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Schweinfurt
Kommunalwahlen 2026: Warum Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé nicht mehr antreten will
Am 8. März 2026 werden die Schweinfurter ihren Oberbürgermeister wählen. Ein Name wird dann aber nicht mehr auf dem Stimmzettel stehen: der von Sebastian Remelé.
Will nach drei Amtsperioden nicht mehr antreten: Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Das Bild entstand bei einem Interview im Juli 2024.
Foto: René Ruprecht | Will nach drei Amtsperioden nicht mehr antreten: Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Das Bild entstand bei einem Interview im Juli 2024.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 16.03.2025 02:29 Uhr

Wenn im April 2026 seine Amtszeit endet, wird Sebastian Remelé drei Amtsperioden Oberbürgermeister gewesen sein. Damit ist auch gut, kündigt der Amtsinhaber an. Nach dann 16 Jahren sei es Zeit für einen personellen Wechsel, so Remelé in einer knappen Pressemitteilung, die am Dienstagmittag verschickt worden ist.

Er glaube, dass in Schweinfurt nach drei Amtsperioden, dem Vorbild seiner drei Vorgänger folgend, ein "guter Zeitpunkt für einen Wechsel im Amt des Oberbürgermeisters" gekommen sei. "Denn die Stärke und Vitalität einer Demokratie lebt vom politischen Wandel und Wechsel ihrer politischen Mandatsträger." Und so freue er sich, "noch über ein Jahr unsere Stadt repräsentieren und weitere politische Weichen stellen zu dürfen, um dann mein Amt einem Nachfolger übergeben zu können".

Theoretisch hätte der OB, der bei der Wahl 2026 gerade einmal 56 Jahre alt sein wird, nach dem bayerischen Wahlgesetz weitere zwei Wahlperioden lang im Amt bleiben können. Vorausgesetzt natürlich, er hätte weiter den Rückhalt seiner Fraktion und wäre von der CSU wieder als Kandidat nominiert worden.

Die Spekulationen um eine neue Kandidatur sind vom Tisch – neue tun sich auf

Auch wenn es genau in dem Punkt in den vergangenen Monaten zwar keine offizielle Positionierung der Fraktion gab, allenfalls Andeutungen: Die Spekulationen um eine erneute Kandidatur sind mit Remelés Ankündigung vom Tisch. Jetzt dürften sich potenzielle Nachfolger oder Nachfolgerinnen in Position bringen. Sowohl in der CSU als auch in anderen Parteien, die im Stadtrat vertreten sind, allen voran die SPD. Werden sie einen Kandidaten, eine Kandidatin in Stellung bringen und wenn ja: wen? Über diese Frage lässt sich aktuell nur spekulieren.

Erstmals war Sebastian Remelé 2010 als Nachfolger von Gudrun Grieser gewählt worden. Seine erste Amtszeit war eine verkürzte. Statt der üblichen sechs Jahre waren es vier. Der Grund: die Wahl von Stadtrat und Oberbürgermeister sollte wieder zum gleichen Zeitpunkt stattfinden. Bei seiner ersten Wiederwahl 2014 setzte er sich mit 11.369 Stimmen gegen Stephan Kuserau (SPD) und Frank Firsching (Linke) durch. Auch 2020 gewann Remelé klar gegen Holger Laschka (Grüne) und Marietta Eder (SPD). Er holte damals 10.118 Stimmen.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei einem seiner ersten Auftritte: Bei der Großdemo von 'Schweinfurt ist bunt' gegen den geplanten Aufmarsch von Rechtsradikalen am 1. Mai 2010 war er unter den Rednern. 10.000 Menschen nahmen an der Demo damals teil.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei einem seiner ersten Auftritte: Bei der Großdemo von "Schweinfurt ist bunt" gegen den geplanten Aufmarsch von Rechtsradikalen am 1. Mai 2010 war er unter den Rednern.

