Die Liste der anstehenden Aufgaben für die Stadt Mellrichstadt ist lang. "Es gibt viele Projekte, an denen wir derzeit arbeiten", sagte Bürgermeister Michael Kraus bei der Bürgerversammlung in der Oskar-Herbig-Halle. Die Ausweisung von Bauplätzen, der Spielplatz an der Stadtmauer, die Sanierung der Realschule, Nahwärme, die Umrüstung der Straßenlampen auf LED sowie der Dauerbrenner Sportbad füllen die Agenda. Während die meisten Vorhaben noch in der Planung sind, ist ein Mega-Projekt für das gesamte Streutal nicht zu übersehen: Der Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims am Hainberg ist Mellrichstadts größte Baustelle.
Die anstehenden Aufgaben muss die Stadt alleine stemmen: Nach sieben Jahren Unterstützung erhält Mellrichstadt in diesem Jahr erstmals keine Stabilisierungshilfe vom Freistaat Bayern, bedauerte der Bürgermeister. Der Bescheid mit der Begründung liege noch nicht vor, so Kraus, jedoch könnte ein Grund darin liegen, dass Mellrichstadt zwar einen Schuldenstand von 4,2 Millionen Euro aufweist, allerdings auf Rücklagen in Höhe von zehn Millionen Euro zurückgreifen kann. "Wir stehen auf den ersten Blick gut da, aber angesichts der laufenden Projekte relativiert sich das schnell wieder", sagte der Stadtchef dazu.
Bauplätze in Mellrichstadt und den Stadtteilen sind gefragt
Geld investiert die Stadt derzeit in die Ausweisung von Bauland in der Kernstadt sowie in den Stadtteilen Sondheim/Grabfeld und Bahra. In Mellrichstadt werden 19 Bauplätze am Hainberg in Richtung Suhlesturm entstehen, und auch das ehemalige Brauerei-Areal der Bürgerbräu soll zu Bauland werden. Hier ist ein Investorenwettbewerb geplant, um das zentral gelegene Areal bestmöglich zu vermarkten.
Ein Projekt, das die Stadt seit drei Jahren beschäftigt, ist das Freizeitgelände an der Stadtmauer. "Wir haben lange auf den Förderbescheid der Regierung warten müssen", nannte der Bürgermeister als Grund, warum die Umsetzung der Pläne so lange auf sich warten lässt. Nun muss als erstes die Stadtmauer in diesem Bereich saniert werden, dann kann das Drei-Millionen-Euro-Projekt angepackt werden. 600.000 Euro beträgt dabei der Eigenanteil der Stadt.
Einen Antrag auf Förderung hat die Verwaltung auch für den Abriss der alten Gewächshäuser am Bahnhofsweg gestellt. Wie das Gelände zwischen künftigem Freizeitareal und Bahnhof einmal gestaltet werden soll, sei derzeit noch offen, beantwortete Kraus entsprechende Nachfragen aus den Reihen der Bürger. Die Vorschläge reichten von Mehrfamilienhäusern bis hin zu einer kleinflächigen Bebauung wie einer Tiny-House-Siedlung.
Dauerbrenner-Thema Sportbad: Hoffen auf die Förderprogramme
Das Hallen-Freibad liegt den Mellrichstädtern am Herzen, das wurde beim Bürgerforum wieder deutlich. Eine Machbarkeitsstudie für eine Sanierung liegt vor und wurde bereits bei zwei Förderprogrammen ins Rennen geschickt. Insgesamt steht die Summe von 22 Millionen Euro im Raum. Fünf Millionen Euro sind für eine separate Technik für das Freibad angesetzt, so dass auch im Falle einer Hallenbadschließung im Sommer für Badespaß in der Stadt gesorgt ist. 30.000 Badegäste haben sich in diesem Sommer im Sportbad erfrischt, die Zahlen sprechen für sich, so Kraus. Natürlich soll nach Möglichkeit auch das Hallenbad erhalten bleiben. Für dessen Sanierung werden nach derzeitigem Stand rund 17 Millionen Euro fällig.
