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Würzburg
Hausarzt berichtet: So lief in Unterfranken der Impfstart in Praxen
Seit Mittwoch impfen auch Hausärzte in der Region gegen Corona – zunächst mit Astrazeneca. Allgemeinarzt Christian Pfeiffer sagt, wie es klappt und welche Vorbehalte es gibt.
Dr. Christian Pfeiffer hat in seiner Hausarztpraxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) die ersten Patienten gegen Corona geimpft. Im Bild zeigt er in einer gestellten Situation den Ablauf. 
Foto: Daniel Peter | Dr. Christian Pfeiffer hat in seiner Hausarztpraxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) die ersten Patienten gegen Corona geimpft. Im Bild zeigt er in einer gestellten Situation den Ablauf. 
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Kurz vor Ostern sind in Arztpraxen im Freistaat die ersten Patienten gegen das Coronavirus geimpft worden. Auch in Unterfranken beteiligten sich zahlreiche Hausärzte am Impfstart. Fazit? Der erste Tag sei "sehr gut gelaufen", sagt Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg), der unterfränkische Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes. Allerdings sei die Verunsicherung gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca bei vielen Menschen spürbar gewesen. Ein Gespräch über die Angst vor dem britisch-schwedischen Vakzin, den Ansturm auf die Praxen und die unliebsame Dokumentation.

Frage: Wie hat der Corona-Impfstart so kurz vor den Feiertagen geklappt?

Dr. Christian Pfeiffer: Wir haben am Mittwoch bei uns in der Praxis insgesamt 20 Patienten mit Astrazeneca geimpft. Organisatorisch und technisch ist das sehr gut gelaufen. Was uns etwas Probleme gemacht hat, waren die Meldungen über Nebenwirkungen bei Astrazeneca und die kurzfristig geänderte Empfehlung für den Einsatz des Impfstoffs.

Wie haben Ihre Patienten darauf reagiert?

Pfeiffer: Alle bei uns geimpften Patienten waren über 80 Jahre alt. Trotzdem gab es auch bei ihnen Verunsicherung, wir mussten aufklären und Bedenken aus der Welt schaffen. Unterm Strich waren aber die meisten froh, dass sie ihre Impfung endlich bekommen.

Gab es auch Menschen, die die Impfung mit Astrazeneca abgelehnt haben?

Pfeiffer: Ja, eine Patientin ist abgesprungen. Es war aber kein Problem, kurzfristig Ersatz zu finden. Nach wie vor gibt es genügend Menschen, die sehnsüchtig auf die Impfung warten, gerade aus den höheren Altersgruppen. Dazu kann ich medizinisch nur sagen: Das ist die richtige Einstellung.

Der Impfstoff von Astrazeneca wurde erst nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen, dann für alle. Jetzt sollen ihn vor allem Menschen über 60 Jahren bekommen. Das verwirrt.

Pfeiffer: Ich rate älteren Patienten definitiv dazu, sich auch mit Astrazeneca impfen zu lassen. Wenn sie an Covid-19 erkranken, ist das Sterberisiko für diese Personengruppe viel höher als das Risiko, bei einer Impfung eine ernsthafte Nebenwirkung zu erleiden. Natürlich ist jeder Tote bei einer vorbeugenden Maßnahme wie einer Impfung schlimm. Nüchtern betrachtet geht aber an der Corona-Impfung kein Weg vorbei.

Bei vielen Menschen herrscht Verunsicherung gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca.
Foto: Jens Büttner, dpa | Bei vielen Menschen herrscht Verunsicherung gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca.
Und wie sah der erste Impftag ganz praktisch bei Ihnen aus?

Pfeiffer: Wir haben elf Hausbesuche durchgeführt und so bettlägerige Patienten beziehungsweise Altenheimbewohner geimpft. Außerdem haben wir nach der Sprechstunde eine Art Impfsprechstunde abgehalten. So konnten wir sehen, wie alles klappt und ganz in Ruhe arbeiten. Wenn sich die Abläufe etabliert haben, können die Impfungen dann in der normalen Sprechstunde stattfinden.

Wurden Sie von Patienten überrannt?

