Die Landesgartenschau 2026 in einem Teil der ehemaligen Ledward Kaserne an der Niederwerrner Straße und am Kessler Field oberhalb des Willy-Sachs-Stadions ist ein Herzensprojekt von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Die Quintessenz aus einer stundenlangen Debatte im Stadtrat: Der nächste wichtige Schritt ist gemacht, der Gestaltungswettbewerb kommt genauso wie ein Ideenwettbewerb für die so genannten Korrespondenzprojekte in Richtung Innenstadt.
Aber: Es war eine schwere Geburt, längst nicht alle Stadträte sind überzeugt und die Vorlage der Verwaltung erzeugte massiven Widerspruch sogar bei der schwarz-grünen Koalition. Diese wurde erst nach der Kommunalwahl gegründet mit dem Ziel, auch für den OB stabile Mehrheiten zu ermöglichen, um die Projekte der Stadtentwicklung trotz wirtschaftlich schwieriger Lage in Corona-Zeiten zu ermöglichen.
Im Kern sind sich Schwarz-Grün sowie der OB und seine Verwaltung einig: Die Landesgartenschau 2026 ist gesetzt. Erstaunlich dennoch, mit welcher Vehemenz sowohl grüne als auch christsoziale Stadträte einforderten, dass die Korrespondenzprojekte mitgeplant werden und von der Verwaltung das umgesetzt wird, was sich fast im Wortlaut in der Koalitionsvereinbarung zwischen Grünen und CSU findet: das "Schweinfurter Modell", eine Landesgartenschau in der ganzen Stadt, die vor allem das Ziel hat, die Stadt für künftige Hitzesommer und Trockenjahre klimafest zu machen.
In den Beschlüssen der Verwaltung war zunächst keine Rede von den Korrespondenzprojekten. Mit diesen ist gemeint, dass in verschiedenen Bereichen der Stadt wie an der Mainlände oder am Schelmsrasen neue Grüngürtel geschaffen werden, die gleichzeitig mit der Landesgartenschau im Frühjahr 2026 fertig sein sollen.
Die beiden grünen Stadträte Reginhard von Hirschhausen und Holger Laschka waren sehr klar, was sie davon halten, dass die Verwaltung den Gestaltungswettbewerb zunächst auf das direkte Landesgartenschau-Gelände in der Kaserne und am Kessler Field beschränken wollte. Ohne Korrespondenzprojekte und Ausweitung des Landesgartenschau-Gedankens auf die Stadt sei das Konzept "nur die Hälfte wert", so Reginhard von Hirschhausen. Für ihn seien diese Projekte entscheidend, nur deshalb habe er überhaupt zugestimmt.
Noch klarer war Holger Laschka. Die Verwaltung habe das "Schweinfurter Modell" mit ihrer Vorlage nicht mit Leben gefüllt. "Wir stehen nicht für die Abnahme des Geranien-Appells auf dem Kessler Field zur Verfügung", polterte Laschka. Seine Partei gemeinsam mit dem Koalitionspartner CSU erwarte von OB und Verwaltung, die Pläne in Schweinfurt "als Blaupause für andere Landesgartenschauen" zu entwickeln. Auch Rüdiger Köhler (CSU) mahnte an, dass die gesamte Stadt einbezogen werden müsse. Laschka und Köhler brachten einen Änderungsantrag ein, der die Erwartungen klar formulierte. Dieser wurde nach längerer Debatte und langem Feilschen um die richtige Wortwahl mit 33:9 Stimmen auch angenommen.
Baureferent Ralf Brettin hatte Planungen und weiteres Vorgehen erläutert. Er betonte: "Es ist nicht nur eine Blümchenshow, sie muss immer auch Stadtentwicklung sein." Außerdem achte man auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Brettin machte klar, dass man am Anfang eines Prozesses sei und es deswegen jetzt keine genauen Pläne geben könne. Er schlug vor, für die Korrespondenzprojekte einen Ideenwettbewerb auszurufen. Das werde aber womöglich eine kleine Verzögerung bringen, da der Stadtrat erst über weitere Schritte entscheidet, wenn die Zahlen für die Gestaltung des Ausstellungsgeländes als auch der weiteren Projekte in der Stadt auf dem Tisch liegen.
SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann war "enttäuscht", da die Verwaltung "nichts Neues" bot. Die SPD war immer ein Gegner der Landesgartenschau-Pläne, hatte aber angekündigt sich konstruktiv zu beteiligen, nachdem die Pläne vergangenes Jahr mehrheitlich bestätigt worden waren. Für Hofmann gibt es nach wie vor zu viele offene Fragen, insbesondere wegen der Korrespondenzprojekte, des zu erwartenden Defizits und der noch zu gründenden GmbH zwischen Stadt und Landesgartenschau GmbH.
Ähnlich kritische Wortmeldungen gab es von Frank Firsching (Linke), Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), Sebastian Madeiski (AfD) und Georg Wiederer (FDP). Für die Linken wäre es ausreichend, einen Bürgerpark zu bauen sowie die Korrespondenzprojekte zu verwirklichen. Angesichts der wirtschaftlichen Lage der Stadt bedingt durch den Einbruch der Gewerbesteuer wegen der Corona-Krise "ist das Risiko zu hoch." Für mehr Grün in der Stadt brauche man keine Landesgartenschau.
