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Schweinfurt
Theater Schweinfurt: Warum ohne Sanierung die Schließung droht
Die Planung für die Generalsanierung des Schweinfurter Theaters läuft auf Hochtouren. Welche neuen Probleme aufkamen und wie der Zeitplan für die nächsten Jahre aussieht.
Das markante Dach des Schweinfurter Theaters ist aus Kupfer, es muss neben der Haus- und Bühnentechnik vollständig saniert werden.
Foto: Oliver Schikora | Das markante Dach des Schweinfurter Theaters ist aus Kupfer, es muss neben der Haus- und Bühnentechnik vollständig saniert werden.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Es ist ganz sicher nicht so, dass Theaterchef Christian Federolf-Kreppel im Moment nichts zu tun hätte. Die vergangenen Monate waren wegen der vielen Unwägbarkeiten der Corona-Krise herausfordernd . Wann kann gespielt werden? Vor wie vielen Besuchern? Welches Ensemble hat ein Stück, das den Corona-Hygienebestimmungen gerecht wird?

"Wir wollen spielen, aber nicht mit Ihrer Gesundheit" ist der Slogan des Theaters, mit dem man bei Abonnenten und Besuchern für Verständnis in dieser außergewöhnlichen Lage wirbt. Die halten dem Theater, das seit 1. November wegen der deutschlandweit geltenden Kontaktbeschränkungen wieder geschlossen ist, nach wie vor die Treue, auch wenn die meisten Vorstellungen unter Corona-Bedingungen bisher nicht voll waren. Dennoch: "Die, die da waren, waren glücklich", erzählt Christian Federolf-Kreppel.

Mit einem strikten Hygienekonzept konnte das Theater im Sommer geöffnet werden, nun ist es seit 1. November wegen der deutschlandweit geltenden Kontaktbeschränkungen wieder geschlossen.
Foto: Oliver Schikora | Mit einem strikten Hygienekonzept konnte das Theater im Sommer geöffnet werden, nun ist es seit 1. November wegen der deutschlandweit geltenden Kontaktbeschränkungen wieder geschlossen.

Neben dem Corona-Spielplan und der Frage, ob und wenn ja wie es im Winter überhaupt weitergehen kann, beschäftigt den Theaterchef noch ein weiteres großes Thema: die Generalsanierung. Seit gut zwei Jahren wird diese nun konkret geplant, wenn alles gut geht, ist Mitte 2022 Baubeginn und Mitte 2024 alles fertig.

Bei den Haushaltsberatungen war die Sanierung natürlich Thema, als Baureferent Ralf Brettin und Finanzreferentin Anna Barbara Keck alle Projekte vorstellten und erläuterten, wie man weiter vorgehen wolle und ob man aussteigen könne. Den derzeitigen Planungsstand des 42-Millionen-Projektes hatte die Verwaltung vor einer Woche lediglich nicht-öffentlich dem Bauausschuss vorgestellt.

Ohne Förderung des Freistaates kann sich Stadt Sanierung nicht leisten

Finanzreferentin Keck machte bei den Haushaltsberatungen klar, dass ohne eine entsprechende Förderung – in Aussicht gestellt sind durch den Freistaat 75 Prozent der förderfähigen Kosten – die Stadt sich die Sanierung des 1966 eröffneten Hauses nicht aus eigener Kraft leisten kann. Die Konsequenz wäre klar: "Wenn die Sanierung nicht kommt, verlieren wir im Frühjahr 2022 die Betriebsgenehmigung", betont Christian Federolf-Kreppel. Er wisse, dass es "ein großes Brett ist, das wir hier bohren" und ist froh über die Unterstützung in der Verwaltung und durch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sowie den Stadtrat, der das klare Signal gesandt hat, die Sanierung in jedem Fall durchzuführen.

Die Bühnentechnik im Theater wird ebenfalls erneuert. 
Foto: Oliver Schikora | Die Bühnentechnik im Theater wird ebenfalls erneuert. 

