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Bergtheim
Haben die Behörden weggeschaut? Das sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth zum Wasseruhr-Skandal in der Bergtheimer Mulde
Die lange geforderte digitale Überwachung der Wasserzähler kommt. Landrat Eberth erklärt im Gespräch, was der Fall der rückwärtslaufenden Uhr noch verändert hat. 
In Behörden gibt es 'zu wenig Wissen, zu wenig Personal' beim Thema Wasser, sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth . Ab 2024 werden die Brunnen der Landwirte in der Bergtheimer Mulde aber digital überwacht.
Foto: René Ruprecht | In Behörden gibt es "zu wenig Wissen, zu wenig Personal" beim Thema Wasser, sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth . Ab 2024 werden die Brunnen der Landwirte in der Bergtheimer Mulde aber digital überwacht.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Wie die Klimakrise in Unterfranken zu Verteilungskämpfen ums Wasser führen kann, sieht man in  der Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg: Dort regnet es immer weniger, die Grundwasserstände sinken. Gleichzeitig sind die Brunnen der Gemüsebauern in der Vergangenheit nicht ausreichend kontrolliert worden. Dies hat im Sommer 2022 der Skandal um die rückwärtslaufende Wasseruhr eines Landwirts gezeigt, gegen den die Staatsanwaltschaft Würzburg Anklage wegen Manipulation erhoben hat und der sich vor Gericht verantworten soll.

Wie geht es weiter beim Thema Wasser im Landkreis Würzburg? Das sagt Landrat Thomas Eberth (CSU) über die bessere Kontrolle der Wasserentnahme und andere Verbesserungen.    

Sind Sie überrascht, dass der Besitzer der rückwärtslaufenden Wasseruhr angeklagt wurde?

Thomas Eberth: Es ist völlig klar, dass Umweltstraftaten ganz besonders schwer wiegen und so ein Fall verfolgt und gerichtlich bewertet werden muss.

Warum hat das Landratsamt vor einem Jahr nicht selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, sondern die Erklärung des Landwirts übernommen, ein technischer Defekt sei die Ursache für das Rückwärtslaufen seines Zählers? 

Eberth: Das wurde damals von uns so bewertet. Ich gehe auch nach wie vor davon aus, dass sich die allermeisten Landwirte an die Regeln halten. Aber leider gibt es anscheinend auch schwarze Schafe.

Ein Brunnen zur Grundwasserentnahme in der Bergtheimer Mulde bei Oberpleichfeld.
Foto: Irene Konrad | Ein Brunnen zur Grundwasserentnahme in der Bergtheimer Mulde bei Oberpleichfeld.
Entdeckt wurde das schwarze Schaft von Umweltschützern. Haben die Behörden nicht genau hingeschaut?

Eberth: Das Thema wurde lange nicht genug beachtet, einfach weil gedacht und erklärt wurde, dass genug Wasser da war. In meiner Zeit als Bürgermeister in Kürnach haben wir Bürgermeister im nördlichen Landkreis die Dringlichkeit erkannt und uns um eine Machbarkeitsstudie für die Bergtheimer Mulde bemüht, um Lösungen zu finden. Doch die Behörden waren viel zu langsam und wir Bürgermeister vielleicht nicht mutig genug. Inzwischen ist die Sensibilität der Bevölkerung extrem gewachsen und man schaut genauer hin.

"Den Stellenwert, den das Wasser in der Bevölkerung aktuell hat, kann es in den Behörden noch nicht haben, weil es dazu an Wissen und auch an Personal fehlt."
Thomas Eberth, Landrat in Würzburg
Dem jetzt angeklagten Landwirt wurde als einzigem in ganz Unterfranken 20 Jahre lang ein Tiefenbrunnen zur Bewässerung genehmigt. Verstehen Sie, dass man in Bergtheim sagt, dieser Landwirt müsse gute Beziehungen haben?

Eberth: Wie zur Genehmigung des Tiefenbrunnens kam, weiß ich nicht. Aber den Stellenwert, den das Wasser in der Bevölkerung aktuell hat, kann es in den Behörden noch nicht haben, weil es dazu an Wissen und auch an Personal fehlt. Auch die technische Ausstattung wurde in der Vergangenheit versäumt. Dass jetzt die Polizei bei der Überwachung der Brunnen hilft, ist gut, und die Digitalisierung wird die noch bessere Lösung sein.

Digitale Wasserzähler, die Entnahmemengen aus den Brunnen automatisch an die Behörden senden, forderten Grüne und SPD schon lange für die Bergtheimer Mulde. Kommen die jetzt?  

Eberth: Mit etwas Druck hat das Bayerische Umweltministerium jetzt das Pilotprojekt dafür bewilligt. 2024 sollen 40 Brunnen digitale Zähler bekommen, 2025 dann die restlichen rund  100 Brunnen. Dann können die Grundwasserstände objektiv beobachtet und auch illegale Brunnen entdeckt werden.     

