Hier will gut Ding sprichwörtlich Weile haben: Bereits 2019 hatte der Mellrichstädter Stadtrat die Weichen für die Umgestaltung des ehemaligen Gärtnerei-Geländes zwischen Bauerngasse und Bahnhof gestellt. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin die Planung samt Förderantrag auf den Weg gebracht, um mit Hilfe von Zuschüssen aus der Städtebauförderung ein attraktives Freizeitgelände an der Stadtmauer zu schaffen. Im März 2021 waren schließlich die Bagger angerückt und hatten die alten Gebäude auf dem Areal abgerissen. Das Gelände ist seit über einem Jahr geräumt, doch getan hat sich seither nichts. Zumindest nichts Sichtbares. Und viele Bürger fragen sich: Warum dauert es so lange, bis mit dem Bau der Anlage begonnen wird?
In der Stadtverwaltung hat man derweil die Hände nicht in den Schoß gelegt. Wie Bürgermeister Michael Kraus im Gespräch mit dieser Redaktion informiert, sind im Zuge der Neugestaltung formale Richtlinien zu beachten, die Zeit brauchen. Insbesondere, was den Bau der geplanten Aussichtsplattform an der Stadtmauer betrifft. Auf der Grundmauer an der Malpforte, wo jahrzehntelang ein großes Gewächshaus stand, soll nämlich eine Terrasse mit Steg installiert werden, die vom Bahnhofsweg aus ebenerdig erreicht werden kann. Und das hat zu viel Schriftverkehr zwischen der Verwaltung und der Regierung von Unterfranken geführt.
Intensive Feinabstimmung mit der Regierung
"Zum einen war für die Planung des Gebäudes an der Stadtmauer eine intensive Feinabstimmung mit der Regierung nötig, da vonseiten der Behörde sichergestellt werden soll, dass sich das Gebäude visuell an die Stadtmauer anschmiegt", so Kraus. Diverse Nachbesserungen waren nötig, die jeweils eingearbeitet wurden, aber das Vorhaben entsprechend verzögert haben. Zum anderem sei lange unklar gewesen, welches Vergabeverfahren bei diesem Projekt erforderlich ist, sagt der Bürgermeister.
Jetzt endlich, zwei Jahre nach der Antragstellung, flatterte die freudige Nachricht ins Rathaus: Die Aufträge können vergeben werden. Dazu bewilligt die Regierung von Unterfranken der Stadt in einer ersten Rate Städtebauförderungsmittel in Höhe von 1.123.200 Euro. Insgesamt wird das Projekt mit voraussichtlich 2.643.200 Euro gefördert.
Verwaltung bereitet Ausschreibungen für die Gewerke vor
Was ist nun als nächster Schritt geplant? Zunächst, so der Stadtchef, wird die Stadtmauer im oberen Bereich des Areals saniert, anschließend sollen das Gelände modelliert und Wege angelegt werden. Zu guter Letzt werden die Spielgeräte aufgestellt, die Attraktion wird dabei die große Kletterpyramide in der Mitte des Areals sein. Die Verwaltung bereitet derzeit die Ausschreibungen für die verschiedenen Gewerke vor.
Läuft ja jetzt, könnte man meinen. Doch weit gefehlt. Die Stadt muss sich gleich auf die nächsten Hürden einstellen. "Bauzeitpläne sind derzeit nur äußerst schwierig einzutakten", sagt Bauamtsleiter Christian Roßhirt. Denn die Frage ist: Finden sich Baufirmen, die den Auftrag in nächster Zeit noch unterbringen? Und wie schaut es mit der Verfügbarkeit von Baumaterial aus? Sind die Spielgeräte überhaupt lieferbar? Und wie schlägt sich die derzeitige Situation auf den Märkten im Preis für die Anlage nieder?
Preissprünge wurden nach Möglichkeit bereits einkalkuliert
Kalkuliert wurde die Umgestaltung des Areals in eine Freizeitanlage im Jahr 2019. Seither hat es gewaltige Preissprünge gegeben. Ursachen sind bekanntermaßen der Krieg in der Ukraine sowie die Inflation. Laut Bürgermeister Kraus sind die Kosten bei den jeweiligen Feinabstimmungen aber auch im Bereich der Möglichkeiten angepasst worden, so dass sich die Steigerungen im Endergebnis nicht ganz so gravierend auswirken dürften. Insgesamt rechnet die Verwaltung mit Kosten von 3,367 Millionen Euro, wobei die Stadt den Höchstfördersatz von 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten für sich beanspruchen kann. Rund 660.000 Euro verbleiben nach der Kalkulation dann noch bei der Stadt.
Dass fast drei Jahre vergehen, bis nach einer Entscheidung des Stadtrats für eine Baumaßnahme die Bagger endlich anrollen können, stellt den Stadtchef nicht zufrieden. "Diese Verfahren dauern einfach zu lange, das ist den Bürgern oftmals nur schwer klarzumachen." In den Bürgerversammlungen erklärt er daher stets, wie aufwendig das bürokratische Procedere ist und dass es dementsprechend viel Zeit braucht, bis Projekte umgesetzt werden können. "Das sollte künftig deutlich vereinfacht werden und schneller gehen", wünscht er sich für die Zukunft.
Stadt hält an der Planung fest: Anziehungspunkt für Familien
Eine Überlegung, aufgrund der steigenden Kosten das Vorhaben nicht mehr umzusetzen, hat es laut Michael Kraus aber in den vergangenen Monaten nicht gegeben. "Wir halten an der Planung fest und sehen im Freizeitareal einen neuen Anziehungspunkt für Mellrichstadt." Dafür lohne sich die Investition. Das Geld der Stadtchef gut angelegt: "Wir rechnen damit, dass Familien gern nach Mellrichstadt kommen werden, um ihre Freizeit auf dem neuen Areal zu verbringen und somit auch Leben in die Stadt bringen", kündigt der Bürgermeister an.
Nach all der Wartezeit freut sich Kraus auf den Baustart, der nach jetzigem Stand im Herbst geplant ist. "Schön, dass wir jetzt endlich anfangen können." Jetzt müssen nur noch die Baufirmen mitspielen.