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Würzburg
Debatte um Extra-Dosis: Bleibt in Unterfranken Impfstoff übrig?
Sechs oder sieben Dosen? Wie viel Impfstoff aus einem Biontech-Fläschchen gewonnen werden kann, ist umstritten. Klare Vorgaben der Politik fehlen. Was tun Ärzte in der Region?
Wie viele Dosen Impfstoff können aus einer Ampulle von Biontech/Pfizer gewonnen werden? 
Foto: Wolfgang Kumm, dpa | Wie viele Dosen Impfstoff können aus einer Ampulle von Biontech/Pfizer gewonnen werden? 
Andreas Jungbauer
 und  Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Wie viele Dosen lassen sich aus einer Ampulle Impfstoff ziehen? Darüber ist im Freistaat eine neue Debatte entbrannt. Zunächst galt für Ärzte strikt, sie sollten Überschüssiges nicht verimpfen. Jetzt heißt es: alles ausnutzen. Es sei "technisch und rechtlich möglich, je nach Hersteller eine siebte oder elfte Dosis aus den Impfstoff-Fläschchen zu entnehmen", sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Das sei auch sein "ausdrücklicher Wunsch". Wie aber gehen Praxen und Impfzentren in Unterfranken mit dieser Kehrtwende um?

"Wir ziehen – wie wohl die meisten Kollegen – so viele Dosen auf, wie das Fläschchen hergibt", sagt der unterfränkische Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes, Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Das seien meistens sieben. "So können wir mehr Menschen schützen." Bis zu Holetscheks Appell, hätten dabei aber "Unsicherheiten bestanden".

Nicht überall in der Region wird eine siebte Biontech-Dosis gezogen

Der Gesundheitsminister hatte erst am vergangenen Wochenende dazu aufgerufen, den Inhalt der Ampullen komplett zu leeren. Möglich ist das mit speziellen Spritzen und Kanülen. Rechtliche Bedenken sieht Holetschek bei fachgerechtem Gebrauch nicht mehr. Ganz so einfach scheint es aber nicht zu sein. Eine stichprobenartige Umfrage der Redaktion ergab: In Hausarzt-Praxen und Impfzentren der Region wird die zusätzliche Dosis längst nicht überall gezogen.

So zum Beispiel im Impfzentrum Schweinfurt. Die Impfstoff-Menge bei Biontech reiche "in der Regel für sechs Impfdosen, nicht für sieben", teilt Stadtsprecherin Kristina Dietz mit. Auch bei Moderna oder Astrazeneca würden zehn Dosen aus den Ampullen entnommen, nicht elf.

Gleiches gilt für das Impfzentrum im Landkreis Rhön-Grabfeld. Dort wird eine siebte Dosis bei Biontech ebenfalls nicht genutzt – um "sicherzugehen, dass wirklich die 0,3 Milliliter verabreicht werden, die verabreicht werden müssen", sagt Melanie Hofmann, Sprecherin des Landratsamtes. "Es komme vielleicht in Ausnahmefällen vor, aber wir vermeiden es." Dasselbe gelte für Moderna.

Im Impfzentrum Bad Kissingen sieht man keine Haftungsrisiken

Anders sieht es in den Impfzentren in Bad Kissingen, Kitzingen, Main-Spessart und in Stadt und Landkreis Würzburg aus. Schon von Beginn an werde etwa in Bad Kissingen die maximal mögliche Anzahl Dosen genommen – in Verantwortung der zuständigen Ärzte. Haftungsrisiken sehe man keine, solange die aufgezogene Menge der vorgegebenen Dosierung entspreche. Es klappe zwar nicht bei jedem Fläschchen, eine zusätzliche Dosis zu gewinnen – aber in der Regel, erklärt der ärztliche Leiter des Impfzentrums und Kissinger Hausarzt, Dr. Ralph Brath. Andere Bundesländer hätten diese Extra-Dosis mittlerweile zugelassen, Bayern leider nicht. Sorgen um die Haftung mache er sich dennoch keine, letztlich gehe es nur um den "bestimmungsgemäßen Gebrauch".

Im Impfzentrum in Kitzingen ist man da skeptischer. Obwohl nun erklärter politischer Wille in Bayern, sei bei der siebten Dosis "nach wie vor die Haftungsfrage unklar", heißt es. Den Ärzten im Impfzentrum stehe es daher frei, ob sie die zusätzliche Dosis verimpfen – praktisch passiere das "in Einzelfällen".

Nach den Erfahrungen des Personals in den Impfzentren von Stadt und Landkreis Würzburg reiche die Menge bei Biontech etwa bei jedem dritten bis fünften Fläschchen für die Zusatzdosis, teilt Landratsamt-Sprecherin Eva-Maria Schorno mit. Das liege an den Handhabungsvorschriften der Hersteller. Eine Pflicht zur Entnahme der siebten Dosis könne es deshalb nicht geben.

Das bestätigt Tina Starck für den Landkreis Main-Spessart. Nicht aus jeder Ampulle lasse sich die Extra-Dosis gewinnen. Für das Impfzentrum gelte aber: Sofern eine siebte Dosis gezogen werden könne, werde diese auch verimpft.

Hausärzte befürchten nach Aufhebung der Impf-Priorisierung Ansturm

Hintergrund der Debatte ist schlicht: Impfstoff ist noch immer knapp – und mit Blick auf die anstehenden Zweitimpfungen droht sich der Mangel zu verschärfen. "In den kommenden zwei Wochen werden mit Biontech kaum Erstimpfungen gemacht werden können", prognostiziert der Mediziner Christian Pfeiffer. "Daher bringt es auch nichts, die Praxen jetzt nach Aufhebung der Priorisierung mit Impfwünschen zu überrennen."

Genau davor warnt auch Dr. Jürgen Schott vom Hausarzt-Zentrum in Grafenrheinfeld, zu dem drei weitere Praxen im Landkreis Schweinfurt gehören. Die Abschaffung der Priorisierung werde "dazu führen, dass nun jeder denkt, er könne sofort eine Impfung bekommen". Dem sei aber bei Weitem nicht so. "Es hieß, die Hausarzt-Praxen können von Astrazeneca unbegrenzt bestellen – aber jetzt bekommt unsere gesamte Praxis nur 80 Impfdosen und von Biontech nur 48 Dosen", sagt Schott. "Es ist zum Heulen."

 
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Kommentare
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Es ist doch ein Witz, dass die Sache so unterschiedlich gehandhabt wird - je nachdem wer und wo das Sagen hat. Das kann doch nicht sein!

    Anderswo ist alles bis ins kleinste Detail geregelt und hier passieren solche Dinge. Braucht sich niemand wundern wenn durch so etwas Unverständnis entsteht!
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  • ralf.zimmermann@mainpost.de
    Einen aktuellen Artikel zur zusätzlichen Impfstoff-Lieferung in die Haßberge finden Sie unter www.mainpost.de/10603402

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • juerwer@gmx.de
    Es fällt immer wieder auf, dass der Landkreis Hassberge nicht erwähnt wird. Dieser gehört auch zu Unterfranken und zum Einzugsgebiet der Mainpost. Kam da keine Antwort vom Impfzentrum oder wurde hier nicht angefragt? Das ist umso erstaunlicher, dass noch nach zusätzlichen Impfstoffen beim Gesundheitsministerium angefragt wurde, als die Inzidenz so hoch war.
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