Er sei "ehrlich gesagt etwas erschrocken, dass schon wieder so viel Zeit ins Land gegangen ist". So zitiert das Bistum Dr. Franz Jung, der an diesem Samstag, 10. Juni, seit fünf Jahren Bischof von Würzburg ist. Jung, 57 Jahre alt, bestieg den Stuhl des heiligen Burkard in unruhigen Zeiten für Kirche und Bistum: die steigende Zahl von Kirchenaustritten, die Neustrukturierung der Diözese in pastorale Räume, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, die schwierige finanzielle Situation - "der Handlungsdruck", so der Bischof, sei "sehr hoch" gewesen, "als ich kam".
Ex-Frauenbund-Vorsitzende: "Es hätte uns schlechter treffen können"
Ist er zufrieden mit seinem Wirken in den ersten fünf Jahren? "Viel hätte ich nicht anders machen können", sagt Jung, er blicke "voller Dankbarkeit zurück". So sei "es in überraschend kurzer Zeit gelungen, den Haushalt zu konsolidieren und fast eine schwarze Null zu erreichen, was ich mir zu Beginn meiner Amtszeit nicht hätte träumen lassen". In der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt habe man "in relativ kurzer Zeit viel vorangebracht", etwa die Einrichtung eines Betroffenenbeirats und die Beauftragung einer Missbrauchsstudie. Und mit Blick auf die Pastoralreform meint er: "Um nicht noch Jahre mit der Diskussion über Zuordnungsfragen zubringen zu müssen", habe er entschieden, "den Strukturprozess möglichst schnell abzuschließen".
Doch wie blicken andere auf Bischof Jung? "Seine bisherige Amtszeit sehe ich überwiegend positiv", sagt etwa Edeltraud Hann, ehemalige langjährige Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds in Würzburg. Jung sei zwar "leider sehr zurückhaltend bei dringenden Reformen, aber es hätte uns im Bistum durchaus schlechter treffen können". Beeindruckt habe sie, als sich der Bischof 2019 bei einer Mahnwache der Frauenbewegung Maria 2.0 vor dem Neumünster "auch unangenehmen Fragen der Anwesenden" gestellt habe.
Edgar Büttner, verheirateter katholischer Priester aus Kitzingen, hätte sich gewünscht, dass Bischof Jung beim Synodalen Weg klar für eine Abschaffung des Pflichtzölibats votierte hätte. "Persönlich enttäuschend fand ich, dass er sich, mit einer Minderheit von drei Diözesanbischöfen, der Zustimmung enthielt, obwohl verheiratete Priester schon seit Jahrhunderten in Teilen der katholischen Kirche Wirklichkeit sind."
Verheirateter Priester: Wo bleibt der "Geruch der Schafe"?
Wenn eine große Mehrheit der Laien, aber auch viele Bischöfe für ein Ende des Zölibats plädierten, "werden sich die Minderheitenbischöfe die Frage gefallen lassen müssen, ob sie in dieser existentiellen Frage noch den 'Geruch der Schafe' ausströmen, wie Papst Franziskus es fordert", so Büttner.
Weiter kritisiert der 71-Jährige, dass der Austausch zwischen "Priester im Dialog" und dem Bischof unter Jung eingeschlafen sei. Die Initiative, im Jahr 2007 mit Unterstützung des Bistums Würzburg ins Leben gerufen, setzt sich etwa für Geistliche ein, die wegen eines Heiratswunsches ihren Dienst aufgeben mussten, beziehungsweise den Zölibat nicht mehr halten können oder wollen. Außerdem, so Büttner weiter, erlaube der Papst "schon seit einigen Jahren eine Rückkehr verheirateter Priester in die Pastoral". Er frage sich, wann das "in unserer Diözese" umgesetzt werde.
Evangelische Bischöfin: Die Zukunft der Kirche ist ökumenisch
Versöhnlicher ist Jungs evangelische Amtskollegin Gisela Bornowski, Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg. "Bischof Jung hat sein Bischofsamt in für die Kirche schwierigen Zeiten angetreten", sagt sie. "Die ersten fünf Jahre haben ihm sicher neben vielen schönen Erfahrungen auch Kraft gekostet." Jung sei das Thema Missbrauch "mutig angegangen, hat Strukturveränderungen vorgenommen, auch ökumenische Projekte sind entstanden", so Bornowski, etwa die gemeinsame Nutzung von Immobilien.
Sie hätten gemeinsam an der Kreuzbergwallfahrt teilgenommen und im Juli werde es erstmals einen ökumenischen Gottesdienst in der Kilianiwoche geben. Doch Bornowski wünscht sich, "noch mehr gemeinsame ökumenische Erfahrungen". Denn: "Die Zukunft der Kirche wird meines Erachtens eine ökumenische sein, daran müssen wir gemeinsam arbeiten und uns gegenseitig unterstützen. Versöhnte Verschiedenheit ist das Ziel, nicht Gleichmacherei."
Seine persönliche Zukunft sieht Bischof Jung, der immer wieder als Nachfolger des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick gehandelt wird, übrigens weiter in Unterfranken. Auf die Frage, wo er sich in fünf Jahren sehe, antwortet Jung: "Ich sehe mich im Bistum Würzburg", das er als das Schönste in Deutschland bezeichnet.
Erinnert mich an so typische Politikerantworten:
"Das ist eine sehr interessante Frage. Ich möchte sie nicht durch eine Antwort verderben ..."
Ein Baustein mehr, der mir das Dabeibleiben immer schwerer macht..........
ich stimme Ihnen bezüglich der pastoralen Räume voll zu, aber die Lichter gehen schon vorher aus, die Pfarrbüros können diesen Prozess auch nicht aufhalten
habe ich ihn nicht wahrgenommen...
Doch hätte er. Die "Neustrukturierung der Diözese in pastorale Räume" ist der Tod der Pfarreien auf dem Land . Als nächstes sind die Pfarrbüros vor Ort betroffen. Es soll nur noch Zentralbüros geben. Wenn die Kirche gar nicht mehr in den Dörfern präsent ist, gehen die Lichter aus.