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Schweinfurt
Paukenschlag in Schweinfurt: Stadt hat das Aus für die Landesgartenschau 2026 verkündet
Explodierende Baupreise, sinkende Gewerbesteuer: Schweinfurt kann sich die Landesgartenschau 2026 nicht leisten. Warum der Ausstieg jetzt noch möglich ist.
Das Aus für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne in Schweinfurt verkündete der Oberbürgermeister auf einer Pressekonferenz am 19. Oktober.
Foto: Oliver Schikora | Das Aus für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne in Schweinfurt verkündete der Oberbürgermeister auf einer Pressekonferenz am 19. Oktober.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Die Stadt Schweinfurt steigt aus der Landesgartenschau 2026 aus. Das erklärte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) am Mittwochmittag in einer Pressekonferenz. Für den OB ein schwerer Schritt, denn die Landesgartenschau in der früheren Ledward Kaserne sowie das damit verbundene grüne Band durch die Stadt in Richtung Main ist eines der wichtigsten Projekte seiner Amtszeit gewesen.

Als Gründe benannte der Oberbürgermeister eine Mischung an Problemen, die Bürgerinnen und Bürger wie Kommunen deutschlandweit gleichermaßen treffen: Die Inflation, die explodierenden Baupreise und veränderte Situation durch den seit acht Monaten andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine.  Dazu kommt ein seit 2019 andauernder gravierender Rückgang der Gewerbesteuer, der Haupteinnahmequelle der Stadt.

"Persönlich bedauere ich diese Absage außerordentlich", erklärte Remelé, der bei der Pressekonferenz von den Fraktionsvorsitzenden Stefan Funk (CSU) und Holger Laschka (Grüne) begleitet wurde. Eine aktualisierte Kostenschätzung durch das beauftragte Planungsbüro brachte Mitte September zu Tage, dass für die Stadt nach Abzug der Fördergelder ein Eigenanteil für den Bau der Daueranlagen, des grünen Bandes und der Durchführung von rund 19 Millionen Euro bleibt. Deutlich mehr als ursprünglich kalkuliert.

Die Panzerhalle 237 auf dem Gelände der ehemaligen Ledward Kaserne in Schweinfurt. Dort hätte 2026 die Landesgartenschau stattfinden sollen.
Foto: Anand Anders | Die Panzerhalle 237 auf dem Gelände der ehemaligen Ledward Kaserne in Schweinfurt. Dort hätte 2026 die Landesgartenschau stattfinden sollen.

Dazu kommt das Risiko der Durchführung der Landesgartenschau zwischen April und Oktober 2026. Kalkuliert wurde mit 580.000 Besuchern, doch wenn, wie bei der Landesgartenschau in Würzburg 2018, deutlich weniger Menschen als erwartet kommen, würde sich das Defizit noch weiter erhöhen. Angesichts der Haushaltslage der Stadt und der weiteren Projekte wie Generalsanierung des Theaters oder Abriss und Neubau der Maxbrücke wäre ein Festhalten an der Gartenschau aus Sicht der Stadtverwaltung ein zu hohes Risiko.

Bürgerentscheid gegen Landesgartenschau scheiterte 2019 am Quorum

Die Durchführung der Landesgartenschau war in Schweinfurt seit Jahren umstritten, eine große Mehrheit oder Euphorie in der Bevölkerung dafür gab es nie. Vor allem auf kommunalpolitischer Ebene wurde seit Jahren gestritten, erst im Juni gab es eine intensive Diskussion im Schweinfurter Stadtrat. Damals stimmte die schwarz-grüne Koalition noch einmal für das Projekt, obwohl sechs der neun im Stadtrat vertretenen Gruppen und Fraktionen dagegen waren und den Ausstieg forderten.

Bei einem Bürgerentscheid im Jahr 2019 hatte eine klare Mehrheit der Schweinfurter sowohl gegen den Bürgerpark mit Landesgartenschau, den der OB vorschlug, gestimmt, als auch gegen den Vorschlag, statt einer Landesgartenschau einen parkähnlichen Wald zu pflanzen. Letztlich scheiterte der Bürgerentscheid aber am nicht erreichten Quorum, so dass die Stadtratsbeschlüsse weiter galten. Zuletzt hatte es erneut Bestrebungen gegeben, ein neues Bürgerbegehren gegen die Landesgartenschau zu initiieren. Das ist nun hinfällig.