Auf einem Maisfeld bei Dipbach im Landkreis Würzburg im Juli 2023: Auch in diesem Sommer wurde der Wassermangel in der Bergtheimer Mulde wird offensichtlich. 
Foto: Irene Konrad | Auf einem Maisfeld bei Dipbach im Landkreis Würzburg im Juli 2023: Auch in diesem Sommer wurde der Wassermangel in der Bergtheimer Mulde wird offensichtlich. 
550.000 Kubikmeter Grundwasser dürfen die Landwirte in der Bergtheimer Mulde im Jahr entnehmen. Sie halten das für richtig, weil damit regionales Gemüse erzeugt werde. Wie viel davon bleibt in Bayern, wie viel wird weltweit verkauft?

Eberth: Wenn man bei uns im Edeka Suppengemüse kauft, ist das aus Unterpleichfeld. Aber mir geht es auch darum, dass unsere Landwirtschaft in der Lage sein muss, im Notfall eine Grundversorgung der Bevölkerung zu leisten - siehe zum Beispiel die Abhängigkeit von russischem Gas.

Damit die Landwirtschaft im Klimawandel überhaupt noch funktioniert, halten nicht nur Umweltschützer, sondern auch Behörden wie das Amt für ländliche Entwicklung in Würzburg einen Wandel für nötig und fordern Hecken, Bäume und Feuchtgebiete in Agrarsteppen. In der 2022 begonnen Machbarkeitsstudie für ein Bewässerungskonzept der Bergtheimer Mulde geht es aber vor allem um die Frage, wie Mainwasser rangeschafft werden kann...

Eberth: Ganz falsch. Für die Landwirte dort ist es natürlich wichtig, dass sie weiter Wasser bekommen. Deshalb wird untersucht, ob das Uferfiltrat oder Mainwasser sein könnte, das im Winter in einem großen Speichersee gepumpt wird. Aber die Studie betrachtet die gesamte Kulturlandschaft. Wie kann Wasser besser versickern, wie können Anbaumethoden optimiert und die Bewässerung verbessert werden? Es wird zum Beispiel untersucht, wo man Hecken pflanzen kann, die den Wind brechen und dadurch die Verdunstung vermindern. Aber auch, ob man in Zukunft auf den Anbau von Feldfrüchten verzichtet, die besonders viel Wasser brauchen. 

 
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  • Jo Schmitt
    Denk ich an Würzburg in der Nacht ...

    Mehr möchte ich dazu gar nicht äußern.
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  • Martin Pfister
    Bin auch für regional erzeugtes Gemüse, freue mich wenn es aus der Gegend kommt,
    dafür fahren nun die Erntehelfer durch halb Europa, Co² eingespart?? ich glaube es nicht,
    Joint Venture geht anders,
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Herr Landrat Eberth geht erneut auf die "Machbarkeitsstudie" ein, die seit 2022 bereits laufen soll.... Kann mir die MainPost oder irgendjemand mal mitteilen, wo man dazu was nachlesen kann? Was genau ist der Auftrag, die Formulierung der Studie? Wer wurde damit beauftragt? Gibt es einen Zwischenstand? Alle bisher dazu auffindbaren Hinweis drehen sich nach meinen Quellen "nur um Bewässerung durch Mainwasser" ich kann da nichts finden von Versickerung, Landschaftswasserhaushalt, Grundwasserneubildung, etc. Nicht falsch verstehen liebe Landwirte und Gärtner (ich war selber mal einer), es geht nicht darum die "Suche nach Bewässerungsmöglichkeiten" zu kritisieren. Aber wenn wir diese fruchtbaren Landstrich erhalten wollen müssen nun dringend "Klimaanpassungsmaßnahmen in der Landschaft" umgesetzt werden. Das ist die einzige Chance die ich da sehe (wenn es nicht eh schon zu spät ist). Sonst bekommen wir da eine Wüste, das kann niemand wollen.
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  • Kurt Schneider
    Das Problem mit fehlendem Wissen in den Behörden zu begründen, lieber Herr Eberth , ist ein Armutszeugnis, bedeutet es doch , dass das Personal nicht ausreichend geschult wird. Woran liegt das wiederum ? Sollen das Personal bewusst dumm gehalten werden, damit die nötigen Kontrollen nicht durchgeführt werden und die „schwarzen Schafe“ zu derartigen Aktion gerade zu animiert werden. Ich denke, man möchte die lobbygeprägte Beziehung zu ihrem Klientel mit dieser „Passivität“ regelrecht pflegen. Das hat mit Rechtsstaatlichkeit überhaupt nichts zu tun. Deshalb wiederhole ich meinen Appell von damals : treten Sie von Ihrem Amt zurück, Herr Landrat und nehmen Sie Ihre Umweltbeauftragte gleich mit.
    P.S. : Ich bin auch kein Sympathisant der Grünen, ich sympathisiere mit Gerechtigkeit und verantwortungsvollem Handeln.
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  • Andrea Rauch
    Über diesen Satz bin ich auch gestolpert. Er reagiert also erst, wenn der Stellenwert in der Bevölkerung hoch genug ist. Das halt ich für problematisch, wenn ein Landrat nicht vorwärtsgerichtete, faktenbasierte Politik macht sondern sich nach Umfragen richtet. Wir Bürger bezahlen mit vielen Steuern Einrichtungen in Bayern, die uns dieses Spezialwissen abnehmen sollen. Politik nach Fähnchen im Wind. Das kann keine Zukunft haben!
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