Kurz vor Ostern sind in Arztpraxen im Freistaat die ersten Patienten gegen das Coronavirus geimpft worden. Auch in Unterfranken beteiligten sich zahlreiche Hausärzte am Impfstart. Fazit? Der erste Tag sei "sehr gut gelaufen", sagt Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg), der unterfränkische Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes. Allerdings sei die Verunsicherung gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca bei vielen Menschen spürbar gewesen. Ein Gespräch über die Angst vor dem britisch-schwedischen Vakzin, den Ansturm auf die Praxen und die unliebsame Dokumentation.
Dr. Christian Pfeiffer: Wir haben am Mittwoch bei uns in der Praxis insgesamt 20 Patienten mit Astrazeneca geimpft. Organisatorisch und technisch ist das sehr gut gelaufen. Was uns etwas Probleme gemacht hat, waren die Meldungen über Nebenwirkungen bei Astrazeneca und die kurzfristig geänderte Empfehlung für den Einsatz des Impfstoffs.
Pfeiffer: Alle bei uns geimpften Patienten waren über 80 Jahre alt. Trotzdem gab es auch bei ihnen Verunsicherung, wir mussten aufklären und Bedenken aus der Welt schaffen. Unterm Strich waren aber die meisten froh, dass sie ihre Impfung endlich bekommen.
Pfeiffer: Ja, eine Patientin ist abgesprungen. Es war aber kein Problem, kurzfristig Ersatz zu finden. Nach wie vor gibt es genügend Menschen, die sehnsüchtig auf die Impfung warten, gerade aus den höheren Altersgruppen. Dazu kann ich medizinisch nur sagen: Das ist die richtige Einstellung.
Pfeiffer: Ich rate älteren Patienten definitiv dazu, sich auch mit Astrazeneca impfen zu lassen. Wenn sie an Covid-19 erkranken, ist das Sterberisiko für diese Personengruppe viel höher als das Risiko, bei einer Impfung eine ernsthafte Nebenwirkung zu erleiden. Natürlich ist jeder Tote bei einer vorbeugenden Maßnahme wie einer Impfung schlimm. Nüchtern betrachtet geht aber an der Corona-Impfung kein Weg vorbei.
Pfeiffer: Wir haben elf Hausbesuche durchgeführt und so bettlägerige Patienten beziehungsweise Altenheimbewohner geimpft. Außerdem haben wir nach der Sprechstunde eine Art Impfsprechstunde abgehalten. So konnten wir sehen, wie alles klappt und ganz in Ruhe arbeiten. Wenn sich die Abläufe etabliert haben, können die Impfungen dann in der normalen Sprechstunde stattfinden.
Pfeiffer: Wir bekommen schon seit Langem sehr viele Anfragen. Dabei haben wir den Menschen immer gesagt, wir registrieren ihren Impfwunsch und dokumentieren das. Da aber die Impfstoffmengen am Anfang noch so gering sind, können wir noch nicht so viel bestellen, wie nachgefragt wird. Und so lange das noch so ist, werden wir von uns aus auf die in Frage kommenden Patienten zugehen.
Pfeiffer: Aus meiner Sicht ist es gelungen, eine sehr schlanke Dokumentation zu schaffen. Wir machen das nun – wie bei allen anderen Impfungen auch – nur über unsere Praxisverwaltungssysteme. Die einzige Meldung, die wir zusätzlich absetzen müssen, geht abends an die Kassenärztliche Vereinigung: Das ist ein Online-Formular in dem wir vermerken, welchen Impfstoff wir verwendet haben, wie viele Personen damit geimpft wurden und wie viele der Geimpften über 60 Jahre alt waren.
Pfeiffer: Nein. Damit haben wir nichts zu tun. Patienten, die sich auch beim Impfzentrum angemeldet haben und jetzt schneller bei den Hausärzten dran kommen, sollen ihren Termin bei den Zentren bitte selbstständig absagen.
Pfeiffer: Künftig sollen einmal pro Woche die Impfstoff-Lieferungen in die Praxen kommen. Durch die Osterfeiertage erwarten wir die nächste Ladung am Dienstag. Das wird dann Impfstoff von Biontech sein und der muss innerhalb von fünf Tagen verimpft werden.
Pfeiffer: Ja. In unserer Praxis sind wir fast durch mit den Senioren über 80 Jahren, dann kommt Priorisierungsgruppe zwei. Dazu zählen durchaus auch jüngere Patienten, beispielsweise schwer kranke Menschen, die eine Organtransplantation hinter sich haben. Wir werden die Betroffenen anrufen und wenn sie noch nicht geimpft sind, kommen genau solche Personen dran. Und natürlich die Altersgruppe zwischen 70 und 80 Jahren.
Pfeiffer: Kein Hausarzt muss gegen Corona impfen. Impfungen sind immer eine freiwillige Geschichte. Sich bei einem anderen Hausarzt impfen zu lassen, könnte für Patienten jedoch schwierig werden – denn jeder Kollege hat ja seinen eigenen Patientenstamm und zu wenig Impfstoff für alle. Betroffene müssten dann wahrscheinlich einen Termin beim Impfzentrum machen.
Pfeiffer: Viele Kollegen haben jetzt am Anfang noch Bedenken, wie es mit der Bürokratie und der Abrechnung läuft. Auch sind die Bestellungen aufwendig. Wenn die betreffenden Ärzte aber erfahren, dass Kollegen die Corona-Impfungen gut handhaben können, werden sie vermutlich nachziehen. Ich bin überzeugt, dass sich irgendwann alle beteiligen.