Es gibt ja durchaus Schweinfurter, die können das Thema Landesgartenschau 2026 in den Ledward-Kasernen Ja oder Nein nicht mehr hören. In unnachahmlicher Manier wird einem dann beschieden, es gäbe auch noch andere Themen in der Wälzlagerstadt als diesen nun schon seit Monaten andauernden Streit.
Ja, die gibt es. Doch in Sachen Landesgartenschau, über die am 26. Februar in der Stadtratssitzung (14.30 Uhr im Großen Sitzungssaal) nun doch noch einmal ausführlich diskutiert wird, könnte es eine interessante Entwicklung geben: das Konzept des Bund Naturschutz nämlich. Der fordert eine Weiterentwicklung der LGS-Pläne hin zu einer "urbanen Landesgartenschau", wie Richard Lindner und BN-Kreisvorsitzender Edo Günther im Gespräch mit dieser Zeitung erläutern.
"Wir sind Klima- und Naturschützer, das treibt uns um", betont Edo Günther. Vor diesem Hintergrund muss man auch ihr Konzept verstehen – als konsequente Weiterentwicklung vor allem unter ökologischen und klimaschützenden Aspekten auf die Schweinfurter Innenstadt bezogen. Es sind "Denkanstöße, kein fertiges Konzept", so Edo Günther. Gleichwohl Denkanstöße, die, würden sie alle umgesetzt, Schweinfurt tatsächlich als Musterbeispiel ökologischer Stadtentwicklung deutschlandweit bekannt machten. Die Ideen des BN stoßen im übrigen auch beim bayerischen Umweltministerium und der bayerischen Landesgartenschaugesellschaft durchaus auf Interesse.
So wie bei den Schweinfurter Stadträten, denen die Ideen in den vergangenen Wochen in ihren Fraktionen vorgestellt wurden. Nach Informationen dieser Zeitung waren bei den Treffen teilweise auch die Verwaltung und der OB dabei, der die Vorschläge sammelte, um sie wie von der Stadt angekündigt im Rahmen der vorgesehenen intensiven Bürgerbeteiligung vor der Ausschreibung des detaillierten landschaftsplanerischen Wettbewerbs für die Landesgartenschau mit einfließen zu lassen.
Nicht nur Beispiele zeigen, sondern echte Lösungen bieten
"Der BN", so Lindner, "stellt sich nicht grundsätzlich gegen eine Landesgartenschau in Schweinfurt." Sie könne durchaus wegen ihrer Informationsmöglichkeiten und oft ökologisch sinnvollen Musterbeispiele "positive Impulse geben, die zum Nachahmen anregen." Lindner möchte aber unbedingt noch weiter gehen. "Was wäre, wenn wir nicht nur Beispiele zeigen, wie man etwas machen könnte, sondern diese ökologischen Musterbeispiele gleich in die Tat umsetzen würden?", fragt er und meint diese Frage nicht rhetorisch.
Der Bund Naturschutz "zweifelt, ob eine LGS gemäß derzeitigem Konzept insgesamt den Nutzen bringt, der versprochen oder erhofft wird." Deswegen habe man sich Gedanken gemacht, wie man die Landesgartenschau so in die Innenstadt holen kann, dass die Bereiche der Stadt, in denen es große Defizite bei den Grünstrukturen gibt, profitieren.
Der Bund Naturschutz würde seine "urbane Gartenschau" in einem Dreieck zwischen dem Areal in den Ledward-Kasernen und dem Kessler Field, dem Hauptbahnhof und der Innenstadt ansiedeln. Für das bisher schon als Landesgartenschau-Fläche vorgesehene Areal schwebt Richard Lindner vor, in den Ledward-Kasernen als Bürgerpark eher eine Ausführung, die weniger Geld kostet, auch mit einem höheren Waldanteil, zu verwirklichen. Auf dem Kessler Field sollten die innovativen Wohnformen bereits umgesetzt sein.
Für die Innenstadt schlägt der BN vor, auf Plätzen zwischen dem Theater, Kunsthalle, Schillerplatz und Gutermann-Promenade die eigentlich für das Kessler Field vorgesehenen Ausstellungspavillons oder den Gärtnermarkt zu platzieren.
Interessant sind die Ansätze des BN für die Umgestaltung und Begrünung von Gebäuden und Hinterhöfen sowie großen Parkflächen im Areal zwischen dem Gründerzeitviertel, dem Musikerviertel und dem Bahnhof. Gerade hier sehe man heute wahre Steinwüsten und viele versiegelte Flächen. Angesichts der heißen Sommer und des rapide zunehmenden Klimawandels sei es aber wichtig, Entlastung zu schaffen. Warum nicht das leer stehende Areal der Alten Post gegenüber des Bahnhofs begrünen? Warum nicht große Parkplätze wie den des Kauflands, von Schaeffler oder des Edekas am Bergl konsequent entsiegeln?
Ein "grünes" Rückert-Zentrum wäre eine Bereicherung
Eine fast schon revolutionäre Idee hat Richard Lindner für das von den Schweinfurtern liebevoll "Cementrum" genannte Rückert-Zentrum am Marienbach, das vor allem auf der Rückseite Richtung Kino wahrlich kein architektonischer Höhepunkt ist. Diese große Wand mit einer Fassadenbegrünung wie man sie aus Großstädten wie Madrid oder Amsterdam kennt völlig neu zu gestalten, täte dem Stadtklima gut und würde Besucher in die Stadt ziehen. Dass all die Vorschläge "planerische und verhandlungstechnische Herausforderungen" sind, verhehlt Lindner nicht.
Über die Frage der Kosten und ihrer Finanzierung haben die BN-Macher nicht im Detail nachgedacht. Sie halten es grundsätzlich für machbar, auf dem ursprünglichen Areal in der Kaserne wie geplant eine kostenpflichtige Landesgartenschau zu veranstalten und in der Stadt die richtige Mischung zu finden von Plätzen, die jederzeit frei zugänglich sind, und Höfen, in denen man Eintritt zahlen müsste. Ein Pendeln von Ort zu Ort sei angesichts neuer Mobilitäts-Konzepte sicher auch kein allzu großes Problem.
Zitat: "...im Areal zwischen dem Gründerzeitviertel, dem Musikerviertel und dem Bahnhof. Gerade hier sehe man heute wahre Steinwüsten und viele versiegelte Flächen."
Der BN versteht keine Städte. Die bestehen aus kompakten Steinwüsten! Ansonsten hätte man nur Zersiedelung und Siedlungsbrei.
"Der Kontrast zwischen grünen Flächen und dicht besiedelten, stark versiegelten Gebieten ist in Schweinfurt groß."
Das macht doch gerade den Reiz aus! Die Deutschen verstehen einfach keine Stadt. Uns fehlen die Gene aus dem Römischen Reich - wir sind Provinzler.
Gut wäre ein Spitalsee. Mit einem Bebauungsplan mit bis achtgeschossiger Randbebauung: was bereits in 50.000 Ew.-Städten im Mittelmeerraum üblich ist.
Der Gegensatz hat Qualität, wann versteht man das endlich in Deutschland?