlen, die in die Tilgung der Darlehen fließe. Zwei Interessenten gebe es bereits. "Es wird Verträge geben, die den Betreiber verpflichten – er muss dazu stehen." Heilig mahnte zur Ehrlichkeit: "Wenn die Stadt in Vorleistung geht, dann tragen wir auch das Risiko." Dennoch befürworte er die Arena als eine Investition in die Zukunft: "Man braucht ein bisschen Mut, nach vorne zu gehen."

Stamm stimmte grundsätzlich zu, mahnte aber an, dass die Kommune nicht auf den Kosten sitzen bleiben dürfe. Zudem müsse eine Nachfolge für die Posthalle gefunden werden, um den Veranstaltungsstandort Würzburg langfristig zu stärken.

 
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  • Georg Ries
    Dass die Stadt für das Riesenprojekt Stadttheater keinen externen Projektsteuerer beauftragt hat ist fast schon grob fahrlässig!!
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  • Thomas Diener
    Der projektsteuerer kostet wieder viel Geld und was passiert dann , wenn es dann immer noch nicht funktioniert .
    Nach meiner Meinung hat man in der Stadt genug Verantwortliche , welche in der Lage gewesen wären ,
    dieses Objekt einigermaßen gut abzuwickeln . Die bekommen
    alle sehr viel Geld , aber keiner will mehr Verantwortung übernehmen .
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  • Georg Ries
    Haben Sie schon einmal mit einem Projektsteuerer zusammengearbeitet? Extern ist schon mal nicht "betriebsblind" und haftet auch für Fehler!
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  • Katrin Weber
    Ein wirklich interessanter und ausgewogener Abend! Sehr gut organisiert!
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