Pfeiffer: Wir bekommen schon seit Langem sehr viele Anfragen. Dabei haben wir den Menschen immer gesagt, wir registrieren ihren Impfwunsch und dokumentieren das. Da aber die Impfstoffmengen am Anfang noch so gering sind, können wir noch nicht so viel bestellen, wie nachgefragt wird. Und so lange das noch so ist, werden wir von uns aus auf die in Frage kommenden Patienten zugehen.

Vorab gab es Sorgen, dass der Aufwand für die Impf-Dokumentation in den Praxen enorm hoch sein könnte. Hat sich das bestätigt?

Pfeiffer: Aus meiner Sicht ist es gelungen, eine sehr schlanke Dokumentation zu schaffen. Wir machen das nun – wie bei allen anderen Impfungen auch – nur über unsere Praxisverwaltungssysteme. Die einzige Meldung, die wir zusätzlich absetzen müssen, geht abends an die Kassenärztliche Vereinigung: Das ist ein Online-Formular in dem wir vermerken, welchen Impfstoff wir verwendet haben, wie viele Personen damit geimpft wurden und wie viele der Geimpften über 60 Jahre alt waren.

Werden die Namen und Daten der Patienten auch an die Impfzentren übermittelt?

Pfeiffer: Nein. Damit haben wir nichts zu tun. Patienten, die sich auch beim Impfzentrum angemeldet haben und jetzt schneller bei den Hausärzten dran kommen, sollen ihren Termin bei den Zentren bitte selbstständig absagen.

Wie geht es jetzt über und nach Ostern weiter bei den Hausärzten?

Pfeiffer: Künftig sollen einmal pro Woche die Impfstoff-Lieferungen in die Praxen kommen. Durch die Osterfeiertage erwarten wir die nächste Ladung am Dienstag. Das wird dann Impfstoff von Biontech sein und der muss innerhalb von fünf Tagen verimpft werden.

Kommen dann auch jüngere Patienten dran?

Pfeiffer: Ja. In unserer Praxis sind wir fast durch mit den Senioren über 80 Jahren, dann kommt  Priorisierungsgruppe zwei. Dazu zählen durchaus auch jüngere Patienten, beispielsweise schwer kranke Menschen, die eine Organtransplantation hinter sich haben. Wir werden die Betroffenen anrufen und wenn sie noch nicht geimpft sind, kommen genau solche Personen dran. Und natürlich die Altersgruppe zwischen 70 und 80 Jahren.

Und was ist, wenn der eigene Hausarzt nicht gegen Corona impft?

Pfeiffer: Kein Hausarzt muss gegen Corona impfen. Impfungen sind immer eine freiwillige Geschichte. Sich bei einem anderen Hausarzt impfen zu lassen, könnte für Patienten jedoch schwierig werden – denn jeder Kollege hat ja seinen eigenen Patientenstamm und zu wenig Impfstoff für alle. Betroffene müssten dann wahrscheinlich einen Termin beim Impfzentrum machen.

Warum impfen nicht alle Hausärzte?

Pfeiffer: Viele Kollegen haben jetzt am Anfang noch Bedenken, wie es mit der Bürokratie und der Abrechnung läuft. Auch sind die Bestellungen aufwendig. Wenn die betreffenden Ärzte aber erfahren, dass Kollegen die Corona-Impfungen gut handhaben können, werden sie vermutlich nachziehen. Ich bin überzeugt, dass sich irgendwann alle beteiligen.

Impfstart in den Arztpraxen

Im Freistaat haben die Corona-Impfungen am 31. März zunächst in rund 1600 Hausarztpraxen begonnen. Laut bayerischem Gesundheitsministerium wurden dafür 33 000 Impfdosen von Astrazeneca zur Verfügung gestellt – im Schnitt 20 Dosen pro Praxis. Langfristig wollen sich 8500 Praxen an den Impfungen beteiligen. Geliefert wird der Impfstoff dann von den Apotheken.
Nach Ostern soll auch bundesweit in Arztpraxen gegen Corona geimpft werden. Für die erste Woche haben laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) 35 000 Hausarztpraxen insgesamt 1,4 Millionen Impfdosen bestellt. Geliefert werden sollen zunächst 940 000 Dosen, Ende April seien mehr als drei Millionen Dosen pro Woche für die Praxen vorgesehen. 
Quelle:  Gesundheitsministerium Bayern, dpa/sp
 
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