Nötig ist sie aus verschiedenen Gründen. Zum einen muss das markante Kupferdach vollständig erneuert werden, es ist seit Jahren undicht. Dann geht es um die Haustechnik von Wasser, Abwasser, Lüftung bis Strom, die dem Stand der 1960er Jahre entspricht. Teilweise sind Leitungen in den Mauern verlegt, wenn sie kaputt gehen, sind die Schäden umso schwerer zu reparieren.

"Wenn die Sanierung nicht kommt, verlieren wir im Frühjahr 2022 die Betriebsgenehmigung."
Theaterchef Christian Federolf-Kreppel.

"Nichts an dieser Sanierung ist Luxus", betont Federolf-Kreppel. Außerdem sind neben dem Brandschutz und der Bühnentechnik, die nicht mehr modernen Ansprüchen genügt und in Sachen Arbeitsschutz-Richtlinien geändert werden muss, weitere Themen dazu gekommen, unter anderem Schadstoffe im Baumaterial der 1960er Jahre.

Blick aus dem Technik-Raum auf den Zuschauersaal. Die markanten Einfassungen der Lampen an den Wänden müssen abgebaut werden, um eine Schadstoff-Sanierung der Wände zu ermöglichen.
Foto: Oliver Schikora | Blick aus dem Technik-Raum auf den Zuschauersaal. Die markanten Einfassungen der Lampen an den Wänden müssen abgebaut werden, um eine Schadstoff-Sanierung der Wände zu ermöglichen.

Im Zuschauerraum wird sich wenig verändern, die so genannten Pyramidalkörper an den Seitenwänden, hinter denen sich das Licht verbirgt, müssen aber abgebaut werden, um die Schadstoff-Sanierung der dahinter liegenden Wände zu ermöglichen. "Wenn alles fertig ist, gibt es eine bessere Akustik, aber man wird von der Sanierung selbst als Zuschauer wenig sehen", so Federolf-Kreppel.

Einen neuen Bühnenturm gibt es aus Kostengründen nicht, aber neue Räume, die man nach heutigen Gesetzen braucht. Mehr Sozialräume, mehr Toiletten, zum Beispiel, auch eine andere Verteilung der Werkstätten. Die nötigen neuen Räume werden durch eine Erweiterung in Richtung der Straße "An den Schanzen" auf zwei Geschossen unterirdisch realisiert. Nicht möglich ist aus statischen Gründen der Bau einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die auch bei der Denkmalschutzbehörde auf wenig Gegenliebe gestoßen wäre.

Die Kulissen werden im Theater noch mit Handzügen bedient. Das ist nicht mehr erlaubt, es wird aus Sicherheitsgründen auf motorbetriebene Seilzüge umgestellt.
Foto: Oliver Schikora | Die Kulissen werden im Theater noch mit Handzügen bedient. Das ist nicht mehr erlaubt, es wird aus Sicherheitsgründen auf motorbetriebene Seilzüge umgestellt.

Für die Abonnenten am wichtigsten ist der Zeitplan und die Frage, ob das Theater geschlossen werden muss während der Sanierung. Die Antwort ist: Ja, muss es. Die detaillierte Planung für die europaweite Ausschreibung der Gewerke wird im Moment vorbereitet, genauso wie die von Finanzreferentin Anna Barbara Keck geforderte genaue Klärung, wie viele Zuschüsse genau zu erwarten sind.

Sanierungsbeginn im Sommer 2022, Wiedereröffnung Mitte 2024

Läuft alles ideal, ist nach Abschluss der Saison 2021/22 im Sommer 2022 Baubeginn. Die Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 könnten nicht im Theater stattfinden. Christian Federolf-Kreppel überlegt aber, ob man ein stark verkleinertes Programm in einer anderen Spielstätte zeigen könnte, zum Beispiel der Stadthalle. Die 6500 Abos würden ausgesetzt und zur Spielzeit 2024/25 wieder beginnen. Eine endgültige Entscheidung des Stadtrates wird nach Vorliegen aller Daten im Sommer 2021 erwartet, hatte Anna Barbara Keck bei den Haushaltsberatungen erklärt.

Während der Sanierung plant der Theaterchef regelmäßige Baustellenführungen und Informationen, um die Theaterbesucher mitzunehmen und die Vorfreude auf erfüllende Theaterabende nach der Sanierung aufrecht zu erhalten.

 
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