
Kein städtebauliches Großprojekt wird wohl so oft mit Füßen getreten: Nach sechs Jahren ist die Fußgängerzone Eichhorn-/Spiegelstraße fertig. Am kommenden Dienstag um 12 Uhr wird sie offiziell übergeben. "Ein kleines Bürgerfest" hat dazu der städtische Projektleiter Holger Döllein angekündigt - mit Ständen für's leibliche Wohl und mit Informationen, unter anderem der Archäologen, die jeden Quadratzentimeter des 7500 Quadratmeter großen Fußgängerzonen Areals auf historische Funde durchforsteten. Für die Flanier- und Einkaufsmeile gibt's viel Lob, aber auch Kritik.

"Schön ist die Fußgängerzone geworden. Man kann sich kaum mehr vorstellen, wie's vorher war", sagt Döllein. Rund 5000 Autos waren täglich in Eichhorn- und Spiegelstraße unterwegs, um einen der 30 Parkplätze zu ergattern oder um in die Marktgarage zu fahren. Dass die Eichhornstraße autofreiwerden könnte, hatte sich mit dem Verkauf des HypoVereinsbank-Hauses an der Ecke oberer Markt/Eichhornstraße angekündigt. Das Areal erwarb 2011 die Unternehmerfamilie Freier (s.Oliver), um das Bankgebäude durch das Geschäftshaus "Hof Emeringen" zu ersetzen. Sie ermöglichte 2013 die Verlegung der Marktgaragenzufahrt in die Martinstraßeunter "Hof Emeringen" hindurch - quasi der Startschuss zur Fußgängerzone.
Das Ende der Fußgängerzone ist grün
Die Idee, die Eichhornstraße autofrei zu gestalten, resultiert nicht zuletzt aus dem geplatzten Arcaden-Projekt am Bahnhof. Nach Ablehnung des Einkaufszentrums per Bürgerentscheidsollte die Innenstadt attraktiver werden. Dazu zählt auch der Entscheid von 2014, die Spiegelstraße ebenfalls in eine Fußgängerzone umzuwandeln. Das begrüßte seinerzeit auch der Einzelhandel - in der Erwartung, dass am Fußgängerzonen-Abschluss Kardinal-Faulhaber-Platz "Einkaufsmagnete" entstehen, die die potenzielle Kundschaft durch Eichhorn- und Spiegelstraße dorthin ziehen. Bekanntlich kam alles anders: Statt Shopping-Angebote gibt's am Faulhaber-Platz einen grünen Park.

"Diesen Park hätten wir lieber mit einer Tiefgarage drunter gehabt", sagt Joachim Drescher, Sprecher von "Würzburgs neue Mitte - Die Eichhörnchen". Aber die Geschäftsleute würden das Beste aus der Situation machen und sich weiter für ein attraktives Einkaufserlebnis einsetzen. Die Interessengemeinschaft "Die Eichhörnchen" mit mittlerweile 40 Geschäftsleuten und Ladenbesitzern hatte sich gegründet, um mit gemeinsamen Aktionen die Kundschaft während der Bauarbeiten bei der Stange zu halten. "Hart war's trotzdem, wir hatten bis zu 50 Prozent Umsatzeinbußen", blickt Drescher zurück. Doch bei einem guten Miteinander mit der Stadtverwaltung habe man die Bauphase gemeistert. "Und alle begrüßen die Fußgängerzone", berichtet Drescher.
Der QR-Code-Platz als Hingucker und Treffpunkt
Diese hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Seit 2014 ist sie Teil des Weihnachtsmarktes, dort feierten die Kickers 2016 mit ihren Fans den Zweitliga-Aufstieg und etliche Veranstaltungen gibt's rund um den 144 Quadratmeter großen Hingucker QR-Code. Über das gepflasterte Quadrat an der Ecke Eichhorn-/Spiegelstraße, das der ehemalige Stadtbaurat Christian Baumgart als "Stadtmarketing vom Feinsten" bezeichnete, gehen die Meinungen auseinander: "Originelle Idee" sagen die einen, "Unfug" oder "Bäume wären besser" die anderen.

