Der Streit um die geplante Bebauung des nicht mehr nutzbaren früheren Sportplatzes des SC 1900 Schweinfurt am Gottesberg geht immer weiter. Die Fronten zwischen massive Kritik übenden einzelnen Stadträten und dem Bund Naturschutz (BN) auf der einen Seite und der Verwaltung auf der anderen verhärten sich. Kürzlich wies die Verwaltung die Kritik in deutlichen Worten von sich. Der Bund Naturschutz lässt bei dem Thema aber nicht locker.
Im Pressegespräch betonen BN-Kreisvorsitzender Edo Günther und Geschäftsstellen-Leiter Richard Lindner, sich aus dem kommunalpolitischen Streit über Abläufe verschiedener Sitzungen rauszuhalten. Ihnen gehe es rein um die fachliche Diskussion darüber, ob die von der Verwaltung als "aus stadtplanerischen Gesichtspunkten sinnvoll" bezeichnete Planung einer großen Wohnanlage auf dem Areal nicht massiv den Klimaschutzzielen der Stadt widerspricht.
Das Gebiet ist derzeit im Regionalplan als Trenngrün vorgesehen und wird aufgrund seiner Bedeutung als Kaltluftschneise für die Stadt als besonders wichtig angesehen. Im Grunde ist dort eine Bebauung ausgeschlossen. Edo Günthers Forderung ist klar: "Wir brauchen ein Moratorium für die gesamte Stadt, so lange das neue Klimaschutzkonzept nicht fertig ist. Es muss alles, was erkennbar dem Klimaschutz widerspricht, ausgesetzt werden."
Edo Günther und Richard Lindner finden deutliche Worte. "Was in den letzten zwei Jahren seit der Kommunalwahl in Schweinfurt passiert ist, hat mit Klimaschutz nichts zu tun", so Günther. Lindner listet mehrere Beispiele auf, warum der Bund Naturschutz sich klar gegen die Klimapolitik der Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Umweltreferent Jan von Lackum positioniert.
Bund Naturschutz sieht zahlreiche Beispiele für mangelnden Klimaschutz in Schweinfurt
Ob nun der umstrittene Neubau der Sparkassen-Filiale am Gottesberg, die Diskussion über das Fällen mehrere Bäume beim Neubau des Parkhauses an der Mainberger Straße oder die Debatte darüber, ob auf dem geplante Parkhaus in der Gartenstraße eine Photovoltaik-Anlage kommt oder nicht – die Liste ließe sich laut BN lange fortsetzen. Beim Bauvorhaben in der Gartenstraße werde auch vergessen, dass 500 Quadratmeter Gehölz auf dem Grundstück entfernt werde.
Angesichts der aus Sicht des BN offensichtlichen klimatischen Veränderungen durch den menschengemachten Klimawandel gerade im Klima-Hotspot Unterfranken könne es von Seiten der Stadt Schweinfurt nur eine Antwort geben: Bäume, Bäume, Bäume und Klimaschutz ganz oben auf der Agenda.
In die Pflicht nimmt der BN ausdrücklich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die im Mai 2020 eine Koalition mit der CSU im Stadtrat eingingen. Die handelnden Fraktionen sind mit ihren Projekten bisher zufrieden, der BN zumindest mit den Grünen ausdrücklich nicht: "Wir sehen vor allem die Grünen in der Pflicht. Zu ihrer DNA gehört doch der Fokus auf den Klimaschutz."
Edo Günther kündigte auch an, beim CSU-Sommerempfang an der Peterstirn am 11. August den Oberbürgermeister und den CSU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Funk auf ihre Haltung zum Thema Gottesberg anzusprechen, "denn ich verstehe es einfach nicht." Aus Sicht von Richard Lindner haben "die Verantwortlichen die Dramatik der Klimakrise immer noch nicht begriffen. Das ist Denken wie vor 30 Jahren."
War der Neubau der Sparkassen-Filiale das Einfallstor für weitere Bauvorhaben?
Im Zuge der Diskussion lenken Lindner und Günther den Fokus auf ein im Bau befindliches Projekt, das ebenso umstritten war. Direkt neben dem SC-1900-Sportplatz in Richtung Deutschhöfer Straße baut die Sparkasse ihre neue Filiale. "War das der Türöffner für weitere Bauprojekte auf dem Sportplatz?", fragt sich Richard Lindner.
Klar ist, dass gerade bei diesem Neubau die Themen Ökologie, Ökonomie und Daseinsvorsorge für die Bürger miteinander kollidierten. Der Bauantrag der Bank sorgte jedenfalls im November 2021 für mächtig Zoff im Umweltausschuss und harsche Kritik an der Sparkassen-Führung, die diese später zurückwies.
Die Sparkasse baut am Gottesberg jetzt zweigeschossig, das Dach wird begrünt und soll eine Photovoltaik-Anlage bekommen. Einer der Kritikpunkte ist, dass acht, teilweise alte Bäume gefällt werden müssen, unter anderem wegen der Beschattung der Photovoltaik-Anlage. In der Diskussion damals sprachen Vertreter von CSU, SPD, Grünen und Zukunft./ödp von "Bauchschmerzen", die ihnen dieser Bauantrag bereite. Genehmigt wurde er schlussendlich dennoch.
Der BN kritisierte im November in einer Mitteilung von Edo Günther den Sparkassen-Neubau mit der Überschrift „Umplanung statt Umweltfrevel“. Der BN bekräftigt bis heute: "Man fragt sich, was noch alles passieren muss, bis die Bedrohung durch den Klimawandel von der Verwaltung der Stadt Schweinfurt und den politisch Verantwortlichen ernst genommen wird." Es sei nicht in Ordnung, vitale Bäume zu fällen, um eine Photovoltaik-Anlage zu ermöglichen.
Bund Naturschutz sieht mittlerweile auch die Landesgartenschau 2026 kritisch
Den Sportplatz des SC 1900 betreffend hält der Bund Naturschutz die Forderung von Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), dort einen Stadthain zu pflanzen, für richtig: Entsiegelung des Platzes und möglichst viele neue Bäume, vielleicht auch eine Retentionsfläche für ein mögliches Hochwasser des Marienbaches.
"Wir brauchen nachhaltige, verantwortungsvolle Entscheidungen der Verantwortungsträger, und davon sind wir in Schweinfurt weit entfernt", konstatiert Edo Günther. Der BN sieht mittlerweile auch ausdrücklich die Planungen für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne kritisch. Man habe bekanntlich ein eigenes Konzept für eine Weiterentwicklung als "urbane Gartenschau" mit begrünten Innenhöfen und Fassaden stadtweit ins Spiel gebracht, den Fraktionen vorgestellt. Die Resonanz sei positiv gewesen. Das Ergebnis: Das Wohlwollen in den Gesprächen fand sich in den Vorgaben der Verwaltung nicht mehr. Von diesem Konzept ist heute keine Rede mehr.