Es wird nun eine Kompensationszahlung fällig

Die Stadt kann aus der Landesgartenschau aussteigen, weil Finanzreferentin Anna Barbara Keck bei der Verhandlung zu der gemeinsamen GmbH mit der Bayerischen Landesgartenschau GmbH darauf gedrungen hat, Ausstiegsszenarien im Vertrag festzuhalten. Bei einer Kündigung und Ausstieg zum Jahresende ist eine Kompensationszahlung in mittlerer sechsstelliger Höhe von der Stadt an die Bayerische Landesgartenschau GmbH fällig.

Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé verkündete im Rahmen einer Pressekonferenz das Aus für die Landesgartenschau 2026.
Foto: Anand Anders | Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé verkündete im Rahmen einer Pressekonferenz das Aus für die Landesgartenschau 2026.

Was nun auf der Fläche im Nord-Westen der Ledward Kaserne geschieht, ist offen. Die früheren Panzerhallen der US-Armee sind bis auf eine komplett abgerissen. Die so genannte Carus Allee, ein grünes Band über 600 Meter von Osten nach Westen in der Kaserne, ist fertig, ebenso eines der im östlichen Teil geplanten neuen Gebäude der Fachhochschule. Außerdem stehen die früheren Mannschaftsgebäude noch, werden teilweise vom Studentenwerk als Wohnheime genutzt.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé plant nun, einen abgespeckten Volkspark in der Kaserne zu bauen sowie das grüne Band durch die Stadt sukzessive umzusetzen. Der Stadtrat muss über diesen Vorschlag noch entscheiden.

 
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  • Hofmannjul
    Rücktritt Remele!
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  • lutterbeck
    Die Entscheidung gegen die LGS kam viel zu spät, den meisten Bürgern war von Anfang an klar das die LGS ein Millionengrab für die Stadt wird, aber der Ob wollte sich ein Denkmal setzen auf Kosten der Steuerzahler. Ich hoffe der Ob haftet mit seinem Privatvermögen für die 500.000€ die als Entschädigung an die LGS GmbH nun fällig wird, alles andere wäre ein Hohn gegenüber den Bürgern.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Man muss doch mal ehrlich sein

    und sich fragen, was so etwas überhaupt soll, wenn es nur noch ums Geld geht, wieviel man dafür von wo bekommt und auf welchen ungedeckten Kosten man unter welchen Umständen sitzenbleibt.

    Insbesondere wenn es Probleme an allen Ecken und Enden gibt: Wohnungsknappheit, Energiekostenexplosion, Pflegekräftemangel usw. Hab mal gelernt, die einfachste aber vmtl. wirkungsvollste Abstufung der Prioritäten wäre notwendig-sinnvoll-wünschenswert. OK, wo landet da die Ausrichtung einer Landesgartenschau, gemessen an den anderen, vorgenannten Herausforderungen?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @grayjohn: Auf Platz 1 - da dadurch die Lebensqualität erhöht wird. Aber dies können oder wollen Sie halt nicht verstehen! Da kann ich auch fragen, was bringt ein millionenschweres Theater?
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Ach gardner -

    die LGS in WÜ hat bestimmt die Lebensqualität erhöht - insbesondere die der beauftragten Firmen und der Funktionär/innen, da bin ich ziemlich sicher.

    Nicht ganz so sicher, aber schwer am Ahnen bin ich, dass die Kostenexplosion am Theater was mit unzureichender Vorbereitung, Planung und Bauüberwachung zu tun haben könnte. Aber Steuergelder aus dem Fenster zu werfen tut ja außer den Steuerzahler/innen niemandem weh, also: POFFFF!

    Im Übrigen fliegt uns unsere Lebensqualität gerade bzgl. der fundamentalen Notwendigkeiten Wohnen, Essen, Heizen, Mobilität etc. derart um die Ohren, dass mMn nur Leute mit unbegrenzten Finanzmitteln und Freizeit sich Sorgen um derlei Dinge wie Theater und Gartenschau zu machen brauchen und OB Remelé vmtl. richtig liegt mit der Befürchtung, die Besuchszahlen könnten weit hinter den Erfordernissen für schwarze Zahlen zurückbleiben... mag natürlich ein Problem für Sie sein, wenn Sie auf Einnahmen aus diesem Projekt gehofft haben sollten...
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  • ulrisch0
    @gardner Sie "übersehen", dass man eine Begrünung des Konversionsgeländes auch ohne teure LGS hinbekommt und damit Millionen einspart. Beim Theater geht das nicht: Bühnentechnik, Brandschutz etc. haben ihren Preis. Im übrigen finde ich es falsch, Natur und Kultur in Konkurrenz zu setzen, der Vergleich hinkt.
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  • fuchsastefan@web.de
    Lieber keine LGS, als eine schlecht durchgeführte LGS!

