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München
Impfung durch Hausärzte: Unterfranken liegt unterm Bayern-Schnitt
Die Hausarzt-Dichte bestimmt, wie viele Impfdosen in die Landkreise kommen. Das führt zu regionalen Ungleichheiten. In Schweinfurt und den Haßbergen ist die Quote besonders niedrig.
In manchen Regionen Bayerns impfen Hausärzte deutlich mehr Einwohner als in Unterfranken. Grund hierfür ist die Verteilung der Impf-Dosen auf die teilnehmenden Arztpraxen. 
Foto: Christoph Schmidt, dpa | In manchen Regionen Bayerns impfen Hausärzte deutlich mehr Einwohner als in Unterfranken. Grund hierfür ist die Verteilung der Impf-Dosen auf die teilnehmenden Arztpraxen. 
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:46 Uhr

Die zunehmende Zahl an Corona-Impfungen durch niedergelassene Ärzte führt offenbar zu einer wachsenden regionalen Ungleichheit bei der Impfstoff-Versorgung. Dies zeigen interne Zahlen über die bis Ende April in Arztpraxen durchgeführten Impfungen in den Städten und Landkreisen, die dieser Redaktion vorliegen.

So wurden bis Ende April im Landkreis Kitzingen rund 7,3 Prozent der Landkreis-Bewohner von Haus- und Fachärzten geimpft, im Landkreis Haßberge aber nur rund 4,3 Prozent. Dazwischen lagen Rhön-Grabfeld (6,2 Prozent), die Stadt Würzburg (6,1 Prozent), der Landkreis Würzburg (5,7 Prozent), Bad Kissingen (5,4 Prozent), Main-Spessart (5,3 Prozent), die Stadt Schweinfurt (5,1 Prozent) und der Landkreis Schweinfurt (4,6 Prozent).

Im Landkreis Starnberg fast dreimal so viele Hausarzt-Impfungen wie in den Haßbergen

Unterfranken insgesamt lag Ende April mit einer Quote von rund 5,6 Prozent dabei deutlich unter dem Bayern-Durchschnitt von 6,6 Prozent. Überdurchschnittliche viele Hausarzt-Impfungen gab es zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel in der Stadt München (6,7 Prozent). Im oberbayerischen Landkreis Starnberg hatten mit 12,4 Prozent sogar fast doppelt so viele Hausarzt-Impfungen pro hundert Einwohner stattgefunden, wie in Bayern insgesamt – und fast dreimal so viele wie im Landkreis Haßberge.

Der Grund für dieses Ungleichgewicht liegt in der Verteilung des zur Verfügung stehenden Impfstoffes: Während der Freistaat die regionalen Impfzentren entsprechend des jeweiligen Bevölkerungsanteils beliefert, läuft die Hausarzt-Versorgung mit den Vakzinen bundesweit über den pharmazeutischen Großhandel. Dabei wird die wöchentlich zur Verfügung stehende Impfmenge schlicht durch die an der Impfung teilnehmenden Arztpraxen geteilt. So konnte beispielsweise in dieser Woche nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) jede Praxis maximal 36 Dosen Biontech und 50 Dosen Astrazeneca bestellen.

Höhere Hausärzte-Dichte führt zu höherer Impfstoff-Versorgung

Eine höhere Hausarzt-Dichte oder mehr teilnehmende Fachärzte in einer Region führen damit zu einer höheren Impfstoff-Versorgung pro Einwohner – eine Ungleichbehandlung, die bei der politisch gewollten noch stärkeren Beteiligung der Haus- und Fachärzte an der Impfkampagne in den nächsten Wochen noch zunehmen könnte.

"Alle Bürger sind aber gleichwertig", betont Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld: Der Staat müsse deshalb - wie bei den Impfzentren – auch bei der Hausarzt-Impfung für eine gerechte Verteilung sorgen. Er fordert: "Vor allem darf der ländliche Raum dabei nicht hinten runterfallen."

Bayerns Gesundheitsminister verweist zur Lösung des Problems auf Berlin

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht dies ebenso, verweist aber auf begrenzte Möglichkeiten des Freistaats zur Lösung des Problems: "Der Bund muss die Verteilung der Impfstoffe an Arztpraxen nachjustieren", verlangte er stattdessen nach einem Spitzen-Treffen mit Vertretern der Kommunen und der Kassenärzte: "Wo es weniger Ärzte gibt, sollten diese zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, entsprechend mehr Impfdosen zu bestellen." Einen schnellen Ausgleich über die regionalen Quoten der Impfzentren lehnt Holetschek dagegen ab. Allenfalls bei "ausreichenden Impfstoff-Lieferungen" will er regionale Sonderkontingente für Impfzentren prüfen.

