Die "hübschen Töchter der Stadt", so das von FDP-Stadtrat Georg Wiederer geprägte Bonmot, haben durch die Corona-Pandemie zwar ein bisschen Make-Up eingebüßt, sind aber immer noch sehr ansehnlich – um im Bild zu bleiben. Kürzlich wurde der Beteiligungsbericht der Stadt für das Jahr 2020 veröffentlicht, in dem die Zahlen aller städtischen Töchter genannt werden. Diese hatten wie viele Firmen auch teilweise stark unter der Corona-Pandemie zu leiden, sind aber immer noch gut gerüstet für die Zukunft.
Eine Besonderheit kommt insbesondere dem Leopoldina-Krankenhaus, den Stadtwerken und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG zu Gute: Die Stadt verzichtet seit Jahren darauf, die Gewinne der Firmen in den städtischen Haushalt fließen zu lassen, sie bleiben in den Unternehmen. Das stärkt nicht nur deren Eigenkapital, sondern auch ihre Fähigkeit, zu investieren und zu wachsen. Es gibt durchaus eine ganze Reihe Kommunen in Bayern, in denen das anders geregelt ist.
Die Zahlen, die Finanzreferentin Anna Barbara Keck präsentierte, müssen differenziert betrachtet werden. Auf den Konzern Stadt Schweinfurt bezogen steigt der Umsatz aller Töchter seit Jahren. Von 500,5 Millionen Euro in 2016 auf 536,5 Millionen Euro im Jahr 2020. Auch die Investitionen aller Gesellschaften stiegen deutlich, von 38,5 Millionen Euro vor sechs Jahren auf 45,4 Millionen Euro in 2020. Während das bilanzielle Eigenkapital ebenfalls wuchs, sanken die Darlehensschulden seit 2016 um neun Millionen auf 130,4 Millionen Euro.
Einen deutlichen Rückgang gab es bei den Ergebnissen, so die Finanzreferentin. Die Summe von 6,1 Millionen Euro für alle Unternehmen ist zwar nach wie vor stattlich, sie betrug aber 2016 noch 14,9 Millionen Euro und im Jahr vor der Corona-Pandemie 8,1 Millionen Euro. "Es wird immer schwieriger, positive Ergebnisse zu erzielen", so Anna Barbara Keck. Das hat insbesondere in Bezug auf das Leopoldina-Krankenhaus und die Stadtwerke sehr viel mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun, grundsätzlich wird das Marktumfeld aber herausfordernder.
Beim Personal ist ein Anstieg in den vergangenen Jahren zu sehen. 2020 verzeichneten die Töchter 3137 Mitarbeitende, zusammen mit der Stadtverwaltung im Rathaus ist die Stadt Schweinfurt mit über 4200 Mitarbeitenden eine der ganz großen Arbeitgeber neben den Industriebetrieben.
Stadtwerke mussten ein Viertel weniger ÖPNV-Kunden verkraften
Bei den Stadtwerken mit 351 Mitarbeitenden stieg der Umsatz zwar auf 164,1 Millionen Euro, der Jahresüberschuss sank aber von 4,5 auf 3,7 Millionen Euro. Die Corona-Pandemie ist gerade bei den Stadtwerken in vielen Bereichen zu spüren gewesen: Es wurden zehn Prozent weniger Strom verkauft, weil unter anderem Kleingewerbekunden im Lockdown waren; es wurde 6,2 Prozent weniger Gas verkauft, hier litt man als Energieversorger unter der pandemiebedingten Schließung des Silvana Bades, das darüber hinaus 60 Prozent weniger Gäste hatte. Besonders stark spürbar der Rückgang bei den Busfahrgästen: Ein Minus von 25,7 Prozent auf 5,5 Millionen Fahrgäste in 2020.
2020 deutlich weniger Patienten im Leopoldina als in den Vorjahren
Nach Gewinnen von jeweils gut einer Million Euro in 2018 und 2019, schloss das Leopoldina-Krankenhaus im Jahr 2020 mit einem Verlust von 643 000 Euro ab. Wenig verwunderlich war gerade eines der wichtigsten Krankenhäuser in Main-Rhön als Vollversorger am meisten von der Corona-Pandemie betroffen – durch die medizinischen und pflegerischen Herausforderungen und Belastungen von Covid-19, aber auch durch einen grundsätzlichen Rückgang der Patientenzahlen. 2019 wurden 31 770 Menschen behandelt, 2020 nur noch 26 794.
Das lag vor allem daran, dass in den Lockdown-Monaten planbare Behandlungen verschoben wurden, "es herrschte in der Bevölkerung aufgrund der Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus eine große Zurückhaltung, das Krankenhaus aufzusuchen", heißt es in dem Bericht. Von den 4200 Mitarbeitenden im Konzern Stadt arbeiten alleine 2400 für das Leopoldina und seine Töchter.
SWG verzeichnete 2020 einen Bilanzgewinn von 1,4 Millionen Euro
Die Bau- und Renovierungstätigkeit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG, einer der größten in Unterfranken mit knapp 5000 Mietwohnungen und gewerblichen Einheiten, war auch 2020 ungebrochen. 5,2 Millionen Euro flossen in Reparaturen und Instandsetzungen der eigenen Immobilien, signifikant die Projekte in der Max-Kaiser-Straße 17 am Bergl und in der Theresienstraße 19.
Das Thema Neubauten ist ebenso wichtig, insbesondere bei der Entwicklung des neuen Stadtteils Bellevue ist die SWG beteiligt mit dem Bau von 121 Mietwohnungen, von denen 74 gefördert sind. Insgesamt ergab sich 2020 nur ein leichter Rückgang beim Bilanzgewinn auf 1,4 Millionen Euro.