Das Leben ist nicht "Wünsch-dir-was". Vor allem nicht in Haushaltsdiskussionen. Mitunter hilft es aber, Gedanken frei fließen zu lassen, Wünsche und Visionen zu entwickeln. Die Redaktion hat Bad Neustädter jenseits der Stadtpolitik befragt, welche Projekte sie gerne in der Kreisstadt finanziert sähen. Wofür würden Menschen in Bad Neustadt Geld ausgeben, stünden sie in der Verantwortung?
1. Daniel Weipert, 30, Herschfeld, aktiv im JUZE-Verein, diverse Ehrenämter
"Für den Ausbau der Fahrradwege", sagt der 30-jährige Daniel Weipert. Beim Bürgerworkshop im Rahmen des Integrierten Mobilitätskonzepts der Stadt Bad Neustadt wurde ihm klar: Viele Radwege sind nicht durchgängig, sondern enden irgendwo in der Stadt. Das wünsche er sich anders. Als Mitglied des Bund Naturschutz plädiert er außerdem für "mehr Grün in der Innenstadt".
Am Thema "Unterstützung für einkommensschwache Menschen" dürfe keinesfalls gespart werden, so das Mitglied der Tafel. Im Bereich Jugendarbeit sei bisher viel städtisches Budget in Gebäude und Infrastruktur-Maßnahmen geflossen. Gut fände Weipert, wenn da mehr im Bereich Personal investiert werde. Der 30-jährige Herschfelder denkt beispielsweise an einen Sozialarbeiter, der die Arbeit der Ehrenamtlichen im JUZE hauptberuflich ergänzt.
2. Herta Oltsch, 71, Gartenstadt, Rentnerin
Herta Oltschs Investitionswunsch ist überschaubar. Das Thema liegt der 71-jährigen Rentnerin aus der Gartenstadt dennoch seit längerer Zeit am Herzen: "Ein größerer Sonnenschirm auf dem Marktplatz." Sonntags lausche sie gerne dem Standkonzert in der Innenstadt. Doch ihr Mitgefühl mit den Musikern, Oltsch spielt selbst Saxofon, sei immens. "Die Menschen tun mir gottserbärmlich leid. Eine Stunde lang brennt denen die Sonne auf den Kopf." Im vorigen Jahr sei einer der Musiker kollabiert. Auch bei Regen sei der ungeschützte Standort nicht schön.
Ein zweites Thema, das ihr am Herzen liegt: Diskutiert werde dieser Tage viel über Ausgeh-Angebote für Jugendliche. Oltsch wünscht sich, dass man darüber hinaus die "jungen Erwachsenen" nicht aus dem Blick verliere.
3. Andrea S. Gertz, 55, Brendlorenzen, freiberufliche Künstlerin
"Als Künstlerin wünsche ich mir einen Laden, der Künstlerbedarf verkauft", sagt Andrea S. Gertz, freischaffende Künstlerin aus Brendlorenzen. Für Bad Neustadt erhofft sie sich Investitionen in einen florierenden Einzelhandel und kleine, feine, individuelle Geschäfte statt Leerstand in der Innenstadt. "Keine 08/15-Läden oder Ketten. Ich versuche möglichst viel vor Ort zu kaufen." Gerade beim Künstlerbedarf gelinge das aber nicht.
Auch mehr Cafés und Orte der Begegnung würden zur Belebung der Innenstadt beitragen, findet die 55-Jährige. "Es fehlen Plätze, an denen man sich spontan, ohne Voranmeldung treffen kann." Mit Konzepten wie dem kreativen Montag, bei dem Bürger eingeladen seien, sich in den Räumlichkeiten des Kunstvereins kreativ zu betätigen, versuche sie derzeit schon mit Gleichgesinnten gegenzusteuern.
4. Merle Schwarzmann, 15, Schülersprecherin der Realschule Bad Neutstadt
"Mehr kulturelle Angebote" explizit für die Jugend, das wünscht sich Merle Schwarzmann, Schülersprecherin der Realschule Bad Neustadt. Die 15-Jährige erinnert sich gerne an das Mark-Forster-Konzert vergangenes Jahr. "Es wäre schon echt cool, wenn so was öfter stattfinden würde."
Was ihre Mitschüler und sie außerdem toll fänden: "Einen Stadtstrand, wie es einen in Bad Kissingen und Schweinfurt gibt". Als Standort könnte sie sich einen Strand nahe des Bad Neustädter Gymnasiums an der Brendbrücke vorstellen. "Da würde sich dann auch ein Kiosk lohnen." Oder einen klassischen Stadtstrand in den Saalewiesen. Was Bad Neustadt außerdem fehle: Angebote wie ein Escape Room, ein Minigolfplatz oder eine digitale Schnitzeljagd durch die Innenstadt, wie es sie beispielsweise in Würzburg schon gebe. Das spreche einerseits Touristen an, aber auch Einheimische könnten ihre Heimatstadt so besser kennenlernen. "Das kommt dort total gut an."
5. Karl-Wilhelm "Kalli" Wehner, 68, Gastwirt vom "Gasthof am Markt" in Bad Neustadt
"Überholte Parkautomaten am Marktplatz", dafür plädiert Karl-Wilhelm Wehner, Gastwirt des Gasthofs am Markt. Der 68-Jährige ist Bad Neustädter durch und durch und quasi auf dem Marktplatz aufgewachsen. "Wir müssen zur Uhr", sei ein Satz, den er häufig von seinen auswärtigen Essensgästen höre. 30 Minuten können sie auf dem Kurzzeitparkplatz vor seinem Gasthof stehen. Spargel kann er in der Zeit nicht servieren. Informiert er über die Langzeitparkplätze im Umfeld, "bin ich meine Gäste los", so seine Erfahrung.
In seinen Augen müsste wenigstens 60 Minuten Parken an dieser Stelle möglich werden. Außerdem, findet Wehner, bräuchte der Automat eine Brötchen-Taste, die kostenloses Halten für circa eine Viertelstunde erlaubt, etwa um ein Rezept in der Apotheke einzulösen. Zuletzt sollte ein neu installierter Automat auch wechseln können. "So viele Leute kommen und lassen sich von mir 50-Cent-Stücke eintauschen." Statt konkreter weiterer Investitionen hat der Gastwirt Ideen für "Nicht-Einnahmen": Erwische der Verkehrsüberwachungsdienst einen Ortsunkundigen beim Falschparken, wünscht sich Wehner "mehr Fingerspitzengefühl" und öfter mal einen netten Hinweis statt des kostenpflichtigen Strafzettels. "Wir leben ja auch von den Fremden."
Tipp für seine Gäste: Einfach ein paar Münzen ins Handschuhfach legen....