"Es ist noch nichts in trockenen Tüchern", sagt Johann Keller, Geschäftsführer beim Landkreistag. Freistaat, Ärzte und Kommunen müssten nun gemeinsam beim Bund auf eine gute Lösung drängen: "Es braucht einfach eine Komponente, die den Ärzten in unterversorgten Gebieten mehr Impfdosen gibt."

 
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  • H. S.
    Das ist hier ja wie beim Fußball.
    Jeder hier würde es besser machen als die Trainer.
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  • W. F.
    Leider kommt in Ihrem Artikel nicht zum Ausdruck, dass die Region damit zum wiederholten Male benachteiligt wurde.

    In der am Mittwoch um 22:00 Uhr gesendeten Dokumentation "Glücksspiel Corona-Impfung? Zu wenig, zu langsam, zu kompliziert" wird meine These der Benchteiligung der Region wegen der Altersstruktur, Anzahl der Pflegeheime und der Krankenhäuser bestätigt.

    Die Fakten dazu sind etwa ab Minute 23.30 bis etwa Minute 27:30 in der Dokumentation aufgeführt.
    Umso enttäuschender ist die Stellungnahme von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek zu diesem Thema, der hier die Verantwortung auf Berlin abschiebt. Diese Verantwotung, die Nachlässigkeit oder Schuld bei anderen zu sehen, zieht sich auch durch die Dokumentation des BR Fernsehens: Mal sind es die Landkreise die nicht reagiert haben, mal ist es die Bürokratie. Herr Staatsminister Holitschek ist in einer herausragenden Position, auf Missstände zu reagieren, Hindernisse zu beseitigen, er muss es nur tun.
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  • S. K.
    ich finde es ganz schlimm dass wir hier sozusagen die A....karte gezogen haben! Mein Hausarzt sagte mir heute auf Anfrage, wann ich endlich drankomm: "im Mai sicher nicht mehr, da sind noch über 70jährige vorher dran und wir bekommen manchmal pro Woche nur eine Ampulle Serum das für 6 Impfungen reicht." Ganz toll, wenn man sowas hört... traurig
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  • R. N.
    Stillschweigend wird da wohl vorausgesetzt, dass jeder/jede überhaupt einen Hausarzt hat.
    Was ist mit den anderen? Was machen die, wenn/falls die Impfzentren geschlossen werden?
    Ich habe keinen Hausarzt. Ich wusste auch bis dato nicht, dass das gewissermaßen vorausgesetzt wird bzw. dass es anscheinend also quasi eine Pflicht dazu gibt. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass dabei anscheinend keiner an Menschen wie mich denkt.
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  • G. R.
    Ich bin immer wieder überrascht, wo einFranke seine Kenntnisse bezieht. Scheint unglaublich vernetzt zu sein. Oder einfach nur dumpfe Hetze?
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  • M. S.
    lesen, lesen, lesen und das Gelesene sinnvoll in Verbindung bringen - dann lassen sich viele Fehler, Widersprüche und Schwachstellen entdecken! Ich bin mir sicher, dass kann jeder. Man müsste natürlich etwas Zeit für die Recherche mitbringen und vielleicht auf das eine oder andere Feierabendbier verzichten. Die Auswirkungen der Pandemie bringen es mit sich, dass man jetzt für Recherche mehr Zeit hat, da andere Dinge ausfallen.

