Was war das für ein Auftakt des Jahres 2020 mit kulturellen Höhepunkten, Ausstellungen, Aufführungen im Theater oder der Disharmonie. Die Bläserphilharmonie spielte im Januar vor ausverkauftem Haus, das Ballett "Schwanensee" aus ukrainischer Produktion wurde gefeiert, der Auftritt des Star-Tenors Daniel Behle als "Sternstunde" von der Kritik bejubelt.
Und dann kam Corona. Am 14. März wurden das Theater und alle städtischen Museen, die vhs, die Musikschule geschlossen, die freien Kulturträger wie Disharmonie und Stattbahnhof schlossen ebenfalls. Der erste Lockdown brachte das kulturelle Leben vollständig zum Erliegen, erst mit den Lockerungen im Sommer keimte wieder so etwas wie Hoffnung auf, die der zweite Lockdown seit dem 1. November wieder zunichte machte. Im Moment halten sich die Kulturtreibenden an ein Motto, das die Betreiberin des Kinos und Kneipe KuK wunderbar auf ihre Anzeigentafel schrieb: "Dieser schlechte Film hat auch noch Überlänge. Durchhalten."
Die Corona-Monate sind von zwei Themen geprägt, ein positives und ein negatives: Das positive ist die überaus große Bereitschaft der Bürger in Stadt und Region, die Kulturszene zu unterstützen. Das sah man beim Festival "Keiner kommt nach Schweinfurt" im Juni oder der Spendenaktion des KulturPackts. Ein mittlerer fünfstelliger Betrag an Spenden kam zusammen, die an Künstler und Institutionen verteilt wurden.
Negativ hat sich das Verhältnis zwischen der freien Kulturszene und der Stadt entwickelt, insbesondere zu Kulturamtsleiter Christian Federolf-Kreppel und Kulturreferent Sebastian Remelé (CSU). Mangelnde Kommunikation und Unterstützung vor allem während des ersten Lockdowns wurde ihnen vorgeworfen. Die Kürzung der Zuschüsse für die freien Kulturträger im Haushalt 2021 um 20 Prozent brachte dann das Fass zum Überlaufen. Die Stimmung ist nicht nur coronabedingt mies.
Es gab aber auch viel Positives zu berichten, vor allem im Bereich der Ausstellungen. Die Museen waren kreativ, entwickelten gute Hygienekonzepte und waren besonders im Sommer gut besucht. Das Museum Georg Schäfer wurde 20, die Geburtstagsfeier ist auf nächstes Jahr verschoben, so wie auch manche Ausstellung. Nennenswert im MGS: "Talent kennt kein Geschlecht" und "Karl Hagemeister - Das Licht, das ewig wechselt". Das Team von MGS-Leiter Wolf Eiermann war außerdem digital kreativ, es gibt nun Videos aus den Ausstellungen.
Die Kunsthalle hatte den "Bananen-Sprayer" Thomas Baumgärtel zu Gast, ein Höhepunkt des Jahres. Leider konnte die Ausstellung von Volker Stelzmann bisher coronabedingt noch nicht gezeigt werden.
Sehr aktiv war auch der KulturPackt, insbesondere im Sommer. Der Pflasterklang musste zwar abgesagt werden, doch eine coronagerechte Version der Nacht der Kultur im September gab es auf dem Marktplatz.
Auch die Kurzfilmtage fanden statt, die beinahe zweimal ein Opfer des Virus wurden: Traditionell finden sie am Osterwochenende im KuK statt, was nicht möglich war. Dann waren sie eine Woche rund um Allerheiligen geplant, mussten aber wegen des zweiten Lockdowns verkürzt werden.
Wie jedes Jahr einer der Höhepunkte, die Ausstellung "Made in SW" im September, dieses Mal zum Thema "Migration" in der Stadt. Kulturpolitisch wichtig für den Standort Schweinfurt waren die Entscheidungen zum Kulturforum mit Stadtmuseum und der Sanierung des Theaters. Da gab es wichtige neue Erkenntnisse bei den Haushaltsberatungen im November.
Trotz Sparzwang wird an beiden großen Projekten festgehalten. Das Kulturforum am Martin-Luther-Platz soll bis Ende 2024 fertig sein, die Theatersanierung soll 2022 beginnen und längstens zwei Spielzeiten dauern.