Hat die Stadt einen Plan B in der Tasche, wenn keine Fördergelder aus den Hilfsprogrammen fließen? "Das wäre für uns eine große Enttäuschung", antwortete Kraus auf diese Frage aus dem Forum. Derzeit ruhen alle Hoffnungen darauf, dass Gelder bereitgestellt werden. Wenn dem nicht so wäre, müsste die Stadt möglicherweise andere Kommunen nach dem Vorbild eines Zweckverbands um Unterstützung bitten. "Der halbe Landkreis nutzt das Sportbad für Schwimmunterricht und zum Sport, aber die Stadt ist allein für die Finanzierung zuständig. Darüber könnte man nachdenken."
Sanierung der Ignaz-Reder-Realschule geht weiter
Die Sanierung der Ignaz-Reder-Realschule ist ein weiteres Mammut-Projekt in Mellrichstadt. Die Stadt hat bereits in Maßnahmen im Komplex des alten Krankenhauses investiert, weil die alten Fachräume für den Unterricht schlichtweg gebraucht werden.
Zudem wurden zwei Zimmer im Obergeschoss zu Horträumen umfunktioniert, weil auch die Nachfrage nach Betreuungsplätzen groß ist. "Bis zu 100 Grundschulkinder können nun mittags beaufsichtigt werden", verkündete Kraus, das Angebot hat sich durch den Umbau fast verdoppelt.
Nun stehen im Gebäude der ehemaligen Mittelschule Sanierungs- und Brandschutzmaßnahmen an. Insgesamt investiert die Stadt 3,5 Millionen Euro in den Erhalt der Realschule.
Nahwärmenetz am Hainberg geplant
Nahwärme boomt. Auch in Mellrichstadt soll zunächst im Bereich der Ignaz-Reder-Straße ein Nahwärmenetz entstehen, geplant von der Rhöngas GmbH. Rund 100 Anwohner haben bereits ihr Interesse bekundet, so Michael Kraus. Wie er informierte, wird es dazu in wenigen Monaten eine Bürgerveranstaltung geben, in der der Bauträger sein Projekt vorstellen wird.
Gute Nachrichten gibt es auch für Autofahrer: Die Staatsstraße 2292 wird im kommenden Frühjahr zwischen dem Hainhof und dem Stadtteil Frickenhausen ausgebaut, so die Versicherung des Staatlichen Bauamts gegenüber der Stadt. Damit wird ein Lückenschluss von Mellrichstadt bis kurz vor die Geckenauer Kreuzung erreicht. Und auch der Straßenausbau zum Mellrichstädter Grünabfallplatz wird 2023 endlich angepackt.
Stadt will Straßenlampen auf LED umrüsten
Um Energie zu sparen, hatte die Stadt geplant, die Straßenlampen in Mellrichstadt nachts abzuschalten. Das ist laut Bürgermeister aber nicht so einfach, da sicherheitsrelevante Punkte weiterhin dauerhaft beleuchtet werden müssen und sich einzelne Straßen nicht abkoppeln lassen. Daher wolle man die Straßenbeleuchtung Zug um Zug auf LED umrüsten. Den Kosten für die Maßnahme stehe die hohe Energieeinsparung von 75 Prozent gegenüber, so Kraus.
Der Bürgermeister lobte die gute Flüchtlingsarbeit in Mellrichstadt, für die das Solidaritätsteam verantwortlich zeichnet. 58 Geflüchtete aus der Ukraine sowie 140 Personen aus anderen Nationalitäten sind derzeit im Stadtgebiet untergebracht, informierte er.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Statistik: Die Einwohnerzahlen in Mellrichstadt und den Stadtteilen sind mit 4000 und 5551 stabil. Das führt Kraus auf das gute Angebot an Kinderbetreuung, Schulen, städtischen Einrichtungen und kulturellen Angeboten zurück. Auch die örtlichen Firmen tragen mit ihren Arbeitsplätzen dazu bei. "Wir wollen dafür sorgen, dass Mellrichstadt liebens- und lebenswert bleibt", gab er als Devise aus.