
So schön ein denkmalgeschütztes Gebäude später einmal anzusehen ist: Die Sanierung ist eine Herausforderung und erfordert viele Absprachen mit Behörden wie dem Landesamt für Denkmalpflege. Das führt gelegentlich zum Streit, wie jüngst ein Fall in der Schweinfurter Keßlergasse zeigt.
Der ehemalige Gebietsleiter für Stadt und Landkreis Schweinfurt, Hans-Christof Haas, und seine Nachfolgerin Jarah Urak sehen darin kein grundsätzliches Problem. Viel Lob haben sie für das Schweinfurter Modell. Klimaschutz und Denkmäler ließen sich aus ihrer Sicht gut kombinieren. Und eine Gestaltungssatzung in Altstädten halten sie für sinnvoll und legen sie Gerolzhofen nahe.
Hans-Christof Haas: Ich gebe Ihnen recht, dass die allermeisten Fälle reibungslos laufen. Es gibt eine große Akzeptanz bei den Denkmaleigentümern. In der Breite der Bevölkerung hat die Denkmalpflege kein Imageproblem. Es sind vereinzelte Fälle, wo es Irritationen gibt, die so weit gehen, dass der Diskurs in die Öffentlichkeit getragen wird und leider dazu führt, dass Klischees bedient werden: Mit der Denkmalpflege wird alles teuer oder ich darf nicht machen, was ich will.

Haas: Das war ein langer Weg. Da hat sich der lange Atem ausgezahlt, den die Stadt hatte. Es gab mehrere Anläufe zu Nutzungen, aber es kam nie etwas zustande. Erst mit dem Ehepaar Müller, was ein Glücksfall war. Ich habe es als Liebeshochzeit bezeichnet.
Haas: Dieses Modell ist super. Es hat sich bewährt, dass die Kommune leerstehende oder zum Verkauf stehende Gebäude im problematischen Zustand erwirbt und eine Bestandserfassung macht. Dann weiß man: Was kann ich damit anfangen, mit welchen Kosten muss ich rechnen? Wir verweisen immer auf Schweinfurt.
Haas: Da ist im Augenblick alles in der Schwebe, es laufen Gespräche. Mehr Klarheit gibt es vielleicht in vier Wochen.
Haas: Ich kann es Ihnen definitiv nicht sagen. Vielleicht etwas Grundsätzliches: In der Denkmalpflege haben wir es mit Menschen und Häusern zu tun. Das Wichtigste ist, dass wir die Menschen für uns gewinnen. Man muss sie verstehen und deren Lage. Wenn ich das nicht schaffe, dann verliere ich das Denkmal.

Haas: Ich glaube, dass es sich gut miteinander verbinden lässt. Nicht umsonst wurde das Gesetz novelliert. Das Credo lautet: Photovoltaik muss möglich sein, wenn sie gut gestaltet ist. Dafür gibt es in vielen Fällen Lösungen.
Haas: Vielleicht geht man mit der Anlage auf ein Nebengebäude oder nimmt sie auf die straßenabgewandte Seite. Mittlerweile gibt es Solarziegel und rotbraun gefärbte Module. Wir bieten dazu eine Checkliste für Eigentümer.
Haas: Bei uns gibt es diese Möglichkeit. Entscheidend ist der denkmalbedingte Mehraufwand. Die Differenz ist meist förderfähig.
Jarah Urak: In Bayern stehen 1,3 Prozent der Gebäude unter Denkmalschutz. Es ist übrigens das nachhaltigste Bauen. Die erneuerbaren Energien sind uns ein Anliegen, wenn man sie denkmalverträglich umsetzen kann.
Haas: Ich denke, es ist einfacher für Kommunen, die einen geschützten Altort haben, wie Gerolzhofen, Münnerstadt oder Volkach. Die sind oft in der Städtebauförderung und haben eine Gestaltungssatzung.