Die Konversion war eines der großen Themen seiner Amtszeit

Sein Amtsantritt am 1. Mai 2010 war ungewöhnlich, begann mit einer großen Demonstration gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Das Bündnis "Schweinfurt ist bunt" hatte dazu aufgerufen. 10.000 Menschen aus der Region folgten der Einladung. Unter den Menschen, die den Protestzug anführten: Schweinfurts neuer OB Sebastian Remelé.

Geprägt haben seine Amtszeit, wenn sie 2026 endet, vier Themen: allen voran die Konversion. Als im September 2014 die letzten amerikanischen Streitkräfte nach fast 70 Jahren Schweinfurt verließen, war das Verlust und Chance zugleich. Ein neuer Stadtteil entstand: Bellevue. Dort, wo früher, in Askren Manor, Soldatenfamilien wohnten. Im Norden von Bellevue entsteht aktuell der Neubau der Körnerschule. Geplante Eröffnung ist im September 2025.

Als Nachfolger für Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser ging Sebastian Remelé 2010 ins Rennen.
Foto: Ruppert | Als Nachfolger für Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser ging Sebastian Remelé 2010 ins Rennen.

Viel getan hat sich auch auf dem ehemaligen Areal der Ledward Kaserne: Dort entstehen Erweiterungsbauten für die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Nach dem neuen Gebäude für die Fakultät der Wirtschaftsingenieure sollen dort weitere Gebäude für die Robotik, die Wasserstoffforschung und den -Campus entstehen. Schweinfurt ist zum Anziehungspunkt für internationale Studentinnen und Studenten geworden. Im Areal rund um den Ehrenhof soll in den nächsten Jahren auch ein neues Technologie- und Gründerzentrum entstehen.

Ledward ist aber auch verknüpft mit einem Thema, das er selbst als eines der wichtigsten in seiner Amtszeit sieht. Lange hielt Remelé an einer Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 fest, trotz Kritik, trotz zweier letztlich gescheiterter Bürgerbegehren. Am Ende war es das zu große finanzielle Risiko, das den Ausschlag gab, dass der OB im Oktober 2022 das Aus für die Landesgartenschau in Schweinfurt verkündet hat.

Die Stadt, das war damals schon klar, wird sich vieles nicht mehr leisten können. Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln nicht mehr. Die Rücklagen schmelzen dahin, aktuell will die Regierung von Unterfranken den Haushalt erst dann genehmigen, wenn Schweinfurt weiter spart. Die Sanierung des Theaters läuft weiter, kostet Millionen, trotz hoher Zuschüsse des Freistaats.

Inzwischen auf Eis gelegt ist auch ein Projekt, das als Herzensthema des OBs galt: das Kulturforum für Schweinfurt. Dazu kommt die Sorge um den Industriestandort Schweinfurt, die auch Remelé teilt. Er werde, so heißt es in der knappen Pressemitteilung, "bis zum letzten Tage meiner dann 16-jährigen Amtszeit meinen Aufgaben mit ganzer Kraft und Hingabe nachkommen".

Zur Person

Der 55-jährige Sebastian Remelé ist seit 23 Jahren verheiratet und hat mit seiner Frau Monika vier Kinder, die Familie lebt auf der Eselshöhe. Remelé ist am Bergl und in Dittelbrunn aufgewachsen, nach dem Abitur am Walther-Rathenau-Gymnasium und dem Wehrdienst studierte er Rechtswissenschaften in Würzburg und Erlangen. Während des Studiums lebte er ein Jahr in Chile und studierte durch ein Stipendium an der Universität in der Hauptstadt Santiago de Chile. Ab 1999 war Remelé als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Erbrecht in einer Schweinfurter Sozietät tätig. Im Jahr 2002 wurde er noch unter der damaligen CSU-Oberbürgermeisterin mit 32 Jahren erstmals für die CSU in den Stadtrat gewählt.
Quelle: stb
 
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  • Winfried Gehrig
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptung ohne Beleg: Gesundheitszustand des OBs). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Rudolf Schilling
    Eine gute Entscheidung für die Stadt Schweinfurt.
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  • Hiltrud Erhard
    Sehr schade, dass der Oberbürgermeister nicht mehr antritt.
    Klar, dass es aus der Opposition immer stimmen, gegen jemanden geben wird. Aber damit konnte er gut umgehen. Letztendlich sind ganz essenzielle Weichen in Sachen Konversion oder Hochschule gestellt worden. Die Herausforderungen der Wirtschaft erfordern Gespräche, Beziehungen, Engagement und Einsatz über die Stadt Grenzen hinaus. Das hat er ganz hervorragend gemacht.