    Zum Trost haben wir für 5 Mio €ein Geisterparkhaus in der Mainberger Strasse geschaffen, und eine Fußquerung über den Hauptbahnhof verlottern lassen.
    Vieleicht bekommen wir ja auch noch in Zukunft ein tolles, "fussläufiges Einkaufszentrum" in Oberndorf präsentiert.
    Nachhaltigkeit sieht anders aus.
    "Denk ich an Schweinfurt in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht".
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  • grassho
    Gute Nachrichten in schlechten Zeiten lese ich hier doch gerne grinsen
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  • matthiasr
    Zeugt von Klugheit!
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  • uwe.luz@t-online.de
    Gute Entscheidung.

    Und jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken. Hände aus den Hosentaschen und Ärmel hochgekrempelt:

    Zusammen mit FH und Industrie die Fläche nutzen und SW zum Wasserstoff-HiTech-Standort ausbauen.
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  • stahl01@t-online.de
    Ich finde es gut, dass die Verantwortlichen angesichts der Preise dass ganze beendet haben.
    An und für sich ist es Schade, dass so ein Highlight nicht kommt. Aber angesichts der Finanzen finde ich die Absage gut.
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  • metaversum
    Die Vernunft hat endlich einmal gesiegt!
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @metaversum: Nun, Vernunft ist Auslegungssache ...
    Es war unvernünftig von der Opposition die LGS schlechtzureden weit vor Putins Krieg und den damit einhergehenden Folgen! Eine schöne LGS hätte der Industriestadt auf jeden Fall gut getan!
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  • hartwig.schweinfurt@arcor.de
    Hatten doch viele gesagt, das die LGS nicht rechnet -Erfahrungen anderer Landesgartenschauen. Auch die kalkulierte Besucherzahl war viel zu hoch. Wer kommt nach Schweinfurt wegen einer LGS, wo Schweinfurt touristisch kaum was zu bieten hat (Leerstände Innenstadt, ECE). Hätte man darauf gehört wäre eine grosse Summe eingespart worden
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @hartwig: Schlechtredner!
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Naja - @ gardner -

    ich vermute, vor dem Hintergrund des Würzburger steingeplättelten Trockenrasens ohne Straba- aber dafür mit Fahrradschutzstreifenanschluss brauchte man nicht mehr viel bis gar keine Schlechtrednerei, um das Schweinfurter Publikum für das Projekt LGS "von Herzen zu begeistern"...
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    @hartwig.schweinfurt:
    das was sie beschreiben war für viele Befürworter ein kalkulierbares Risiko. Wie groß ein Risiko sein darf da gehen die Meinungen naturgemäß auseinander - und genau das war der Knackpunkt an der Sache.
    Ich denke man sollte es respektieren, dass nun auch den Befürwortern im Stadtrat das Risiko zu groß geworden ist.

    Ich selbst bin Gegner der LGS, hätte die Entscheidung aber akzeptiert. In einer Demokratie gibt es eben Mehrheitsentscheidungen. Da auch der Bürgerentscheid am Quorum scheiterte machte deutlich, dass einer großen Mehrheit egal ist ob die Stadt dieses Risiko eingeht oder nicht.

    Möglicherweise wäre ein neuer Entscheid anders ausgefallen, allerdings haben sich zwischenzeitlich auch die Zeiten geändert - leider ins Negative.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Die erwartete Entscheidung.

    Die Gründe für die Absage stimmen traurig; ich denke viele Befürworter hatten vor wenigen Monaten die Hoffnung, dass sich die "Weltlage" wieder verbessert, stattdessen erleben alle die prekäre momentane Lage die auch mittelfristig keine Besserung verspricht sondern eher eine Verschlimmerung.

    Das in meinen Augen überschaubare Risiko war von Anfang an vorhanden und ist nun in der aktuellen Lage unüberschaubar geworden.

    Angesichts der Lage sollten auch die von Anfang an vorhandenen Gegner der LGS nicht in Jubel verfallen, wer weiß wohin uns die Lage noch führt und welche Einschnitte drohen.

    Die demokratischen Kräfte sollten nun alle die Ärmel hochkrempeln zum Wohle Schweinfurts. Plakative Streitereien und Kleinklein sind fehl am Platze. Etwas mehr Demut würde allen gut zu Gesicht stehen in diesen schwierigen Zeiten.
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