Generell überwiegt das Lob über die neue Flanier- und Einkaufsmeile, doch Passanten üben auch Kritik: Das Straßenbild sei ein großes Grau in Grau mit zu wenig Grün. Und dass durch die Spiegelstraße wieder der Bus fährt, gefällt nicht jedem. "Das war aber ausdrücklicher Wunsch der Geschäftsleute", sagt Projektleiter Döllein. Was das Grün angeht: "Der Untergrund ist voll mit Versorgungsleitungen, da ist kein Platz für Baumpflanzungen." Bäume gibt's trotzdem, 18 Stück stecken in großen Trögen, die auch Sitzgelegenheiten bieten.
Der Umbau kostet 2,3 Millionen weniger als veranschlagt
Die Arbeiten waren auch eine riesige Untergrundbewegung: Kanäle und Versorgungsleitungen wurden verlegt. Und in bis zu sechs Metern Tiefe grub das Archäologenteam um Dieter Heyse ("Da liegt ein Archiv im Boden") erfolgreich nach Relikten aus Würzburgs Stadtgeschichte. Die spektakulärsten Funde aus dem Früh-, Hoch und Spätmittelalter sowie aus der Neuzeit: Ein mittelalterlicher Brunnen, eine 80 Meter lange Mauer, ein zwölf Meter langes Pflasterstück und ein alter Tresor.
Insgesamt drei Tonnen Fundgut wurden gehoben, dokumentiert und gesammelt, die alten Mauern abgebrochen oder zugeschüttet. Vom ausgegrabenen und geschichtlich bedeutsamen Vorleben ist zum Leidwesen von Stadtheimatpfleger Hans Steidle nichts mehr zu sehen. Wenigstens ein Relikt bleibt sichtbar: Das alte in der Spiegelstraße entdeckte Pflaster bekommt an deren Eingang auf zwei Quadratmetern ein zweites Leben. Darauf steht eine Stele mit Informationen zur Stadtgeschichte, eine weitere erinnert am Eingang Eichhornstraße (aus Richtung Semmelstraße) an die Vergangenheit.

Was das alles gekostet hat? "Zehn Millionen Euro, das sind 2,3 Millionen weniger als veranschlagt", berichtet mit Freude Projektleiter Döllein. Günstigere Ausschreibungsergebnisse bei den Bauarbeiten und ein effektives Baustellenmanagement hätten das ermöglicht. Im Preis inbegriffen sind betretbare Straßenschilder: Kleine Eichhörnchen- und Spiegel-Symbole an verschiedenen Stellen im Pflaster zeigen den Passanten, wo sie sich gerade die Füße vertreten.
Immer nur mosern, anstatt auch mal was zu loben.
Wenn schom Bus und Rad, dann bitte nur auf eingezeichnteten Wegen. Dann könnte man sich als älterer Fußgänger wenigstens einigermaßnen darauf verlassen, nicht dauernd in Gefahr zu sein, angefahren zu werden.
Ja klar, so wie der Porsche Cayenne kürzlich auch mal im Bereich der Straßenbahn ;(
Lieferungen abgewickelt werden...
ich würde die Fußgängerzone noch mehr ausweiten
und das Zeitfenster noch mehr verkleinern.
die meisten Läden machen doch eh erst um 9 oder 9:30 auf
da hat der Lieferant ja dann sagenhafte 90 Minuten
um sein Zustellgebiet abzuarbeiten...
und wenn dann noch die Müllabfuhr vor einem rumgurkt...
In der heutigen Zeit ohne weitere Gelder auszukommen und nicht
einmal den gesetzten Rahmen auszuschöpfen erfordert ein Lob.
Wie schön würde jetzt eine Tiefgarage gegenüber dem Theater
(Kardinal-Faulhaber-Platz) mit schöner Bepflanzung, dem Bratwursthäusle und guten Toilettenanlagen das Bild abrunden und den Parkplatzsuchverkehr
mit abfedern.