    Man darf gespannt sein, was nachkommen wird.
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  • Marc Stürmer
    Ich bin mir sicher, Remelé wird als der OB in Erinnerung bleiben, der

    1. Millionen unnötig in den Planungen zur Landesgartenschau versenkte,
    2. sehr viele Parkplätze in der Stadt zum Leidwesen von Handel und Gewerbe verschwinden ließ,
    3. in der Innenstadt überall das unsinnige Rechts-vor-Links einführen ließ,
    4. in der Ernst-Sachs-Straße für teuer Geld in der Mitte der Straße 6 Bäume pflanzte, den Steg aber nicht renoviert bekam,
    5. das Millionengrab "Sanierung des Stadttheaters" plus Fällen der Bäume am Theater zu verantworten hat,
    6. eine Planung für die Renovierung der Maxbrücke favorisierte, die bei Umsetzung der sofortige Tod der Innenstadt ist, und
    7. vor allem nie so richtig mit Menschen konnte, komische Auftritte gibt es reichlich so wie
    8. unter dessen Führung es im Rathaus auf einmal Probleme ohne Ende gab,
    9. der in Sachen Arbeitermangel mit dem Finger offen schimpfend auf die Großindustrie Marke "Selber schuld" zeigte, anstelle mit ihr zu reden.

    Welch Opus!
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  • Martin Heilig
    Ich bedauere aber respektiere die Entscheidung von Sebastian Remelé. Mit ihm verliert Schweinfurt einen OB der über die Stadtgrenzen hinaus denkt und sich sehr engagiert für die Belange seiner Stadt einsetzt. Er hat viel für Schweinfurt und die Region erreicht hat. Mit ihm kann man über Parteigrenzen hinweg sehr konstruktiv und pragmatisch zusammenarbeiten, was wir beide immer getan haben und bis März nächsten Jahres tun werden. Ich kann nur hoffen, dass Schweinfurt sich für die nächste Wahlperiode wieder gut an der Stadtspitze aufstellt.
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  • Claudia Bickel
    Das war längst überfällig, und am besten den halben Stadtrat mitnehmen, aber ihre Mission, Schweinfurt in eine Totenstadt zu verwandeln,fast erfüllt.
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  • Walter Stöckl-Manger
    And good riddance, too.
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  • Marc Stürmer
    Ganz egal, was die Gründe sein mögen - Remelé hat genug Schaden angerichtet, ein Reinfall jagte den nächsten.

    Es kann Schweinfurt nur gut tun, wenn da in Zukunft wieder jemand anderes die Impulse geben wird.
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  • Dieter Hartwig
    Mir nehmen doch keinen auswärtigen
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  • Bruno May
    In Schonungen wird sehr offen darüber gesprochen, dass Stefan Rottmann gerne vom Schonunger Rathaus im Jahr 2026 ins Schweinfurter Rathaus wechseln möchte. Ob die Schweinfurter SPD Stefan Rottmann als OB-Kandidaten nominieren wird, ist mir nicht bekannt.
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  • Marc Stürmer
    Getreu dem Motto: wenn's schon für den Landtag nicht gereicht hat, dann eben Schweinfurt... mh.

    Ich halte so etwas immer für sehr befremdlich, wenn Auswärtige für ein OB-Amt kandidieren wollen. Der Besoldungssprung muss sich wohl lohnen.
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  • Marc Stürmer
    Rottmann hat inzwischen dementiert: er will Bürgermeister in Schonungen bleiben und plant keinen Wechsel.
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