Die Sorge um das Theater und den Fortbestand der Kultur in Schweinfurt und Deutschland wegen der Auswirkungen der Corona-Krise auf das gesellschaftliche Leben war Theaterchef Christian Federolf-Kreppel bei der Präsentation des neuen Spielplans für die Saison 2020/21 ab September anzumerken.
Normalerweise ist dieser Termin Ende April, Anfang Mai im Kulturausschuss einer, auf den sich viele Kulturstadträte schon freuen, weil sie neugierig sind, was in der neuen Saison geboten wird. Neugierig waren sie auch jetzt, aber ebenso voller Sorge darüber, wann überhaupt wieder auf den Brettern, die die Schweinfurter Theaterwelt bedeuten, sich ein Schauspieler, Musiker oder Tänzer dem Publikum präsentieren kann.
Seit 14. März ist das Theater wie alle anderen Kultureinrichtungen in der Stadt wegen der Ausgangsbeschränkungen geschlossen. Wann es weitergeht, ist offen, es regiert das Prinzip Hoffnung, dass die laufende Spielzeit vielleicht doch bis Ende Juni mit dem Restprogramm zu Ende gebracht werden kann. Seinen 15. Spielplan unter diesen Umständen präsentieren zu müssen, damit hätte Christian Federolf-Kreppel vor einigen Wochen nicht mal im Traum gerechnet. Entsprechend stockte ihm immer wieder die Stimme bei seinem Vortrag, war ihm die Sorge wie es weitergehen kann, anzumerken.
Wartungsarbeiten, Kartenverkauf und Mithilfe in anderen städtischen Abteilungen
Die Mitarbeiter im Theater sind trotz Schließung gut beschäftigt. Kasse und Verwaltung sind ebenso besetzt wie die Technik. Wartungsarbeiten und Reparaturen werden laut Federolf-Kreppel vorgezogen, auch die Planung der Sanierung läuft im Hintergrund weiter. Gut ein Dutzend der Theater-Mitarbeiter hilft in anderen städtischen Abteilungen aus oder beim Gesundheitsamt. Einige sind zum Beispiel als Helfer bei der Teststrecke des Gesundheitsamtes in der Ledward-Kaserne, wo Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden.
Das Publikum, so der Theaterchef, halte weiter die Treue und sei verständnisvoll, was ihn sehr freue. "Die Kultur ist Mitte März in voller Fahrt zum Stillstand gebracht worden", so der Theaterleiter. Man wisse momentan noch nicht genau, wann es weitergehe, "dennoch sehe ich hoffnungsvoll in eine Zukunft für uns alle." Man sehne sich danach, "dass unser stilles Haus wieder atmen und leben kann."
Der neue Spielplan umfasst wieder über 100 Programmpunkte und gut 160 Vorstellungen in den bekannten Aboringen. Los geht die Saison am 16. September mit einem Gastspiel des Nachsommer-Festivals mit Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys mit "Liebe, Jazz und Übermut". Die Saison 2020/21 endet mit Tschechows Stück "Iwanow" am 27. Juni, aufgeführt vom Schauspielhaus Bochum.
Federolf-Kreppel will "spannende, fordernde, unterhaltsame Vielfalt" bieten. Er setzt auf Bewährtes im Modernen Tanz, wie immer mit sechs Gastspielen, darunter Peter Breuers gefeiertes Salzburger Ballett. Seit langem mal wieder ein Wagner-Stück gibt es in der Opern-Abteilung, das Theater Ulm bringt "Parsifal" am 10. April. Natürlich gastieren wieder die Bamberger Symphoniker, es kommt das britische Ukulele Orchestra und es gibt vom 12. bis 16. April 2021 Puppenspieltage, dann zum 29. Mal.
Von Seiten der Stadträte gab es Lob für das Programm, "wir freuen uns auf den Tag, wenn die Scheinwerfer im Theater wieder angehen", so Klaus Rehberger (CSU). Darauf freut sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann. Er verwies aber auch darauf, dass die Schweinfurter Kulturlandschaft sehr vielfältig sei und die freien Kulturträger wie Disharmonie, Kino KuK oder Stattbahnhof durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht seien. Um das städtische Theater oder die Museen mache er sich wenig Sorgen, so Hofmann. Er wollte wissen, was die Kulturverwaltung bisher getan habe, um den Freien zu helfen.
Ein direktes Gespräch zwischen Federolf-Kreppel, der auch Kulturamtsleiter ist, und den freien Kulturträgern gab es bisher nicht. Mitte März gab es auf Einladung von Disharmonie-Leiter Jürgen Dahlke ein Krisentreffen, bei dem Federolf-Kreppel aus terminlichen Gründen fehlte. Der Kulturamtsleiter betonte, er sei für Gespräche immer bereit und verwies auf die zahlreichen staatlichen Hilfen für die Kulturschaffenden.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) fügte in seiner Funktion als Kulturreferent an, bisher habe sich kaum jemand aus der freien Szene bei ihm gemeldet und seine Sorgen geschildert. Ein Träger habe bei der Stadt eine Stundung der Miete beantragt, was sofort genehmigt wurde. Die Haushaltslage der Stadt gestalte sich wegen der stark sinkenden Gewerbesteuer schwierig, deswegen sehe er keine Chance für einen Sondertopf für Kultur oder Vereine, so der OB. "Man möge sich äußern", forderte der OB Betroffene aus der Kunst- und Kulturszene auf, sich an ihn zu wenden, wenn es Existenznöte gibt.