    Für jene die ihre Medienkompetenz aus Querdenkerforen, von der Youtube-Universität oder aus dem Bayernkurier beziehen ist das natürlich ungleich schwieriger.
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  • D. H.
    Kann das daran liegen , das in Starnberg überwiegend wohlhabende Bürger leben und dorthin wurde nach dem undurchsichtigem Verteilungssystem mehr Impfstoff geliefert?
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  • W. V.
    Das liegt daran, dass es im Landkreis Starnberg mehr Ärzte gibt pro 1.000 Einwohner als in ärmeren Gebieten, aber der Impfstoff pro Arztpraxis verteilt wird. Reiche Landkreise profitieren deshalb.
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  • E. B.
    an einFranke: In NES wurde am Montag, 3. Mai, mit der Priorität 3 begonnen - also bitte richtig informieren.
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  • W. V.
    Der Landshuter Landrat hat sich bitterlich beschwert, weil der Landkreis zu wenig Impfstoff bekommt und Sonntag und Montag das Impfzentrum sogar geschlossen bleiben muss. Nur 2.600 Impfdosen für Erstimpfungen in einer Woche. Und da ist der Haken: da es im April rund 13 Millionen Erstimpfungen gab, muss man nicht lange rechnen um zu wissen, dass zwischen Mitte Mai und Mitte Juni die entsprechende Menge für Zweiimpfungen gebraucht wird. Dann wird es für die Erstimpfungen wieder eng. Der Landkreis Landshut hat übrigens rund 160.000 Einwohner.
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  • P. M.
    Es zieht sich einfach wie ein roter Faden durch die ganze Pandemiezeit. Egal ob EU, Bundes- und Landesregierung. Mehr kann man sicher nicht falsch machen. Sind halt alles nur Theoretiker die in der freien Wirtschaft nicht die geringste Chance hätten. Vielleicht wird aus den Fehlern gelernt - ich denke mal nicht.
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  • M. S.
    Und trotzdem gibt es noch jene die das System verteidigen mit dem Spruch "ein anderer hätte es auch nicht besser gekonnt".

    Die Menschen die sich an den politischen Schlüsselstellen befinden sind freiwillig dort, niemand hat sie gezwungen, teils haben sie sich voller Skrupellosigkeit auf diese Posten hochgekämpft. Im Gegenzug kann die Bevölkerung auch Kompetenz erwarten und ordentliche Arbeit... Nichts dergleichen ist der Fall.

    Ich kann auch nicht als Atomphysiker arbeiten wenn ich nicht einamal weiß was das Ergebnis von 1+1 ist.

    Viele Politiker haben gedacht sie hocken sich gemütlich ins gemachte Nest und sitzen ihre Amtszeit ab! Jetzt wo die Quittung kommt wird die PR-Maschinerie angeworfen um möglichst gut dazustehen!

    Im September kann man sich umentscheiden - nicht das es andere besser könnten, aber wenn dann sollen Versager wenigstens mal ausgetauscht werden. Vielleicht findet das blinde Huhn namens Volk zufällig ja mal ein Korn.
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • C. L.
    Das Wetter, wenn wärmer wird und man sich mehr draußen bewegt, ist's gut für das Immunsystem.
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  • M. S.
    Bei der gleichmäßigen Durchimpfung der Bevölkerung in Bayern kommt es doch schon lange zu Ungleichheiten. Das liegt nicht nur an den Hausarztpraxen, da trägt das Land Bayern Mitschuld, das Problem ist hausgemacht und gibt es nicht seit gestern. Da wurden Sonderkontingente in Grenzregionen verschoben, dort wurden für die Industrie Kontingente abgezwackt - logisch, dass es dann zu Ungleichheiten führt. Das jetzt allein auf fehlende Hausarztpraxen zu schieben ist dreist (v.a. weil auch dieses Problem vorab bekannt war).

    Dabei hat MP Söder bereits am 27.04 davon gesprochen hat, dass in 82 von 96 Regionen bin Bayern bereits mit der Priorisierungsgruppe 3 begonnen wurde.

    Davon ist jetzt, über eine Woche später auch kurzfrisitg nichts zu sehen in WÜ, NES, SW und HAS.

    Andere Bundesländer lösen die gerechte und gleichmäßige Verteilung innerhalb ihrer Bevölkerung wesentlich besser - bitte einfach mal informieren und nachlesen und das PR-Geschätz eines MP Söder hinterfragen.
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    Wie immer! Nicht das erste Mal. Leider.
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  • P. B.
    Dazu kommt noch, dass nicht alle Praxen impfen. Auch da gibt es Impfgegner. Das ist zwar für die betroffenen Patienten schlecht, ist aber so.
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  • M. S.
    Nicht nur das ist ein Witz - so ist es oftmals der Fall, dass in Hausarztpraxen jüngere Leute (eigenverantwortlich) mit Astra Zeneca geimpft werden und die streng nach Prorisierungsgruppen eingeladenen, oftmals ältern Leute in Impfzentren mit Biontech - das liegt an der Verteilung der jeweiligen Impfstoffe in Arztpraxen und Impfzentren.

    Dabei sollte es genau umgekehrt was den jeweiligen Impfstoff betrifft... Chaos und Ungleichheiten allerorten.

    Das wäre alles nicht so tragisch wenn davon nicht die Gesundheit und die Gewährung der Grundrechte betroffen wären!
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