Der Neubau des Parkhauses an der Mainberger Straße hat noch nicht begonnen. Nach dem Abriss des dort bestehenden Autohauses und den langwierigen archäologischen Untersuchungen ist im Moment die Baugrube ausgehoben, der Neubau selbst hat noch nicht angefangen.
Im Umweltausschuss wurde nun über eine Rosskastanie im Südosten des Grundstückes nahe der Wohnbebauung beraten. Sie steht am Rand der Baugrube und sollte eigentlich erhalten werden. Doch der 120 Jahre alte Baum wird nun doch gefällt, wie der Ausschuss gegen die Stimme von Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) mehrheitlich entschied.
Der Grund: Um den Baum zu erhalten und dauerhaft die Standsicherheit zu gewährleisten, bräuchte es eine Mauer in der so genannten Bohrpfahlverbau-Technik. Eine andere Art der Sicherung, so Stadtbaumeister Markus Sauer, sei nicht möglich. Das vom Generalunternehmer unterbreitete Angebot betrage knapp 198 000 Euro. Zu viel, im Verhältnis zum Holzwert des Baumes, der mit 752 Euro beziffert wurde, da war man sich im Ausschuss einig.
Sauer versicherte, es falle der Verwaltung nicht leicht, denn der zwar im Moment ein wenig mitgenommen aussehende Baum sei grundsätzlich vital und erhaltenswert. "Die Kosten für die Mauer sind aber horrend", so Sauer. Dazu komme, dass man nicht wisse, ob der Baum dauerhaft überlebe. Aus Sicht der Verwaltung ist er auch eher am Ende der Lebenserwartung an diesem Standort. Im Süden des Grundstücks sollen vier bis fünf neue Bäume gepflanzt werden.
Bei Wertermittlung eines Baumes auch die CO2-Bilanz berücksichtigen
Ulrike Schneider tat sich mit der Entscheidung schwer und bat darum, den Punkt zu vertagen, um mögliche Alternativen zu dem Angebot des Unternehmers zu suchen. Diese hätte auch Adi Schön (Freie Wähler) gerne gewusst. Schneider hatte wie andere Stadträte auch ein Schreiben eines Baum-Experten zum Thema vorliegen, in dem dieser erklärte, ein solcher Baum könne bis zu 300 Jahre alt werden. Bei der Wertermittlung spiele auch die CO2-Bilanz eine Rolle, so berechnet betrage der Wert rund 25 000 Euro. Grünen-Fraktionssprecher Reginhard von Hirschhausen erklärte: "Bei aller Baumfreundlichkeit ist es hier ok, zu fällen, vier bis fünf neue Bäume zu pflanzen und diese Mauer nicht zu bauen."
Ulrike Schneider hatte außerdem eine grundsätzliche Anfrage zum Stand der Arbeiten und der Kostenentwicklung für das Parkhaus gestellt, das der erste Baustein für das neue Parkraumkonzept rund um das Leopoldina-Krankenhaus ist. Wenn das Parkhaus an der Mainberger Straße mit einer Kapazität 358 Stellplätzen in fünf Halbgeschossen fertig ist, soll das marode Parkhaus am Leopoldina-Krankenhaus abgerissen und neu gebaut werden. Im Hauptausschuss am Dienstag, 20. Oktober, wird das Konzept der Parkraumbewirtschaftung rund um das Krankenhaus vorgestellt. Anwohner brauchen zukünftig, wenn sie dauerhaft auf der Straße parken wollen, einen Parkausweis, der 30 Euro pro Jahr kostet.
Ob und wenn ja wie lange sich der Neubau des Parkhauses am Leopoldina aufgrund der durch die Corona-Pandemie angespannten wirtschaftlichen Lage der Stadt verzögert, wird erst bei den Haushaltsberatungen im November klar sein. Zum Parkhaus an der Mainberger Straße berichtete Markus Sauer finanziell Erfreuliches: Statt der geschätzt acht Millionen Euro Kosten gehe man im Moment davon aus, dass es nur sieben Millionen Euro werden.