Ulrike Schneider fand, die Auswirkungen der Corona-Krise ließen nur einen Schluss zu: "Man muss die Landesgartenschau ernsthaft in Frage stellen." Sie wisse, dass ihr Vorschlag, dort einen waldähnlichen Park zu errichten, keine Chance habe. Dennoch: "Man sollte einen Wald pflanzen, dadurch Millionen sparen und das Geld lieber in die Korrespondenzprojekte investieren." Diese sind auch für Peter Hofmann (SPD) essenziell, im Grunde "die Geschäftsgrundlage" aller Pläne.
Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé steht außer Frage, dass neben der eigentlichen Landesgartenschau auch die weiteren Projekte wichtig sind. Aber: "Sie als Stadträte müssen sich überlegen, was wir uns leisten können und wollen." Er betonte, trotz der Corona-Krise, halte er an "allen Zielen" im Rahmen der Stadtentwicklung fest. Die Korrespondenzprojekte seien kein "integraler Bestandteil" und deswegen nie in den Kostenschätzungen enthalten gewesen. Für Remelé ist "die Landesgartenschau ein großer Schritt der Stadtentwicklung und Begrünung."
Unterstützt wurde der OB von Finanzreferentin Anna Barbara Keck. Sie betonte, wie wichtig ein genauer Finanzierungsplan sei: "Wenn wir uns der Verantwortung bewusst sind, kann man auch eine Landesgartenschau stemmen", so Keck. Das sahen auch Adi Schön (Freie Wähler) so sowie Stefan Funk und Stefanie Stockinger-von Lackum (beide CSU).
"Wir wollen, dass diese Stadt zeigt, dass sich hier etwas bewegt", hielt Funk an den Landesgartenschau-Plänen fest. Gerade jetzt sei es wichtig, den Bürgern zu zeigen, dass man handlungsfähig sei. Man wolle "bewusst auch Modell sein und der Landesgartenschau GmbH in München zeigen, so hat Euer Konzept eine Zukunft."
vielleicht sollte man auf dem Gelände einen Trockenrasen einrichten, ein bisschen aufgelockert mit Steinrabatten bzw. Gabionen, der steckt dann auch den Klimawandel weg... in WÜ gab es ja schon vielversprechende Ansätze...
(Vorsicht - schwarz)
Dabei ist der Souverän immer noch der gewählte Stadtrat und sein OB, und nicht die Verwaltung.
Wünsche den "Schweinfurter Grünen" viel Nervenstärke und Kraft. Ebenso der CSU - Fraktion, mit dieser Verwaltung, und diesem OB.
Stimmt absolut! Gg. Wichtermann mit dem Sprung über den Main und großzügigen, neuen Stadtvierteln. K. Petzold mit Entwicklung der vorbildlichen Altstadtsanierung und Bau von Leo & GKS, trotz schwieriger Zeiten v. Ölkrise & Rezession. G. Grieser war noch mehr als OB - sie war Designerin! Die Zeiten wurden so schlimm, dass man ihr Werk nachträglich schädigen will; siehe obere Abb. vom Bund Naturschutz, da ist ein Foto v. Schillerplatz: will er etwa diesen einmalig gestalteten Platz, mit Metallbändern mit Sprüchen von Schiller begrünen? Innerstädtische Plätze haben seit dem MA nur Pflaster, weil sie auch Märkten & Veranstaltungen dienen. Das gleiche gilt fürs Zeughaus.
Aber auch die Verwaltung mit dem Baureferenten ist schwach. Man denke nur an den Einspruch gegen die Steigerwaldbahn wegen Streckenüberlastung - irre!
SW hat seit Grieser (Industrie & Kunst) keine Vision mehr, sondern nur noch Stückwerk. SW wurde zu einem Dampfer der führungslos durch den Nebel stochert.
Der Gewinn der durch Übernachtungen, Aufenthalte in der Stadt etc. verbleibt ist eh nur schwer zu bemessen.
Ich stehe dem ganze sehr neutral gegenüber! Es gibt Argumente für und gegen die LGS; es gibt gute und schlechte Ideen und Alternativen - aber es ist wie heutzutage überall. Für viele gibt es nur ein Schwarz-Weiß-Denken, die Grautöne fallen alle durch das Raster!
Die Schwarz-Weiß-Denkweise die von vielen Verantwortlichen oft kritisiert wird, wird bei diesem Projekt von Verantwortlichen "vorgelebt". Kein Wunder, dass sich "der Bürger" ausklingt.
Das nebenan im Bau befindliche i-Campus Gebäude befindet sich in "bester Lage" nimmt massig Grundfläche ein, ist aber leider nur zwei Stockwerke hoch = Platzverschwendung!
Die Stadträte haben recht wenn sie "Korrespondenzprojekte" in Innenstadtnähe fordern - leider wird die ganze Sache dadurch noch teurer - dennoch sind diese angedachten Projekte m.M. nach das Beste an der ganzen Sache!
Laut Medizin ist Vorbeugen besser als Behandlung. Machen wir doch die Not ungewisser Zeiten zur Tugend, mit einer LGS zur späteren Zeit an einem besseren, innnestadtnahen Ort: im Maintal, interkommunal mit Sennfelder Seenkranz, einschl. (SKF) Freizeitgelände. Mit Gutermann-Promenade, Steg übers Maintal & reaktivierter Steigerwaldbahn mit Sennfelder Bf. Das wäre gemäß Forderung Brettins pure Stadtentwicklung.