Haas: Es gibt bislang nur eine Gestaltungsfibel, die vor Jahren beschlossen wurde. Ich war damals etwas unglücklich. Ich hatte geraten, eine Satzung zu erlassen, weil eine Fibel unverbindlich ist. Trotzdem bleibt der Denkmalschutz – und das führt dann oft zu Missverständnissen.
Haas: Eine Gestaltungssatzung ist eindeutiger. Mir ist es lieber, es ist klar und verständlich, dann kann sich der Bürger daran orientieren.
Urak: Es gibt auch Solarrahmenpläne. Das versuchen wir gerade vielen Kommunen zu vermitteln. Darin können mit einer Flächenkartierung verschiedene Kategorien festgelegt werden, etwa eine Kernzone ohne Kollektoren.
Haas: Es gibt Kommunen, die haben einen Sanierungsbeauftragten. Dabei handelt es sich um ein externes Büro, das die Eigentümer auf Vermittlung der Stadt berät, im Sinne der Gestaltungssatzung. Das ist für Eigentümer kostenlos. Ich würde es Gerolzhofen empfehlen. Das sieht man später tatsächlich am Stadtbild.
Haas: Wir sind mit dabei, dass Altorte lebendig werden. Ich habe in meinem Beritt ein paar Ortschaften, dort ist es gruselig. Schweinfurt zum Beispiel ist auf Eigentümer von leerstehenden Einzeldenkmälern zugegangen, und das hat anscheinend schon erste Früchte getragen.
Urak: Es ist nicht nur bei Eigentümern wichtig, dass man gut zusammenarbeitet. Auch bei der Kommunalpolitik und bei der Stadt macht das wahnsinnig viel aus, gerade im Hinblick auf Leerstände, Neubaugebiete und Gestaltungssatzungen.
Urak: Es kommt auf den Einzelfall an: Wie viel historische Substanz ist vorhanden, was will ich machen? Es ist total individuell. Oft ist es hilfreich, wenn man einen Ortstermin ausmacht. Dann kann man schon viele Fragen beantworten.
Urak: Es ist häufig der Respekt vor Behörden. Aber wenn wir kommunizieren, dann löst sich das schnell auf. Es ist uns wichtig, dass die Denkmalpflege nicht von oben herabkommt.
Haas: Ich glaube, da hat sich viel geändert und man war auch selbstkritisch.
Haas: Ja, es geht darum, Heimatorte zu schaffen. Wenn sie an Gerolzhofen denken, dann werden sie nicht an die Siedlungsgebiete denken, sondern an den Marktplatz und Steigerwalddom.

Haas: Ich lese aus dem Gesetz vor: ‚Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung während ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegen.‘ Also, ich habe fünf Begründungen. Und ein Interesse der Allgemeinheit. Je nach Gebäude oder Ausstattung ergeben sich ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Plötzlich bin ich bei der Schlafzimmertür, weil das vielleicht eine zweiflügelige Füllungstür aus der Renaissance ist. Da wird der Denkmalpfleger mitreden.
Haas: Diese Fälle sind sehr selten. Uns ist es lieber, ein Fehler wird korrigiert, als dass ich dem Eigentümer eine Geldbuße aufbrumme. Wir versuchen in der Regel, im Dialog und mit Geduld eine Sache weiterzubringen.

Haas: Das wäre nicht hilfreich gewesen.
Haas: Es hätte nichts geändert. Als 2009 der Abbruchantrag vorlag, war die Bedeutung und Schöpfung Balthasar Neumanns nicht bekannt. Erst auf unsere Initiative hin wurde es untersucht. Durch die Interessensgemeinschaft ist jetzt Bewegung in die Sache gekommen. Seitdem versuchen wir, zu unterstützen, um eine Perspektive zu schaffen. Ich hoffe, dass wir im Laufe des Jahres erste Ergebnisse haben.
Nach meiner Meinung rausgeworfenes Geld welches für wichtigere Sachen verwendet werden sollte